Wenn die Mandelblueten bluehen
allerdings, weil sie eine Stütze brauchte. "Verdirb Francesco nicht den Tag."
"Ich muss unter vier Augen mit dir sprechen." Ronald sah aus, als könnte er kein Wässerchen trüben, ein Ausdruck, den er sehr gut beherrschte, der sie nun aber, wie Daisy erleichtert feststellte, überhaupt nicht beeindruckte.
Nach dem anfänglichen Schock über das unerwartete
Wiedersehen war sie überrascht, wie wenig es ihr ausmachte.
Sie betrachtete Ronald, sah einen kaltherzigen, egoistischen, eitlen Mann und fragte sich, wie sie jemals hatte glauben können, ihn zu lieben. Sie hatte das Bild geliebt, das er von sich gezeichnet hatte, die Fassade, hinter der sich sein wahrer Charakter verbarg. Damit war es endgültig vorbei! Und nun wurde ihr bewusst, dass sie das Wiedersehen nicht so lange hätte vermeiden sollen. Sie war allemal stärker als er. O ja!
"Möchtest du allein mit ihm reden, Daisy?" erkundigte Slade sich.
"Nein. Es gibt nichts Persönliches mehr zu besprechen. Von mir aus kann die ganze Welt zuhören. "
"Daisy, du weißt, was ich für dich empfinde." Ronald war rot geworden.
Er will nicht wahrhaben, dass ich mit ihm fertig bin, dachte Daisy ungläubig. Nach allem, was er ihr angetan hatte, besaß er die Unverschämtheit, anzunehmen, dass er sie mit einigen schönen Worten umstimmen konnte. Sein Selbstbewusstsein war wirklich phänomenal.
"Ich liebe dich, Daisy. Das musst du mir glauben! Ich habe dich immer geliebt und werde dich immer lieben."
"Dein Pech", erwiderte sie kühl. "Außerdem stimmt es nicht.
Du liebst nur dich, du bist der einzige Mensch, den du jemals geliebt hast." Er hatte Jenny nie erwähnt, obwohl er von ihrem Tod gehört hatte - es war ihm im Grunde gleichgültig gewesen.
"Gib mir noch eine Chance, und ich beweise dir, wie sehr ich dich liebe."
Claudia schwieg, doch Daisy war nicht entgangen, dass sie aufmerksam zuhörte. Sie wandte sich ihr zu. "Ich weiß nicht, was Sie sich von Ihrer Einmischung versprochen haben oder wozu Ronald Sie zu überreden versucht hat, aber für mich ist er endgültig gestorben. Er existiert für mich einfach nicht mehr."
Nun wandte sie sich wieder Ronald zu. "Dir gebe ich keine zweite Chance, Ronald. Ich habe dich bisher gehasst, aber sogar damit räume ich dir, wie mir jetzt klar wird, einen zu großen Stellenwert in meinem Leben ein. Du hättest nach unserer Scheidung bei Susan bleiben sollen."
"Scheidung?" fragte Claudia Ronald anklagend. "Davon haben Sie mir nichts gesagt. Sie haben behauptet, Daisy wäre Ihre Frau."
Daisy wurde das alles zu viel. Sie fühlte sich elend, wollte es sich allerdings nicht anmerken lassen. Wenn Ronald eine Schwäche bei ihr bemerkte, würde er es gegen sie verwenden, das lag einfach in seiner Natur. Und sie wollte ihn nie mehr wieder sehen.
"Du hast dir gedacht, du bringst ihn her, damit er Daisy bloßstellt?" fragte Slade seine Schwiegermutter. "Als was denn?
Als entlaufene Ehefrau? Als Ehebrecherin? Das wolltest du doch, oder? Wenn du nicht Francescos Großmutter wärst, würde ich alles daransetzen, dich nie mehr zu sehen. Und Sie ..." Mit zusammengekniffenen Augen blickte er Ronald drohend an.
"Sie haben Ihre sechzig Sekunden gehabt."
"Slade, denk an Francesco!" drängte Daisy und umklammerte Slades Arm, doch Ronald hatte die Botschaft verstanden und eilte, wie von Hunden gehetzt, über den Rasen davon.
Daisy beobachtete seinen jämmerlichen Abgang und fragte sich erneut, wie sie sich jemals in Ronald hatte verlieben können. Es ließ sich nur so erklären, dass sie damals sehr jung gewesen war, dazu naiv und vertrauensselig. Sie hatte sich von seinen schönen Worten blenden lassen, und er war so redegewandt, dass er einem alles einreden konnte.
"Soll ich auch gehen, Slade?" fragte Claudia. Hoch erhobenen Hauptes stand sie da, den Blick unverwandt auf ihren Schwiegersohn gerichtet, und widerstrebend bewunderte Daisy ihre Unbeugsamkeit.
"Das soll Daisy entscheiden", erwiderte Slade und legte demonstrativ den Arm um sie.
Sie war ihm dafür dankbar, denn sie wollte nicht
ausgerechnet vor Claudia Morosini umfallen. Nachdem sie einmal tief durchgeatmet hatte, sagte sie ruhig: "Bitte bleiben Sie, Signora Morosini. Francesco soll heute mit allen Verwandten feiern."
Es lag Claudia nicht, sich zu entschuldigen, aber sie machte wenigstens kein so finsteres Gesicht mehr. Sie nickte kurz und wandte sich mit gesenktem Blick ab. Sie hatte die Schlacht, wie sie alle wussten, verloren.
"Das sollte es in Zukunft einfacher
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