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Wenn die Nacht dich kuesst...

Wenn die Nacht dich kuesst...

Titel: Wenn die Nacht dich kuesst... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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Kleid zu brennen begonnen, war selbst erstaunt über die maßlose Wut, die plötzlich in ihr aufwallte. »Wie kann er es wagen? Was denkt der Mann sich eigentlich, so gegen die Anstandsregeln zu verstoßen? Dir etwas so Persönliches wie eine Halskette zu schenken, war schon ungehörig genug, aber das hier übersteigt alles Dagewesene bei weitem. Wenn es ein Fächer oder ein Paar Handschuhe wären, hätte ich vielleicht über die Frechheit hinwegsehen können, aber das hier, dies ...« Sie deutete mit dem Finger auf das beleidigende Kleidungsstück, unfähig, die richtigen Worte zu finden, um ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen.
    Portia umklammerte das Kleid noch fester, als fürchtete sie, Caroline würde es ihr entreißen. »Oh, bitte! Verbiete Vivienne nicht, es anzunehmen, Caroline! Sie wird darin einfach zauberhaft aussehen.«
    »Ich bin sicher, sie wird, aber ich kann es einfach nicht erlauben. Wenn jemand herausfindet, wo das Kleid herstammt, wäre Viviennes Ruf rettungslos ruiniert. Himmel, es ist genau die Sorte Geschenk, die ein Ehemann seiner ...«
    Carolines Stimme erstarb, als Vivienne langsam den Blick hob und sie anschaute. Ihre Schwester senkte ihre Stimme beinahe zu einem Flüstern, als sie sagte: »Es ist vielleicht anmaßend oder voreilig, aber Lord Trevelyan hat sich in der vergangenen Woche seltsam verhalten. Ich denke, er plant, den Ball als Anlass zu nehmen, mir einen Heiratsantrag zu machen.«
    Zuerst dachte Caroline, das Geräusch von zerbrechendem Porzellan seien ihre unmöglichen Träume, die in tausend Stücke zerbarsten. Dann aber schaute sie auf und sah Konstabler Larkin auf dem Weg stehen. Das Tablett in seinen Händen war leer, aber die zackigen Scherben eines Sevres-Teeservices bedeckten den Boden um ihn herum. Obwohl seine Züge so reglos waren, als seien sie aus Marmor gemeißelt, war der bestürzte Ausdruck in seinen Augen ein Spiegelbild ihrer eigenen Gefühle.
    Er zog den Kopf ein, kniete sich auf die Pflastersteine in die Teepfütze und begann, alles recht wirkungslos mit seinem Taschentuch aufzuwischen. »Das war schrecklich ungeschickt von mir, meine Damen. Zwei linke Hände, fürchte ich. Wenigstens hat das immer meine Mutter gesagt, als ich noch ein Junge war. Es tut mir so entsetzlich Leid. Ich werde ein Dienstmädchen holen, das alles gleich wieder in Ordnung bringt.«
    Ohne eine von ihnen anzusehen, stopfte er sich sein inzwischen nasses Taschentuch wieder in die Rocktasche und ging geradewegs zum Haus zurück.
    Caroline drehte sich um und bemerkte, dass Vivienne ihm mit gerunzelter Stirn nachschaute. »Grässlicher Mann«, stieß sie hervor und zupfte unruhig an der Decke auf ihrem Schoß. »Wenn meine Verlobung mit dem Viscount erst einmal verkündet ist, hat er nicht länger eine Entschuldigung, mich zu belästigen.« Trotz Viviennes mitleidloser Miene war sich Caroline fast sicher, ein verräterisches Glitzern in den Augen ihrer Schwester entdeckt zu haben.
    »Was ist los, Vivienne? Du weinst doch nicht etwa, oder?«, fragte Caroline, über die ungewohnten Launen und Stimmungsschwankungen von Vivienne so erstaunt wie über ihre eigenen.
    Die Feuchtigkeit wegblinzelnd, hob Vivienne ihr Kinn und lächelte sonnig. »Ich denke nicht. Meine Augen sind nur noch ein bisschen lichtempfindlich. Wenn ich weinen sollte, dann lass dir versichern, wären es Freudentränen. Lord Trevelyan wird einen wundervollen Ehemann abgeben, meinst du nicht auch? Himmel, ich würde von jeder Frau der Gesellschaft beneidet.«
    Zärtlich über das Kleid streichend, schaute Portia Caroline flehend an. »Besonders wenn sie sie dieses Kleid hier auf dem Ball morgen tragen sehen.«
    Mit einem Blick in die hoffnungsvollen Gesichter ihrer Schwestern, seufzte Caroline. Ihr Zorn war wie weggeblasen, ersetzt durch ein dunkleres und gefährlicheres Gefühl. »Ich kann nicht gegen euch beide ankommen. Solange niemand herausfindet, dass das Kleid ein Geschenk des Viscounts ist, denke ich, wird es nicht schlimm sein.«
    Plötzlich hatte sie es so eilig, aus Viviennes Nähe zu entkommen, wie Larkin. Sie begann in Richtung Haus zu gehen. »Ich glaube, ich laufe schnell ins Haus und prüfe, ob der Konstabler daran gedacht hat, neuen Tee zu bestellen.«
    Sie war sich Portias besorgten Blickes überdeutlich bewusst, als sie in die Sicherheit des Hauses eilte. Unter den dünnen Sohlen ihrer Schuhe knirschten die Porzellanscherben.
    Caroline verlor keine Zeit, nachdem sie ihr Zimmer erreicht hatte. Sie ging zum

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