Wenn die Nacht dich kuesst...
meine Ferien hier verbracht. Warst du es nicht, der mich sogar einmal gebeten hat, es als mein zweites Zuhause anzusehen?«
Ehe Adrian es verhindern konnte, schmolzen die Jahre dahin, und Larkin stand wieder in der Eingangshalle, schlaksig und mit wirrem Haar, so schüchtern, dass er vor einem finster dreinblickenden Wilbury seinen Namen nur stottern konnte.
Mach dir keine Sorgen , hatte Victor lachend gesagt und an Adrian vorbei Larkin einen freundschaftlichen Schubs gegeben. Wilbury frisst nur Cambridge-Schüler.
Die ungebetene Erinnerung rief ihm nur wieder ins Gedächtnis, wie unzertrennlich sie gewesen waren, er, Larkin und Duvalier. Bis Eloisa zwischen sie gekommen war.
Er versuchte immer noch, die Erinnerung abzuschütteln, als Caroline an ihm vorbeischlüpfte und Larkins Arm nahm. Das Misstrauen, das sie dem Mann gegenüber in London gezeigt hatte, schien sich wundersamerweise in Luft aufgelöst zu haben.
Als sie ihn anlächelte und dabei ihre Grübchen sichtbar wurden, sah sogar der unerschütterliche Larkin freundlich aus. »Ich für meinen Teil bin entzückt, Sie hier zu haben, Konstabler. Und ich bin sicher, meine Schwestern werden ebenso erfreut sein.«
»Ich bin reichlich ausgehungert nach zivilisierter Gesellschaft, Miss Cabot«, erwiderte er. »Der junge Julian hier war auf der Hinreise ziemlich langweilig. Er hat darauf beharrt, den ganzen Nachmittag zu schlafen, und jedes Mal ein Mordstheater gemacht, wenn ich versucht habe, die Vorhänge in der Kutsche zu öffnen.«
»Vielleicht können Sie mir, solange Sie hier sind, alles von Ihrer gemeinsamen Zeit mit Lord Trevelyan auf der Universität erzählen.« Sie zog den Konstabler mit sich den Flur entlang und warf Adrian über die Schulter einen unergründlichen Blick zu. »Sagen Sie — hat sich der Viscount in den vergangenen Jahren eigentlich sehr verändert? Oder war er immer schon so ... so respekteinflößend?«
Larkins Antwort war gut zu verstehen. »Genau genommen kann es nicht anders sein, als dass er sehr auf sich und sein Äußeres achtet. Ich könnte beinahe schwören, dass er seit Oxford nicht einen Tag älter geworden ist.«
»Sie passen gut zusammen, als Paar, nicht wahr?«, bemerkte Julian, ohne den Blick von Adrian zu wenden, der seinerseits den beiden nachschaute, wie sie Arm in Arm den Korridor hinabgingen. »Ich habe schon oft gedacht, dass eine hübsche, junge Ehefrau genau das Richtige wäre, um seinen Eifer in andere Bahnen zu lenken.«
Adrian drehte sich um und blickte seinen Bruder unter zusammengezogenen Brauen an. »Musst du nicht deine Stiefel polieren oder deine Halstücher stärken gehen?«
Julian mochte manchmal ein Narr sein, aber er war nicht dumm. Er nahm Adrian den Kerzenleuchter wieder ab und schlenderte lässig von dannen, ein fröhliches Liedchen pfeifend, während sein Bruder im Dunkeln zurückblieb.
Es war gut möglich, dass der Keller von Trevelyan Castle einen mittelalterlichen Kerker beherbergte, aber der Rittersaal war in einen gemütlichen Empfangssalon verwandelt worden. Türkische Teppiche in warmen Rot- und Goldtönen lagen überall im Salon verteilt und hielten die Kälte des mit Steinen gefliesten Bodens zurück. Trotz der hohen, gewölbten Decke, der unverkleideten Balken und der hölzernen Galerie, die sich über alle vier Wände zog, war die Halle behaglich. Dafür sorgten mehrere Sofas, Chaiselongues und üppig gepolsterte Sessel. Argand-Lampen mit Milchglasschirmen brannten auf fast jedem Tisch und hüllten alles in ihr mildes Licht. Die Samtvorhänge waren zugezogen und bannten die Nacht. Caroline bemerkte unweigerlich, dass diese so verhüllten Fenster es unmöglich machten, sich in den Fensterscheiben zu spiegeln.
Sie hatten sich nach einem verhältnismäßig ereignislosen Abendessen in den Salon zurückgezogen. Sowohl Lord Trevelyan als auch Konstabler Larkin schienen eine Art unausgesprochenen Waffenstillstand eingegangen zu sein und ließen vorübergehend die Waffen schweigen, um nicht versehentlich unbeteiligte Zuschauer zu treffen. Da Kane sich mit Vivienne unterhielt und Portia Julian die Noten umblätterte, der am Klavier eine Auswahl der beschwingteren Stücke von Haydn spielte, fand sich Caroline auf dem griechischen Sofa neben dem Konstabler wieder, ein Arrangement, das ihren Absichten durchaus entgegenkam.
Entschlossen stach sie mit der Nadel in das auf einen runden Stickrahmen gespannte Leinen und versuchte, ein Mustertuch fertig zu stellen, das sie vor über einem
Weitere Kostenlose Bücher