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Wenn die Nacht dich kuesst...

Wenn die Nacht dich kuesst...

Titel: Wenn die Nacht dich kuesst... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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Arm um die Taille und stützte sie.
    Portia richtete sich auf und erkundigte sich eifrig: »Was ist mit dem Ball, Sir? Der Maskenball des Viscounts ist in weniger als einer Woche. Wird meine Schwester gesund genug sein, daran teilzunehmen?«
    »Ich denke schon«, antwortete der Arzt. »Machen Sie die Senfumschläge zweimal täglich, und verpacken Sie sie gut, ehe sie nach draußen geht.« Er hielt Caroline warnend einen Zeigefinger unter die Nase. »Und sorgen Sie dafür, dass das Kind neue Stiefel erhält!«
    »Sicher«, versprach Caroline. Sie würde sich darum kümmern, dass ihre beiden Schwestern neue Stiefel bekamen, selbst wenn das bedeutete, dass sie auf den Knien vor Cousin Cecil kriechen musste.
    »Oh, bitte, Sir. Ist sie wach? Können wir sie sehen?«, fragte Portia.
    Der Arzt schaute sie streng an. »Solange Sie versprechen, nicht zu kichern oder auf dem Bett zu hüpfen, junge Dame.«
    »Oh gewiss nicht, Sir! Ich werde so still sein wie ein Mäuschen«, versicherte ihm Portia und rannte ihn beinahe um, als sie zur Tür lief.
    Larkin machte unwillkürlich einen Schritt in Richtung Schlafzimmertür, dann blickte er fragend zu Caroline. Sie nickte und gab ihm damit ihren Segen. Während er Portia in Viviennes Zimmer folgte, führte Mattie den Arzt auf den Flur, sodass Caroline und Kane allein im Salon blieben.
    Caroline blickte auf und sah, dass er sie beobachtete, der Ausdruck in seinen blaugrünen Augen noch unergründlicher als je zuvor. Sie biss sich auf die Lippe, bekämpfte ein Gefühl, das sich gefährlich wie Schuldbewusstsein anfühlte. Sie hatte gezeigt, dass sie zu rasch bei der Hand war, das Schlimmste von ihm anzunehmen. Aber was sonst sollte sie tun, wenn er sich weigerte, sich sogar gegen die absurdesten Beschuldigungen zu verteidigen? Wie konnte er sie dafür verurteilen, dass sie sein Vertrauen verraten hatte, wenn er es ihr überhaupt nicht geschenkt hatte?
    Entschlossen, sich eine Entschuldigung abzuringen, wie unzureichend auch immer sie ausfallen mochte, räusperte sie sich und sagte: »Es scheint, dass ich Ihnen Unrecht getan habe, Mylord. Ich denke, ich schulde Ihnen eine ...«
    »Da irren Sie, Miss Cabot. Sie schulden mir gar nichts.«
    Damit machte er auf dem Absatz kehrt und verließ den Raum, gerade als die ersten Strahlen der Morgensonne über den Horizont kletterten.

14
    Sonnenlicht strömte über die Steinmauer, die den Burggarten umgab, und verwandelte die Pollenteilchen in der Luft in glitzernden Elfenstaub. Unter den grün belaubten Zweigen einer Linde hüpften ein paar Rotkehlchen umher, zwitscherten und waren eifrig damit beschäftigt, die besten Zweige und Moosbällchen für ihr Nest auszusuchen. Eine milde Frühlingsbrise wehte von Osten; sie trug den schweren, süßen Duft blühenden Geißblattes mit sich.
    Während Caroline über den gepflasterten Weg schlenderte, der sich durch den Rasen schlängelte, sehnte sie sich danach, ihr Gesicht der Sonne zuzuwenden. Aber ihr Blick wurde immer wieder wie magisch von dem Turmfenster oben angezogen, das auf den Garten hinausging. Nur eine Fensterscheibe aus Glas trennte sie, doch der sonnendurchflutete Garten mit seiner saftig grünen Vegetation und den flatternden Schmetterlingen hätte gut und gerne eine Welt entfernt liegen können von den düsteren Schatten der Burg. Irgendwo hinter diesen hoch aufragenden Steinmauern schlief ihr Herr, und seine Träume und Geheimnisse kannte nur er allein.
    Kane hatte sich seit Viviennes Erkrankung durch nichts anmerken lassen, ob er ihr verziehen hatte. Er schien das unsichtbare Band zwischen ihnen einfach durchtrennt zu haben. Wenn er immer noch das unwiderstehliche Ziehen spürte, wann immer sie ein Zimmer betrat, verbarg er das hinter einer Maske höflicher Gleichgültigkeit. Es gab kein geistreiches Geplänkel, kein neckendes Funkeln in den Augen, wenn er sie anschaute. Sein Benehmen war über jeden Tadel erhaben, fast, als sei er schon ihr Schwager. Man hätte glauben können, dass sie nie ein mitternächtliches Rendezvous im Lover's Walk gehabt oder den erschütternden Kuss getauscht hätten.
    Obwohl sie weiterhin jede Nacht ihre Balkontür verriegelte, ehe sie zu Bett ging, vermutete Caroline, dass längst keine Notwendigkeit mehr für sie bestand, das zu tun. Sie schlief die ganze Nacht hindurch und wachte mit dem Gefühl auf, als sei ihr etwas genommen worden — als sei jemand gestorben, der ihr am Herzen lag.
    »Bitte, Sir, würden Sie nach mehr Tee läuten?«
    Als Viviennes

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