WENN DIE LUST ENTLAMMT
sie ihn gehalten hatte.
Aber sie war ja auch nicht die Frau, die sie vorgab zu sein.
Stimmt. Du hast ihm zuerst eine oberflächliche, aber wagemutige Zicke vorgespielt, und jetzt versteckst du dich in seiner Garage, weil du Angst davor hast, zur Abwechslung echte Gefühle zu haben.
Der Gedanke ließ sie zusammenzucken. Sie wollte es leugnen, aber je länger sie überlegte, desto mehr wurde ihr klar, dass es stimmte. Ihre finanzielle Unabhängigkeit würde nicht das Geringste bedeuten, wenn sie weiterhin ihrem alten Schema folgte und jedes Mal davonlief, wenn sie auch nur das kleinste bisschen Interesse für einen Menschen empfand.
Mallory lauschte und hörte aus einiger Entfernung Gabriels Stimme. Sie folgte dem Klang und betrat eine große Küche, deren schwarze Granitarbeitsflächen vor Sauberkeit blitzten. Mallory ging weiter und kam zum Wohnzimmer, mit seinem riesigen Kamin, den burgunderroten Ledermöbeln und einem bemerkenswert schönen Orientteppich. Dort blieb sie kurz stehen, um zu lauschen, und fuhr erschrocken zusammen, als plötzlich ein zotteliger Hund auf der anderen Seite an einer gläsernen Schiebetür vorbeisprang. Wieder Gabriels Stimme folgend, ging Mallory einen holzgetäfelten Flur entlang und fand Gabriel schließlich in einem Raum, der offenbar sein Arbeitszimmer war.
Wie Mallory sich schon gedacht hatte, telefonierte er, eine Hüfte lässig an den riesigen Mahagonischreibtisch gelehnt. Was sie allerdings nicht geahnt hatte, war, dass er Jacke und Krawatte abgelegt, die oberen Knöpfe an seinem Hemd geöffnet und die Ärmel hochgeschoben hatte.
Ihr Mund wurde ganz trocken beim Anblick seiner muskulösen Unterarme.
„Das ist großartig, Jake.“ Er runzelte kurz die Brauen vor Überraschung, als er Mallory an der offenen Tür sah. „Was?“ Er hob einen Finger, um ihr zu verstehen zu geben, dass er in einer Minute fertig sein würde. „Ja, ich werde mit Cooper reden.“ Er lachte. „Ja, ich glaube auch, dass er nicht besonders erfreut sein wird.“
Der Klang seines Lachens ließ Mallory vor Erregung erschauern. Bestürzt fragte sie sich, was wohl geschah, wenn er sie berührte. Denn das würde er tun, das wusste sie plötzlich ganz sicher. Etwas ganz Wesentliches hatte sich zwischen ihnen verändert, als sie sich bei „Annabelle’s“ begegneten, und wie sie heute auf der Party eingesehen hatte, gab es kein Zurück mehr.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Anziehungskraftzwischen ihnen sie zueinanderführte. Warum sollten sie also noch länger warten? Warum räumten sie die sexuelle Spannung, die zwischen ihnen herrschte, nicht ein für alle Mal aus der Welt?
Der Gedanke, dass sie die Situation selbst in die Hand nehmen könnte, war eindeutig verführerisch. Jetzt könnte Gabriel einmal zur Abwechslung aus dem Gleichgewicht geraten. Außerdem würde es nur Sex sein, und Sex wurde ihrer Erfahrung nach sowieso überbewertet wurde. Sie würden miteinander schlafen und dann …
Was dann? Einen Moment war sie erstaunt, dass sie nicht wusste, wie es weitergehen würde. Aber dann wurde ihr klar, dass gerade das der springende Punkt war. Wenn sie erst miteinander im Bett gewesen waren, würden sie wissen, wie es weitergehen sollte.
Mallorys Entschluss war gefasst. Sie hob die Arme und zog eine Haarnadel nach der anderen aus ihrer Frisur und ließ sie achtlos auf den Teppich fallen. Dann fuhr sie sich mit den Fingern durch die Locken und schüttelte leicht den Kopf, sodass ihr glänzendes goldbraunes Haar ihr auf die Schultern fiel.
Knappe drei Meter von ihr entfernt, richtete Gabriel sich plötzlich ganz gerade auf.
Ihre Blicke trafen sich, als Mallory anfing, den Reißverschluss ihre Kleides zu öffnen und es dann langsam von ihren Schultern gleiten zu lassen. Sie bewegte verführerisch die Hüften, sodass es endgültig an ihrem Körper hinunterrutschte. Bis auf einen lavendelfarbenen BH, den dazu passenden Tangaslip und die teuren Designerschuhe hatte sie nichts mehr an. Sie stieg gelassen über das Kleid, das auf dem Boden lag, sah Gabriel an und wartete ab.
„Hör zu, Jake“, sagte Gabriel abrupt, „ich muss da … etwas erledigen. Ich rufe dich morgen zurück.“ Ohne den Blick von ihr zu nehmen oder auf die Antwort seines Bruderszu warten, legte er auf.
Das Geräusch des Hörers, der auf der Festnetzstation landete, kam Mallory in der plötzlichen Stille seltsam laut vor. Gabriel sagte immer noch nichts. Er ließ sich einfach Zeit, um Mallory eingehend von oben bis
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