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Wenn die Mandelblueten bluehen

Wenn die Mandelblueten bluehen

Titel: Wenn die Mandelblueten bluehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Brooks
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dick oder dünn, groß oder klein. Wenn eine Frau selbstbewusst und wirklich mit sich zufrieden ist, dann ist sie schön, egal, wie sie aussieht."
    "Sie finden übergewichtige, unansehnliche Frauen tatsächlich genauso attraktiv wie schlanke Schönheiten?" erkundigte Daisy sich sarkastisch und funkelte ihn aufgebracht an.
    Sein durchdringender Blick sagte ihr, dass sie viel zu heftig reagiert hatte.
    "Bevor ich meine Frau heiratete, hatte ich eine Freundin, die einen Meter fünfundsechzig groß war und neunundachtzig Kilo wog. Sie war eine der schönsten Frauen, die ich jemals gesehen habe." Sein scharfer Unterton bewies, dass Slade gereizt war, weil sie ihm nicht glaubte. "Nach herkömmlichen Maßstäben hätte jeder Josephine für reizlos gehalten, aber wenn man ihr in die Augen sah, entdeckte man ihre Schönheit."
    "Warum haben Sie dann nicht Josephine statt Ihrer Frau geheiratet?" Sobald sie das gesagt hatte, hielt sie sich entsetzt den Mund zu. Wie konnte sie nur so taktlos sein? "Es tut mir Leid, Slade", sagte sie schnell, bevor er etwas erwidern konnte.
    "Das war unverzeihlich."
    Lange sah er sie mit funkelnden Augen an. Schließlich lehnte er sich zurück und strich sich durchs Haar. "Nicht unverzeihlich, höchstens unsensibel. Da wir uns aber ganz offen unterhalten, könnte man sagen, dass die Frage verdient war."
    "Ach, könnte man?" Ihr brannten die Wangen. Woran lag es, dass Slade ihre schlimmsten Seiten zum Vorschein brachte?
    "Ich habe Josephine nicht geheiratet, weil sie unerwartet gestorben ist", antwortete er nach einer kurzen Pause. "Sie war eine leidenschaftliche Seglerin und ist bei einem Törn verunglückt."
    "Oh, das tut mir ehrlich Leid!" Sie schämte sich zutiefst.
    "Unsere Beziehung begann drei, vier Monate vor dem Unglück, und ob sie sich zu einer Ehe entwickelt hätte, kann ich nicht sagen", fuhr er ungerührt fort. "Ich weiß nur, dass Josephine eine hinreißende Frau war."
    Daisy nickte und wünschte, das Thema wechseln zu können.
    Ihr war bisher nicht bewusst gewesen, wie sehr Ronalds Untreue sie verbittert hatte. Ihr Exmann schätzte attraktive Frauen, vor allem wenn sie zudem reich waren, aber bestimmt gab es Männer, die sich nicht nur von einem hübschen Gesicht und einer perfekten Figur beeindrucken ließen - möglicherweise sogar derartig gut aussehende, charismatische und einflussreiche Männer wie Slade Eastwood. Sie fand es nur schwer, das zu glauben.
    "Und was ist mit Ihnen?"
    Die Frage riss Daisy aus ihren Gedanken. "Wie bitte?"
    "Was suchen Frauen Ihrer Meinung nach bei ihrem Partner?
    Was erwarten Sie von einem Mann, Daisy?"
    "Ich?" Sie verschränkte die Finger unter dem herabhängenden Tischtuch und wünschte, wenigstens einen Bruchteil von Slades Selbstsicherheit zu besitzen. "Ich ... weiß es nicht", antwortete sie stockend. "Vermutlich Rücksichtnahme, Zärtlichkeit ... solche Eigenschaften."
    Slade nickte nachdenklich, dann sah er sie durchdringend an.
    "Ich frage Sie jetzt nicht, ob Ihr Mann diese Eigenschaften besessen hat, denn es geht mich nichts an", sagte er ausdruckslos. "Ich bezweifle allerdings, dass er rücksichtsvoll und zärtlich war. Ach, da bringt der Wirt Obst und Käse. Sie möchten bestimmt auch Kaffee, oder?"
    "Kaffee?" wiederholte sie benommen, dann nickte sie. "Ach so! Ja, gern."
    In der folgenden Viertelstunde unterhielten sie sich über so unverfängliche Themen wie die Landschaft Südtirols und die häuslichen Verhältnisse in Festina Lente, aber während jeder Sekunde war Daisy sich Slades Nähe überdeutlich bewusst. Er hatte ihr Empfindungen in Erinnerung gerufen, die sie noch nicht genauer analysieren wollte, weil es zu schmerzlich war.
    Sie schwor sich, ihre Gefühle in Zukunft streng unter Kontrolle zu halten. Kein Mann sollte sie jemals wieder zum Narren halten, und das konnte sie nur erreichen, indem sie jeden auf Abstand hielt. Andernfalls würde sie nie innere Ruhe finden.
    Am Nachmittag kamen sie in Meran an, und Daisy war von der Stadt begeistert. Sie lag geschützt inmitten hoher Berge, umgeben von Obst-und Weingärten. Die Luft war mild und von Oleander-und Magnolienduft erfüllt, üppig bunte Blumenbeete säumten die Promenade entlang der schäumenden Passer und verwandelten die Parks und Vorgärten in wahre Schmuckstücke.
    Slades Villa lag am Stadtrand, und als sie sich dem Anwesen näherten, beugte Daisy sich vor, gespannt auf den ersten Eindruck. Sie fuhren durch ein schmiedeeisernes Tor auf eine lange, geschwungene Auffahrt.

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