Wenn die Nacht in Scherben fällt (German Edition)
wir es schaffen. Also, was sagst du?«
Zuerst einmal sagte Nele gar nichts, weil es ihr die Sprache verschlug. Fae wollte… ihren Körper nutzen? Sie konnte sich kaum vorstellen, wie sich das anfühlen sollte. Und was dann geschehen würde, noch viel weniger.
Fae streckte ihr die Hand entgegen. »Ich gebe dir mein Ehrenwort. Wenn die Welt wieder in ihren Fugen ist, werde ich deinen Körper augenblicklich verlassen. Und du wirst natürlich die ganze Zeit dabei sein. Nichts wird ohne dein Wissen oder dein Einverständnis geschehen. Abgemacht?«
Nele musterte Fae eingehend. Das glatte Gesicht, die unergründlichen Augen. Sie hätte nie im Leben beurteilen können, ob diese Katze die Wahrheit sagte. Und sie war schon einmal auf die Lügen einer Katze hereingefallen. Aber was blieben ihr schon für Optionen? Nach Hause gehen und nichts tun? Nein. So ein Mensch war Nele nie gewesen und würde es auch nicht werden. Auch heute nicht. Also streckte sie den Arm aus und ergriff Faes Hand.
Mit überraschend festem Druck schlossen sich Faes schmale Finger um ihre. »Fabelhaft.« Sie lächelte. »Dann brauchen wir jetzt nur noch zu warten.«
Nele nickte stumm. Ja, das mussten sie wohl. Denn auch wenn sie es nach all den Ereignissen der letzten Tage nicht über sich brachte, Seth wirklich etwas Schlechtes zu wünschen, betete sie doch, dass Fae ihre Rache bekommen würde.
Denn dann würde sie auch bald Jari wiedersehen, und diesmal würden sie zusammenbleiben. Solange sie es wollten.
Dreizehntes Kapitel
Seth hatte Neles schlafenden Körper an den sichersten Ort gebracht, der ihm einfiel – und das war, nachdem Jaris Zimmer aufgrund seiner verwandelten Eltern ausfiel, Neles eigenes Zuhause. Natürlich war auch das nicht ganz ohne Risiko, da Seth nicht wusste, ob Neles Mutter nicht vielleicht dort sein würde. Aber wie er gehofft hatte, stand das Auto nicht auf dem Parkplatz vor der Garage, also war sie mit hoher Wahrscheinlichkeit zur Arbeit gefahren und das Haus verlassen.
Nachdem er den Haustürschlüssel aus Neles Hosentasche gefischt und sich so Zutritt verschafft hatte, legte Seth dennoch zunächst das Mädchen aufs Sofa im Wohnzimmer und nahm sich die Zeit, das Haus noch einmal von oben bis unten zu durchstreifen und in alle Räume zu spähen, ob er und Nele wirklich allein waren. Erst dann wollte er sie nach oben ins Bett tragen und sich überlegen, wie er sie wecken konnte.
Aber dazu kam es nicht mehr.
Er war gerade wieder im Wohnzimmer angelangt, als er es spürte. Dieses Ziehen direkt unter seinem Herzen, dort wo Faes Licht in ihm glühte, ganz ähnlich dem Gefühl, das er verspürt hatte, als er Jaris Körper besetzte. Nur diesmal war es umgekehrt, floss aus ihm heraus statt in ihn hinein. Das Licht flackerte und mit ihm Seths Sichtfeld. Er taumelte, griff sich an die Brust und wäre fast auf Nele gestürzt, die noch immer reglos auf dem Sofa lag. Im letzten Augenblick stützte er sich an der Lehne ab und stolperte die verbliebenen Schritte zum Sessel hinüber, ehe er schwer hineinfiel. Nein , dachte er und starrte zu Nele hinüber, das kann nicht sein! Das kann sie nicht getan haben!
Doch ob sie nun etwas damit zu tun hatte oder nicht, es ließ sich nicht aufhalten. Jari – der verlorene Träumer. Er war plötzlich wieder ganz nah. Und er wollte seinen Körper zurück.
Seth stieß ein wütendes Knurren aus, als er spürte, wie erneut etwas – oder jemand – versuchte, ihn aus dem Körper und dem Geist, die er mit so viel Blut und Schweiß zu seinen gemacht hatte, herauszudrängen. Er würde das nicht zulassen! Dieser Menschenjunge sollte sehen, was es hieß, gegen einen Kater zu kämpfen!
Seth schloss die Augen und ließ sich fallen. Es war entschieden – er würde dem Jungen entgegengehen. Es gab eine Grenze, die er nicht übertreten durfte. Und die würde Seth verteidigen, mit allen Mitteln. Auch wenn das hieß, dass er den Träumer, der selbst schon halb zu einem Traum geworden war, für immer auslöschen musste.
Jari flog.
Er schwebte in einem endlosen Nichts, und doch zielstrebig voran wie von einem unsichtbaren Faden gezogen, weiter und weiter, hin zu einem Ziel, das er noch nicht ausmachen konnte.
Um ihn war es dunkel. Aber Jari nahm das kaum wahr, denn in ihm war es noch sehr viel dunkler. Er hatte geschluckt, was Fae ihm gegeben hatte, obwohl er geglaubt hatte, daran zu ersticken; hatte es hinuntergewürgt wie zähflüssigen Teer. Und genauso fühlte es sich noch immer an. Es pulsierte in
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