Wenn die Mandelblueten bluehen
machen, mit ihr umzugehen", bemerkte Slade leise.
Ja, für ihn und Francesco bestimmt, dachte Daisy. Ihre Zukunft war jedoch nicht mit seiner verbunden, auch wenn sie wünschte, es wäre anders. Liebe war wie ein Minenfeld, über das man mit verbundenen Augen ging. Sie, Daisy, hatte es im Gegensatz zu Jenny überlebt, dass sie sich in Ronald geirrt hatte, doch die Narben würde sie ein Leben lang behalten. Sich sehenden Auges nochmals in diese Gefahr zu begeben wäre seelischem. Selbstmord gleichgekommen.
"Der Zauberer hat seine Vorstellung beendet", erklärte sie und löste sich von Slade. Ja, der Zauber war verflogen, und die Welt wirkte plötzlich grau und öd.
9. KAPITEL
Die folgenden Wochen waren schwer zu überstehen. Slade war nur noch an den Wochenenden den ganzen Tag über in Festina Lente, dann musste er wegen einer neuerlichen Krise in seiner Firma für längere Zeit ins Ausland. Daisys Kummer nahm jedoch zu.
Es gab so vieles, das ihr Slade auch während seiner Abwesenheit in Erinnerung rief, nicht zuletzt Francesco, der das lebende Abbild seines Vaters war. Ja, sie dachte jede Minute an Slade, und ihr wurde immer deutlicher bewusst, dass sie den Job als Kindermädchen nicht mehr lange ausüben konnte.
Wie aber sollte sie den Jungen verlassen, der ihr so sehr ans Herz gewachsen war? Während der Ausbildung hatte man sie immer wieder vor dem Fehler gewarnt, sich für ein bestimmtes Kind zu sehr zu interessieren, doch bei Francesco war es ihr einfach passiert. Er war bezaubernd, und auch wenn er gelegentlich ungezogen oder schlecht gelaunt war - ein ganz normales Kind eben -, war er so liebenswert, dass sie ihr Herz an ihn verloren hatte.
An einem herrlichen Sommertag saß Daisy im Garten und beobachtete den Jungen, der mit Queenie auf dem Rasen herumtobte. Die Rosen, Marios ganzer Stolz, dufteten betäubend, und Bienen summten um die prachtvollen Blüten. Es war ruhig und friedlich, aber sie glaubte nicht, dass sie jemals inneren Frieden finden würde.
Immer wieder hatte sie sich gesagt, dass sie ihre Gefühle endlich in den Griff bekommen musste, weil es andernfalls bedeuten würde, dass Ronald sie besiegt hatte. Allerdings war es nur ihr Verstand, der ihr das riet, ihr Herz reagierte nicht darauf.
Slade war ganz anders als Ronald, doch gegen die Furcht, wieder enttäuscht zu werden, konnte sie mit Logik nichts ausrichten. Und je deutlicher ihr klar wurde, wie sehr sie Slade liebte, desto größer wurde ihre Angst, nochmals belogen und betrogen zu werden.
Seufzend lehnte Daisy sich auf der Liege zurück und schloss die Augen. Nachts schlief sie schlecht, sie hatte keinen Appetit, kurz gesagt, sie war in einer jämmerlichen Verfassung - und sie verabscheute sich, weil es ihr nicht gelang, sich
zusammenzureißen.
Als sie an den Umschlag dachte, der auf ihrem Frisiertisch lag, seufzte sie wieder. Am Vorabend hatte sie ihr Kündigungsschreiben verfasst, und sie wollte es Slade geben, sobald er wieder in Festina Lente war. Sie würde nur so lange bleiben, bis er ein neues Kindermädchen gefunden hatte und sie sich sicher sein konnte, dass der Junge sich bei ihrer Nachfolgerin wohl fühlte. Dann hieß es Abschied nehmen.
Seine Mutter hatte gesagt, Slade brauchte eine Frau, die ihn glücklich machte, und sie, Daisy, wusste, dass sie es nicht konnte. Sie würde ihn mit ihrem Misstrauen quälen, sich ihm niemals wirklich hingeben können, aus Angst, dass sich ihre tragische Geschichte wiederholte. Und deshalb blieb ihr nichts anderes übrig, als einen Schlussstrich zu ziehen.
Daisy war beinah eingenickt, als sie Francesco sagen hörte:
"Daisy, da kommt jemand." Es klang zögernd.
Sie öffnete die Augen und blickte, von der Sonne geblendet, zum Haus. Dann erschreckte sie Francesco, als sie plötzlich aufsprang und laut rief: "Mom? Bist du es wirklich, Mom?"
"Guten Tag, Liebes", grüßte ihre Mutter fröhlich, als wäre es etwas völlig Normales, um die halbe Welt zu seiner Tochter zu reisen, ohne sich vorher anzukündigen. "Violet und Rose kommen gleich nach, sie sind noch im Haus und reden mit Slade."
Sie umarmten sich herzlich und lachten und weinten ein bisschen und redeten gleichzeitig, bis sie eine ernst klingende Stimme neben sich hörten: "Wie geht es Ihnen? Ich bin Francesco, und ich freue mich sehr, Sie kennen zu lernen."
Wo bleiben nur meine Manieren? fragte Daisy sich
schuldbewusst und stellte den Jungen ihrer Mutter vor.
Dann kamen auch schon ihre Schwestern vom Haus
herbeigeeilt,
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