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Wenn die Nacht dich kuesst...

Wenn die Nacht dich kuesst...

Titel: Wenn die Nacht dich kuesst... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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nahm er ihre schlaffe Gestalt auf die Arme und trug sie zum Fenster.
    Carolines Protest erstarb ihr auf den Lippen, als sie sah, dass er den überhitzten Körper ihrer Schwester nur der kalten Nachtluft aussetzen wollte. Er stützte sich mit einer Hüfte gegen das Fensterbrett, und seine starken Arme hielten Vivienne mit so unverkennbarer Zärtlichkeit, dass Caroline wegschauen musste.
    Dabei sah sie Larkin auf der Türschwelle, sein durchdringender Blick flog zwischen ihr und Kane hin und her. Der Schatten eines Tadels in seinen Augen mochte nicht mehr als die Einbildung ihres schlechten Gewissens sein.
    »Ein Bote ist gekommen«, unterrichtete er sie knapp. »Der Arzt ist auf dem Weg hierher.«
    Als sie dicht zusammengedrängt im Salon vor Viviennes Schlafzimmer darauf warteten, dass der Arzt seine Untersuchung beendete, begann das trübe Licht der ersten Morgendämmerung den Horizont vor dem Fenster ganz allmählich heller zu färben. Portia hatte sich in der Ecke des damastbezogenen Sofas zusammengerollt, ihre Miene ungewohnt nachdenklich. Larkin ging rastlos im Zimmer auf und ab, seine langen Beine trugen ihn unermüdlich vom Kamin zu der geschlossenen Tür von Viviennes Schlafzimmer und wieder zurück. Caroline saß steif in einem hochlehnigen Stuhl, die Hände im Schoß gefaltet, während Kane an der Wand am Fenster lehnte, in Gedanken verloren.
    Alle außer Kane zuckten zusammen, als die Tür schließlich aufging und der Arzt erschien, gefolgt von dem sommersprossigen Dienstmädchen, das Kane Mattie genannt hatte.
    Obgleich der fragende Blick des Arztes sofort zu dem Viscount glitt, erhob sich Caroline und trat vor, Larkin dicht hinter sich. »Ich bin Caroline Cabot, Sir — Viviennes ältere Schwester.«
    Dr. Kidwell hatte sowohl die Statur als auch das Auftreten eines kleinen, schlecht gelaunten Frosches. Er betrachtete sie finster über den Rand des Drahtgestells seiner Brille, die ihm tief auf der runden Nase saß. »War Ihre Schwester kürzlich ungeschützt den Elementen ausgesetzt? Vielleicht längere Zeit mit Feuchtigkeit in Kontakt gekommen ?«
    Von Erschöpfung gezeichnet, überlegte Caroline angestrengt. »Nun, vor drei Tagen, als wir hier in der Burg ankamen, hat es geregnet. Ich nehme an, Vivienne hätte sich ... «
    »Aha«, rief er triumphierend, ihr einfach ins Wort fallend. »Genau, wie ich es mir gedacht habe! Ich glaube, ich habe den Schuldigen gefunden!.
    Caroline benötigte den letzten Rest ihrer schwindenden Willenskraft, um nicht zu Kane zu sehen.
    Dr. Kidwell schnippte mit den Fingern. Das Dienstmädchen trat schüchtern vor, und er riss ihr etwas aus den Händen, hielt es in die Höhe. Caroline blinzelte, erkannte in dem Gegenstand einen der ledernen Halbstiefelchen ihrer Schwester. Siegesbewusst fuhr der Arzt mit dem Finger zwischen Sohle und Stiefelspitze und zeigte einen klaffenden Spalt.
    Portia und Caroline stöhnten auf. Als Tante Marietta Vivienne nach London eingeladen hatte, hatte Vivienne all die schönen Kleider und Ziegenlederschuhe geerbt, die für Carolines Debüt gedacht gewesen waren. Aber es war nicht genug Geld von ihrer kümmerlichen Apanage übrig geblieben, um ihr neue Stiefel zu kaufen.
    »Da ist noch einer, genauso wie dieser, unter dem Bett«, berichtete der Arzt, »zusammen mit einem Paar zusammengeknüllter Strümpfe, die immer noch feucht sind.«
    Caroline erinnerte sich, wie sie durch den Schlamm auf den Höfen der Poststationen gelaufen waren. Sie schüttelte bestürzt den Kopf. »Es passt genau zu Vivienne, stundenlang in der Kutsche zu fahren, ohne auch nur einmal über Löcher in den Stiefeln oder ihre nassen Strümpfe zu klagen. «
    Larkin legte ihr eine Hand auf die Schulter, drückte sie tröstend. »Miss Vivienne schien an dem Abend meiner Ankunft in bester Verfassung. Sie war ein wenig blass, aber sonst ließ sie sich keinen Hinweis auf ein Unwohlsein anmerken. «
    Die leicht vortretenden Augen des Arztes waren nicht unfreundlich. »Manchmal lauern solche Sachen ein paar Tage in den Lungen, verzehren Kraft und Appetit, ehe sie sich mit ganzer Macht zeigen.«
    Caroline holte tief Luft, ehe sie die schwierigste Frage stellte. »Wird sie sich erholen?«
    »Natürlich. Sie ist jung und kräftig. Ich nehme an, sie wird innerhalb kürzester Zeit wieder auf den Beinen sein. Ich werde die Zutaten und Anweisungen für Senfumschläge dalassen.«
    Caroline nickte, ihr wurden mit ein wenig Verspätung vor Erleichterung die Knie weich. Larkin legte ihr seinen

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