Wenn die Schatten dich finden: Thriller (German Edition)
außerdem nicht so unvorsichtig, seinen Namen zu erwähnen. Nur wenige Menschen wussten, wer Noah McCall war oder wie er aussah. Jordan und Eden hatten erklärt, ganz gleich was passierte, seine Identität musste stets geheim bleiben. Womit Samara kein Problem hatte, weil sie sowieso am liebsten gar nicht an den Idioten denken wollte.
Missmutig zwang sie sich, wenigstens ein paar Happen zu essen. Zwei Margaritas bedeuteten, dass sie schon leicht beschwipst war, also brauchte sie etwas, das den Alkohol neutralisierte. Andererseits war Noahs Erscheinen schon reichlich ernüchternd gewesen. Komisch, wie es ihm immer wieder zu gelingen schien, sie nüchtern zu machen.
Nachdem sie zweimal um den Wohnblock gefahren war, stieß Samara einen Fluch aus. Sie musste wohl oder übel in einiger Entfernung parken und die restliche Strecke bis zu ihrer Haustür laufen. Sie war erst seit ein paar Monaten in Birmingham, und weil sie anfangs noch nicht wusste, ob ihr das Leben in den Südstaaten zusagte, hatte sie sich vorerst nur eine Wohnung gemietet. Inzwischen war sie zu dem Schluss gekommen, dass es ihr im Süden gefiel, und deshalb würde sie sich bald nach einem Haus umschauen. Sie war es jetzt schon leid, in einer Sardinenbüchse zu leben. Schließlich war sie in einem sehr großen, lebendigen Haus aufgewachsen, mit riesigem Garten, mehreren Hunden und Katzen sowie zig anderen Tieren, die ihre Brüder dauernd irgendwo auflasen, und ihr fehlte der Luxus eines abgeschiedenen Zuhauses.
Zum Glück fand sie schließlich einen gut beleuchteten Parkplatz, stieg aus und nahm ihre Handtasche in die eine, die Schlüssel in die andere Hand. Kurz vor dem Hauseingang musste sie stehen bleiben, um den Fersen riemen an ihrem Schuh zu verschieben, der ihr eine Blase gerieben hatte. Sie zurrte den Riemen weiter nach unten und richtete sich auf.
Harte, muskulöse Arme umfingen sie, nahmen sie regelrecht gefangen. Ein großer Körper drückte sich von hinten gegen sie, und eine Hand bedeckte ihren Mund, um ihren Aufschrei zu ersticken. Ihr Herz raste, während Samara erstickte Flüche gegen die Riesenpranke pustete und merkte, wie ihre Füße jede Bodenhaftung verloren.
Wild trat sie nach hinten aus, zielte auf die Schienbeine oder eine empfindlichere Stelle. Die Arme klemmten sie noch fester ein, wodurch sie in Panik geriet. Wollte er sie erdrücken? Ihre Arme waren an ihre Seiten gepresst und ihre Beine nutzlos. Sie zappelte und wand sich, entschlossen, den Schweinehund nicht gewinnen zu lassen.
Auf einmal strich warmer Atem über ihr Ohr, und eine vertraute Stimme raunte: »Ganz ruhig. Ich tue dir nichts.«
Zorn von der Gewalt eines Tsunamis packte sie. Wie konnte er es wagen!
2
Angestachelt von ihrer Wut, kämpfte Samara umso verbis sener. Zuvor war sie vor allem verängstigt gewesen. Jetzt war sie außer sich vor Zorn. Die Arme hielten sie noch fester umklammert, und Samara wusste, dass er ihr entweder alle Luft aus der Lunge drücken würde, bis sie ohnmäch tig wurde, oder sie sich selbst mit ihrer sinnlosen Gegenwehr erschöpfte. Nichts würde das von ihr gewünschte Ergebnis bringen, das in der Gelegenheit bestand, dem Mistkerl endlich eine zu verpassen. Mit dieser reizvollen Vorstellung im Sinn, erschlaffte sie in seinen Armen.
»So ist es brav. Jetzt lass uns reden.«
Samara rührte sich nicht. Solange er sie so festhielt, musste er bloß seine Armmuskeln anspannen, und sie wäre wieder hilflos. Also konzentrierte sie sich darauf, erschlafft und atemlos zu wirken.
»Samara, alles okay?« Er schüttelte sie ein bisschen, und Samara hatte ihre liebe Not, nicht zu grinsen, so sehr freute sie sich auf den Moment, in dem sie den Spieß umdrehte.
»Mist«, murmelte er, »du bist so winzig … ich wusste nicht …«
Blitzschnell hatte er sie auf seine Schulter gewuchtet wie einen Sack Weizen und lief los. Samara war diese Aktion so peinlich, dass sie am liebsten schreien wollte. Doch sie riss sich zusammen und wartete ab, was geschehen würde. Während sie auf seiner Schulter auf und ab wippte, gingen ihr sehr viele Gedanken durch den Kopf. Der erste war, wie ein Mann mit einer Erwachsenen auf der Schulter so schnell laufen konnte, ohne auch nur schwerer zu atmen. Der zweite war die Frage, wo zur Hölle er sie hinbrachte. Und dann kam ihr ein Gedanke, bei dem ihr Magen rebellierte. Was würde er tun, wenn ihre zwei Margaritas, die Chips mit Salsa und die Fajita auf seinem Hintern landeten, weil ihr schlecht wurde?
Binnen einer
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