Wenn die Schatten dich finden: Thriller (German Edition)
Jordans tiefe Stimme aus dem Ohrstöpsel.
»Ja, zwei haben sich im Büro verschanzt. Und bei euch?«
»Eden und ich haben uns um einen hier oben gekümmert. Ein anderer ist abgehauen, aber Dylan ist ihm nach.«
»Sag Eden, sie soll bleiben, wo sie ist, und komm runter zu mir. Wir überreden sie zu zweit, sich zu ergeben, bevor ich sie einfach über den Haufen schieße.«
Jordan lachte. »Bin unterwegs.«
Noah rief: »Hey, Arschlöcher, ihr seid geliefert. Werft die Waffen weg und kommt raus, sonst werdet ihr garantiert verletzt!«
»Verzieh dich!«, schrie einer der Männer. Der andere schoss.
Halb seufzend, halb lachend, murmelte Noah: »Dachte ich mir.«
Jordan kam zu ihm gelaufen. »Haben sie schon eine neue Platte aufgelegt?«
»Nein, im Moment läuft noch ›Kommt doch und holt uns‹.«
Jordan grinste. »Ich hasse den Song. Mir gefällt die ›Ich komm raus und ergebe mich‹-Operette viel besser.«
»Ich glaube, die kennen sie nicht.«
»Okay. Also, was soll ich tun?«
»Tja, wir könnten darüber reden, was Eden und du Angela zum Geburtstag schenkt.«
Jordan sank neben Noah an die Wand und gab sich übertrieben nachdenklich. »Stimmt, das ist eine schwierige Frage. Wir dachten schon an einen Gutschein für das neue Tattoo-Studio in der Chavez.«
»Mist, dasselbe hatte ich auch überlegt.«
»Was macht ihr Jungs hier?«, fragte Eden, die auf sie zukam und die beiden amüsiert betrachtete.
»Wir reden über Angelas Geburtstagsgeschenk.«
»Ah, hast du ihm etwa unsere Idee verraten, Jordan?«
Jordan zog seine Frau an seine Seite und küsste sie auf die Nasenspitze. »Ja, aber die hatte er sowieso schon selbst.«
»Pech gehabt. Ich habe heute schon einen Gutschein gekauft.«
Noah grinste. »Gabe, bist du so weit?«
»Jap.«
»Dann los.«
Glas splitterte hinter den Männern, als Gabe durchs Fenster krachte. Noah, Jordan und Eden stürmten durch die Tür. Noah flog über den Schreibtisch und landete auf einem der Männer. Er sah nur teigige, schlabberige Haut, die aus einem übergroßen Sweatshirt herausguckte. Zwar war er nicht sicher, aber dies dürfte Morleys Lieblingsschläger sein. Noah hoffte es zumindest. Er drückte ein bisschen fester zu und entlockte dem Kerl gurgelnde Laute. Eden hielt eine Waffe an den Kopf des anderen gerichtet, während Jordan ihm die Hände auf dem Rücken fesselte.
Noah drehte sich zu Gabe. »Hat Dylan den anderen erwischt?«
»Ja. Er musste ihm ein kleines Loch ins Bein schießen, aber ansonsten ist er wohlauf.«
»Schön.« Noah erhob sich von dem schwabbeligen Gefangenen. »Bringt sie runter ins Lagerhaus. Ein paar Leute wollen sich mit ihnen unterhalten, bevor sie in den Knast wandern.«
Gabe zerrte dem Kerl die Hände auf den Rücken und legte ihm Handschellen an. »Hast du schon mit Angela geredet?«, fragte er Noah.
»Nein. Warum? Beim Haus ging doch alles gut, oder?«
»Ja, bestens. Sechs Kinder gerettet, vier Leute in Gewahrsam. Sie wollte dich wegen etwas anderem erreichen. Irgendein Politiker aus Mississippi hat angerufen.«
Noah war aus der Tür und unterwegs zu seinem Wagen, ehe Gabe den Satz beendet hatte. Es konnte nur einen Grund geben, weshalb jemand aus Mississippi anrief. Mitchell .
20
Flache feuchte Krater bildeten sich unter ihren stampfenden Füßen im Sand. Heiße Sonne brannte auf ihrer Haut. Eine leichte Brise wehte, die sie kühlte. Rechts von ihr schwappten die Wellen an den Strand und zogen sich wieder zurück. Links sorgten Hotels, Apartmentblöcke und Strandhäuser für eine bunte Kulisse. Die weißen Sandstrände an der Golfküste von Alabama waren wunderschön, aber der Kontrast, den die teils schwindelerregend hohen Bauten bildeten, war fast genauso atemberaubend. Um sie herum war das Paradies, in ihrem Inneren die Hölle. Der Sonne entgegenlaufend, beschleunigte Samara auf ein quälendes Tempo, in der Hoffnung, sie könnte ihrem gebrochenen Herzen davonrennen.
Noah Lebwohl zu sagen war das Schwierigste gewesen, was sie jemals tun musste. Zu wissen, dass es richtig war, machte es nicht erträglicher.
Nachdem sie sich von ihm verabschiedet hatte, schnappte sie sich ein paar Sachen und fuhr zum Strand. Sie wollte dringend ungestört sein. Hier konnte sie in Ruhe trauern, vor sich hin leiden und am Ende vielleicht endlich ihr Los akzeptieren.
Sie hörte noch die Verletztheit in seiner Stimme, als sie ihm sagte, er müsste sie loslassen. Er hatte ihr gesagt, Schutz wäre alles, was er ihr anbieten könnte. Für Noah
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