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Wenn die Nacht dich kuesst...

Wenn die Nacht dich kuesst...

Titel: Wenn die Nacht dich kuesst... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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verbotene und delikate Vergnügungen zu stillen, dass niemand von ihnen zu wispern wagte.
    Caroline erschrak, als ein leises Stöhnen aus dem Dunkel vor ihr erklang. Unwillkürlich machte sie einen Schritt auf das Geräusch zu, fürchtete, dass jemand in Bedrängnis sein könnte. Wie es sich herausstellte, war das genau der Fall, allerdings handelte es sich um eine andere Form von Bedrängnis, als sie zunächst angenommen hatte.
    Nur wenige Schritte abseits des Weges hatte ein Mann eine Frau gegen den glatten Stamm eines Holunderbaumes gedrängt. Dass sie ohne Rücksicht auf ihre Umgebung nur halb bekleidet waren, war irgendwie noch schockierender, als wären sie nackt gewesen. Der Rock des Mannes und sein Hemd hingen von seinen sonnengebräunten Schultern, und die Röcke der Frau waren hochgeschlagen, gaben den Blick frei auf Seidenstrümpfe und einen milchweißen Schenkel. Der Mann überschüttete die volle Brust, die aus dem Ausschnitt des Kleides gerutscht war, mit Zärtlichkeiten und Küssen. Seine andere Hand war unter den Röcken der Frau verschwunden.
    Caroline konnte sich nicht im Entferntesten vorstellen, was er mit ihr dort anstellte, dass sie sich derart schamlos wand und stöhnte.
    Gegen ihren Willen beschleunigte sich ihr Atem, und ihr wurde seltsam heiß. Die glasigen Augen der Frau öffneten sich langsam, und sie schaute Caroline über die Schulter ihres Gefährten an. Ihre vom Küssen geschwollenen Lippen verzogen sich zu einem selbstzufriedenen Lächeln, als wüsste sie um ein erlesenes Geheimnis, das Caroline nie erfahren würde.
    Die Kapuze ihres Umhanges hochziehend, um ihre flammend roten Wangen zu verbergen, eilte Caroline an dem Liebespaar vorüber. Am liebsten hätte sie kehrtgemacht und wäre zurückgegangen, aber sie ertrug die Vorstellung nicht, noch einmal an dem Liebespaar vorbeizukommen. Wenn sie einfach weiterging, konnte sie sicherlich aus diesem verwirrenden Labyrinth aus Wegen herausfinden.
    Mehrere Minuten lang begegnete ihr keine Seele. Ihr Unbehagen wuchs mit jedem Schritt, so wie auch das rhythmische Rascheln der Blätter hinter ihr.
    »Das ist nur der Wind«, sagte sie sich, marschierte aber trotzdem schneller.
    Ein Zweig knackte im Gebüsch zu ihrer Rechten. Sie fuhr herum, die Hand auf dem heftig pochenden Herzen. Obwohl sie ihre Augen anstrengte, gelang es ihr nicht, auch nur die kleinste Bewegung auszumachen, dennoch konnte sie das Gefühl nicht abschütteln, dass jemand — oder etwas — sie aus den Schatten heraus beobachtete. Sie spürte etwas Bösartiges, das abwartete, bis sie in ihrer Wachsamkeit nachließ. So rasch war die Jägerin zur Gejagten geworden.
    Sie wirbelte herum, um zu rennen. Sie hatte kaum drei Schritte gemacht, als sie gegen eine Männerbrust prallte. Wenn der Aufprall ihr nicht die Luft geraubt hätte, der Atem des Mannes hätte es bestimmt. Offensichtlich hatte er mehr als seinen Teil von dem gehaltvollen Vauxhall-Punsch getrunken, den die regelmäßigen Besucher der Gärten so lobten. Die Alkoholschwaden in seinem Atem waren stark genug, ihr die Augen tränen zu lassen.
    Sie blinzelte, um klarer sehen zu können, und konnte erkennen, dass er schlaksig, hellhaarig und kaum alt genug für einen Bart war. Seine Nase zierten Sommersprossen. Von seinem hohen Biberfellhut her zu schließen und dem exquisiten Schnitt seines Abendrockes, war er auch ein Gentleman.
    »Verzeihen Sie, Sir«, sagte sie, und Erleichterung erfasste sie, während sie um Atem rang. »Ich scheine mich verlaufen zu haben. Vielleicht könnten Sie so freundlich sein, mir den Rückweg zum Grand Walk zu beschreiben?«
    »Nun, was haben wir denn hier?«, säuselte er undeutlich und stützte sie mit einer Hand, während er mit der anderen ihre Kapuze zurückschlug. »Rotkäppchen auf dem Weg zum Haus der Großmutter?«
    Ein zweiter Mann schwang sich hinter ihm aus den Bäumen und landete mit katzengleicher Anmut federnd auf seinen Fußballen. Sein Hut saß schief auf seinen dunklen Locken. »Hat Ihnen niemand gesagt, dass diese Wälder voll sind mit großen bösen Wölfen, die nur darauf warten, kleine Mädchen wie Sie zu verschlingen?«
    Während Carolines erschreckter Blick vom einen zum anderen flog, bemerkte sie, dass diese beiden keine Masken brauchten. Ihre unheimlichen Mienen waren echt.
    Sie versetzte dem Mann, der sie hielt, einen Stoß gegen die Brust, sodass er sie losließ. »Ich bin nicht auf dem Weg zu meiner Großmutter, und ich bin kein kleines Mädchen.« Sie bemühte

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