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Wenn die Nacht in Scherben fällt (German Edition)

Wenn die Nacht in Scherben fällt (German Edition)

Titel: Wenn die Nacht in Scherben fällt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anika Beer
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vorsichtig auf und schlich auf weichen Socken die Treppe hinauf. Nele hoffte sehr, dass ihre Mutter nicht wach wurde, ehe der Film vorbei war, und sich dann wunderte, wo ihre Tochter steckte. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass das passierte, war ziemlich gering. Unter drei bis vier Stunden Sofaschlaf ging bei Mommi für gewöhnlich gar nichts.
    Unter der Schwelle zu ihrem Zimmer fiel noch immer gelbes Licht hindurch. Einen Moment noch blieb Nele reglos vor der Tür stehen und lauschte. Es war nichts zu hören. Aber was für Geräusche hätte Seth auch machen sollen, so ganz allein da drin? Dass sie ihn nicht hörte, musste längst nicht heißen, dass er weg war. Und selbst wenn er es war, würde sich daran auch nichts ändern, wenn sie weiter hier draußen vor der Tür stand. Nele schüttelte über sich selbst den Kopf, betrat den Raum– und atmete unwillkürlich auf.
    Seth war nicht weg. Er hatte sich auf dem Bett zusammengerollt und das Gesicht in der Armbeuge vergraben. Als Nele die Tür öffnete, schreckte er auf, blinzelte verschlafen und sah sie vorwurfsvoll an. Doch seltsamerweise hatte Nele nicht den Eindruck, er sei verärgert, weil sie so lange weggewesen war. Vielmehr schien es, als würde es ihm gar nicht gefallen, beim Dösen gestört worden zu sein. Nele musste unwillkürlich ein wenig lächeln. Wenn sie es noch nicht getan hätte, spätestens jetzt hätte sie ihm geglaubt, dass er eigentlich eine Katze war.
    Seth streckte sich, sodass er mit Zehen und Fingerspitzen je ein Ende des Bettes berührte, richtete sich dann auf und setzte sich im Schneidersitz mitten auf die noch immer zerwühlte Bettdecke, um Nele erwartungsvoll zu mustern.
    Nele räusperte sich und schob leise die Tür wieder ins Schloss. »Entschuldige. Ich hatte meiner Mutter versprochen, dass…«
    Seth riss den Mund zu einem Gähnen auf und wedelte abwehrend mit der Hand. »Habe ich alles gehört.« Er grinste schief. »Aber ich bin sicher, das Warten hat sich gelohnt. Komm her!« Er streckte ihr einladend den Arm entgegen, ganz als sei dies sein Zimmer und Nele nur ein Gast.
    Nele setzte sich ein wenig zögernd zu ihm auf die Bettkante. Es schien, als hätte Seth sich von seinen Schuldgefühlen ganz gut erholt. Zumindest war der Schalk, der schon in der Traumwelt in seinen Augen geblitzt hatte, nun wieder deutlich zu sehen.
    »Also«, sagte sie langsam und musterte ihn kritisch. »Wie sieht er aus, dein fabelhafter Plan?«
    Seth legte den Kopf schief und verengte ein wenig die Augen. »Um den zu erklären, muss ich ein bisschen weiter ausholen. Meinst du, du kannst so lange zuhören, ohne ungeduldig zu werden?« Ein feiner Hauch von Spott schwang in seiner Stimme mit, der Nele schon wieder ein wenig wütend machte.
    »Spuck’s einfach aus, okay?« Sie verschränkte die Arme vor der Brust.
    Seth lachte leise. »Schon gut, Sternenkind. Es geht sofort los. Zuerst musst du verstehen, wie die Traumwelt wirklich funktioniert.« Er musterte sie aufmerksam.
    Nele nickte widerstrebend. »Einverstanden. Ich bin still.« Denn es konnte sicher nicht schaden, etwas über Träume zu erfahren, das sie noch nicht wusste. Selbst– obwohl Nele das eigentlich nicht einmal denken wollte– unabhängig von Jaris Schicksal.
    Seth erwiderte das Nicken. Seine Miene war jetzt wieder ernst. »Nun ist es so«, fuhr er fort. »Jeder Mensch hat seine eigene Traumwelt, zu der nur er Zutritt hat. Diese sogenannten Traumkammern sind streng voneinander getrennt– auch wenn sie trotzdem über einen grenzenlosen Raum miteinander verbunden sind, der sich die Unendlichkeit nennt. Sie liegt hinter dem Nachtglas, das du schon gesehen hast, und das Nachtglas wiederum begrenzt die Traumkammern. Aber darum kümmern wir uns jetzt erst einmal nicht weiter.«
    Nun wäre Nele doch beinahe ein Kommentar herausgerutscht– und mit ihm die Verzweiflung, die die wachsende Verwirrung in ihr auftürmte. Aber ehe sie ihn aussprechen konnte, hatte Seth bereits die Hand ausgestreckt und einen Finger auf ihre Lippen gelegt.
    »Schscht! Du hast es versprochen!« Der Schatten eines Lächelns huschte über sein Gesicht. »Ich weiß, das klingt jetzt alles sehr theoretisch. Aber warte ab, es wird gleich klarer.« Er räusperte sich kurz. »Wie gesagt, betritt jeder Mensch im Normalfall seine eigene Traumkammer, sobald er einschläft und zu träumen beginnt, und verlässt sie wieder, sobald er aufwacht. In Jaris Fall aber…« Seth neigte sich ein Stück vor und starrte Nele eindringlich in

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