Wenn Die Seele Verletzt Ist
mit der Note „gut“. Die therapeutische Begleitung nutzte sie, um ihren Alltag besser zu bewältigen, und war rundherum zufrieden.
An dieser Stelle einige Informationen über Psychopharmaka. Die modernen Präparate haben nichts mehr mit den Medikamenten zu tun, die noch vor zehn Jahren eingesetzt wurden. Sie werden heute wirklich genau den Bedürfnissen des Patienten entsprechend dosiert und häufig nach der wenige Wochen dauernden Einstellungszeit gut vertragen. Süchtig machen nur Präparate, die sofort wirken. Dies trifft vor allem für Medikamente zu, in denen der Wirkstoff Benzodiazepin enthalten ist. Er befindet sich in Tranquilizern oder den sogenannten „Happypillen“. Viele kennen eher die handelsüblichen Namen wie „Valium“ oder „Lexotanil“. Diese Mittel sollten nur unter ärztlicher Aufsicht im Notfall benutzt werden, denn sie wirken sofort und machen nach spätestens zwei Wochen körperlich so abhängig, daß ein Entzug in der Klinik unumgänglich ist.
Antidepressiva und Neuroleptika, Mittel, die gegen Schizophrenie und psychotische Erkrankungen eingesetzt werden, wirken dagegen erst nach ungefähr drei Wochen und können demnach nicht süchtig machen. Sie dienen dazu, den aus den Fugen geratenen Stoffwechsel im Gehirn wieder zu normalisieren. Obwohl die meisten Betroffenen die Medikamente nicht gerne nehmen, berichten sie doch, daß ihnen das Mittel hilft, ihren normalen Alltag zu bewältigen. Aus diesem Grund sind Psychopharmaka in überwiegendem Maße ein Segen und die unerwünschten Wirkungen werden besonders von den an schweren Depressionen und an Schizophrenie Erkrankten gerne in Kauf genommen. Diese Medikamente ermöglichen ihnen ein relativ normales Leben mit ihren Familien in den eigenen vier Wänden. Wenn wir bedenken, daß im Gegenteil zu früher heute nur noch ein geringer Prozentsatz der chronisch psychisch erkrankten Menschen dauerhaft in der Psychiatrie leben muß, ist dies vor allem den Psychopharmaka zu verdanken.
Abschließend ein Wort zu Ritalin, wobei für uns außer Frage steht, daß dieses Medikament viel zu häufig und zu sorglos gegeben wird. Die meisten halten Ritalin für ein Beruhigungsmittel, mit dessen Hilfe Kinder ihrer normalen kindlichen Bewegungsfreude und ihres Ausdruckswillens beraubt werden, um für Eltern und Betreuer pflegeleichter zu werden. Tatsächlich ist Ritalin ein Amphetaminpräparat, also ein Mittel, das eher anregend wirkt. Es ist für jene Kinder ein Segen, die auf Grund einer physisch diagnostizierbaren Schwäche im Gehirn – zum Beispiel durch Sauerstoffmangel bei der Geburt – erst durch starke Reize ihrer Nerven überhaupt erst fühlen und wahrnehmen können. Deshalb übertreiben diese Kinder jede Regung, um Empfindungen zu haben, die andere Kinder schon viel früher spüren. Wenn diese Kinder nach genauer Diagnosestellung Ritalin erhalten, beschreiben sie die Wirkung als äußerst wohltuend und entlastend und können eine ihrer Intelligenz entsprechende Schule besuchen, Freundschaften schließen und ein ganz normales Leben führen.
Auswirkung von Trauma auf die Beziehung
Ein Trauma ist ein tiefgreifendes Erlebnis, welches das Verhalten jedes Menschen verändert. Aus diesem Grund ist es nicht möglich, ein Trauma nicht zu kommunizieren. Die durch das Trauma geprägten Verhaltensmuster wirken sich auf die Partner und Kinder der Betroffenen aus und prägen das emotionale Klima in der Familie. Diese Verhaltensmuster werden von den Kindern der Traumaopfer unbewußt an ihre eigenen Kinder weitergegeben. So können die Auswirkungen der Traumata sozusagen von einer Generation zur nächsten „vererbt“ werden. Aufschlüsse darüber, wie Traumata weitergegeben werden, vermitteln uns zum Beispiel Psychotherapeuten in den USA und Israel, die die Auswirkungen des Holocaust auf die „zweite und dritte Generation“ erforschen. Aus eigener Erfahrung kennen wir viele Beispiele für eine Traumatisierung der Kindergeneration durch Erlebnisse der Eltern im Zweiten Weltkrieg.
Aus unserer Arbeit mit Familien und Paaren wissen wir, daß die Traumatisierung eines oder beider Erwachsenen in jeder Beziehung wie Sprengstoff wirkt. Deshalb ist es um so wichtiger, die Katastrophen der eigenen Familie zu kennen, um eventuelle Übertragungen aufzuspüren und aufzulösen. Dieses Kapitel befaßt sich vor allem mit zwei Themenkreisen: zum einen mit der Auswirkung, die die Traumata der Eltern auf ihre Kinder haben, und zum anderen mit den
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