WENN DIE LUST ENTLAMMT
war, ehrlich zu ihm zu sein.
Mallory holte tief Luft und zwang sich, ihren Griff umGabriel ein wenig zu lockern, damit sie sich zurücklehnen und ihm in die Augen sehen konnte, als sie anfing zu reden.
„Ich war am Anfang nicht ganz ehrlich zu dir, als ich sagte, ich sei bankrott“, sagte sie leise. „Ich war unverantwortlich, und ich verprasste mein Geld auf leichtsinnige Weise, aber … Mein Vater hat nicht nur seine zahlreichen Investoren bestohlen, Gabriel. Er hat sich auch aus meinem Treuhandfonds bedient.“
Gabriel spannte sich unwillkürlich an. „Du lieber Himmel, Mallory. Warum hast du mir das nicht gesagt?“
„Weil es niemanden außer mir etwas anging. Und ich …“ Sie zögerte, weil ihr die Worte schwerer fielen, als sie geahnt hatte. „Ich schämte mich dafür, dass er mir so etwas antun konnte. Ich meine, ich wusste zwar, dass ich sehr weit unten auf der Liste seiner Prioritäten stand. Irgendwo über einer makellosen Maniküre, aber weit unter der Frau, mit der er gerade ins Bett ging. Als Kind tat ich alles, was ich konnte, um seine Aufmerksamkeit zu erregen, aber meinem Dad war ich vollkommen egal.“
Sie seufzte und schob die Hand in sein Hemd. Die Wärme seiner Haut beruhigte sie ein wenig, und die nächsten Worte gingen ihr schon leichter von den Lippen. „Ich glaube, da erkannte ich endlich, dass es keinen Sinn hatte, und kam zu dem Schluss, dass wenn er sich nicht für mich interessierte, dann würde ich es auch nicht mehr tun – weder für ihn noch für sonst irgendetwas. Ich wollte einfach Spaß haben. Als er dann verschwand, merkte ich, wie sehr es wehtat. Das war ziemlich hart für mich. Und dann merkte ich auch noch, dass er sogar mein Geld gestohlen hatte …“
„Dieser egoistische Mistkerl.“ Einen Moment lang hatte Gabriel sich nicht im Griff und sah unglaublich gefährlich aus. Aber dann drückte er Mallory zu ihrer Überraschung wieder fest an sich zu. Trotz seiner zärtlichen Umarmungspürte sie aber die Anspannung in seinem Körper. „Wenn ich das geahnt hätte …“ Er unterbrach sich, aber der grimmige Ton in seiner Stimme sagte alles.
„Es hätte keinen Unterschied gemacht, weil es ja nicht nur sein Fehler war. Bevor er sich aus dem Staub machte, habe ich mich nur um mich gekümmert und habe überhaupt nicht gemerkt, was um mich herum geschah. Und als ich dann endlich begriff, was er getan hatte und was ich ihm erlaubt hatte zu tun, weil ich selbst so unglaublich gleichgültig gewesen war, kam ich mir so dumm vor. Ich schäme mich, es zuzugeben, aber ich wusste nicht, was ich tun sollte. Also unternahm ich eine Weile gar nichts, und das hat alles natürlich nur noch schlimmer gemacht.“
Gabriel strich ihr sanft über das Haar. „Du hattest einen Schock erlitten.“
„Vielleicht.“ Sie seufzte tief. „Im Grunde hatte ich einfach noch immer nichts kapiert. Man musste mich erst aus dem Haus werfen und dann aus dem Hotel, wo ich hingezogen war, damit ich erkannte, dass ich mich selbst um mich kümmern musste, wenn ich überleben wollte. Und weil ich es richtig anfangen und sozusagen reinen Tisch machen wollte, verkaufte ich das einzig Wertvolle, was mir noch geblieben war: den Schmuck meiner Großmutter, und bezahlte damit meine Schulden. Im Nachhinein wurde mir natürlich klar, dass es ein großer Fehler war, keinen Notgroschen behalten zu haben, denn ich konnte ja nicht sicher sein, ob ich einen Job finden würde, mit dem ich mich über Wasser halten konnte. Das Wichtigste bei allem ist aber, Gabriel, dass ich mich nie wieder so fühlen will.“ Sie legte den Kopf in den Nacken und sah ihn an. „So als wäre ich zu dumm oder unfähig, selbst meinen Lebensunterhalt zu verdienen.“
Ein seltsamer Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. „Mallory, du bist keins von beidem.“
„Jetzt vielleicht nicht, aber ich war es. Deswegen kann ich dir auch gar nicht sagen, wie viel es mir bedeutet hat, dass du mich nicht bedrängt hast, alles so zu machen, wie du es wolltest.“
„Mallory …“
„Nein, nicht.“ Sie legte einen Finger auf seinen Mund. „Du brauchst nichts zu sagen. Gib mir nur … Ich brauche dich, Gabriel. Liebe mich.“
Sie spürte, wie er zusammenfuhr. Gerührt und erstaunt, dass sie ein so starke Wirkung auf ihn hatte, gab sie ihm einen Kuss auf die Wange, dann auf die Augenwinkel und dann zog sie eine Spur zarter Küsse am Kinn entlang, bis sie seinen Mund erreichte.
Sie küsste ihn ganz sanft auf die Lippen.
Der Kuss war
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