Wenn die Sehnsucht im Herzen brennt (German Edition)
hineinpassen könnte und nicht gut genug für Gui war.
Besitzergreifend legte sie die Hände um seinen Nacken und ließ sich von dem Verlangen mitreißen, das Gui so mühelos in ihr entfachte. Die Zweifel, wohin sie gehörte, verflogen, und auch ihr Aussehen spielte keine so große Rolle mehr, wenn Gui sie in die Arme schloss.
Langsam löste er sich wieder von ihr. „Jetzt musst du wohl dringend deinen Lippenstift nachziehen.“
„Gui?“
„Si?“
„Bist du dir wirklich sicher, dass du mich heiraten willst? Es ist noch nicht zu spät, deine Meinung zu ändern“, sagte sie, denn diese Worte schwirrten ihr schon lange durch den Kopf. Genau genommen fürchtete sie, jeden Augenblick aus diesem Traum aufzuwachen und festzustellen, dass sie sich das alles nur eingebildet hatte. Dass sie gar nicht wirklich mit Señor Conde Guillermo in Madrid war und dass sie nicht seine Frau werden würde.
„Kara, sieh mich an.“
Sie hob die Augen und begegnete seinem Blick. Das Vertrauen, das sie in seinen Augen sah, gab ihr Kraft. Es waren Momente wie dieser, die sie glauben ließen, dass sie Liebe und Glück bei Gui finden würde.
„Ich werde meine Meinung nicht ändern. Wir haben einander unser Wort gegeben, und ich habe vor, meins zu halten.“
Sie schluckte und musste gegen die aufsteigenden Tränen kämpfen. „Gut. Ich habe das ebenfalls vor.“
„Dann sind wir uns doch einig“, meinte er und fügte dann leise hinzu: „Oh, oh.“
„Was ist los?“
„Mein Vater ist aus dem Haus gekommen. Er hat uns vermutlich gehört.“
„Oh nein. Meinst du, er hat uns gesehen, als du mich geküsst hast?“
„Wen interessiert das schon“, erwiderte Gui.
„Mich. Dein Vater hat diverse Artikel über Schicklichkeit und Anstand veröffentlicht, und die öffentliche Zurschaustellung von Zuneigung ist …“
„Vollkommen akzeptabel bei einem verlobten Paar. Mein Vater wäre überrascht, wenn wir uns nicht berühren würden.“
„Aber trotzdem.“
„Nichts trotzdem. Bist du bereit, meine Familie und alle meine Freunde kennen zu lernen?“
Sie schüttelte den Kopf, aber dann schenkte er ihr noch einen dieser heißen, sinnlichen Blicke, und Kara wurde klar, dass sie wider Erwarten tatsächlich bereit war. Mit Guillermo an ihrer Seite konnte sie alles vollbringen.
Gui saß mit seinem Bruder Alonzo auf dem Balkon, der einen herrlichen Blick auf Madrid gewährte. Ihr Vater, der vor dem Essen kurz mit ihnen allein hatte sprechen wollen, war hineingegangen, um einen letzten wichtigen Anruf zu erledigen. Es gab Zigarren und Cuarenta y Tres, den sein Vater über alles liebte. Der traditionelle spanische Likör wurde aus dreiundvierzig verschiedenen Früchten und Kräutern hergestellt. Gui trank den Likör in der Regel nur, wenn er mit seinem Bruder und seinem Vater zusammen war.
Alonzo reichte ihm ein Glas, dessen Inhalt im Licht der untergehenden Sonne funkelte. Zwischen den beiden Brüdern herrschte einvernehmliche Stille. Anders als bei seinem Freund Christos, der stets eine schwierige Beziehung zu seinem kürzlich verstorbenen älteren Bruder gehabt hatte, hatten Gui und Alonzo sich immer gut vertragen.
Bevor er geheiratet hatte und sesshaft geworden war, war Alonzo genauso wild wie Gui gewesen. Wie oft waren sie zusammen ausgegangen und hatten so manchen Unsinn gemeinsam angezettelt! Doch all das hatte sich geändert, als Alonzo mit fünfundzwanzig geheiratet hatte.
„Mir gefällt deine Verlobte, Gui. Wie zum Teufel hast du sie gefunden?“
„Ich bin durchaus in der Lage, eine kluge und schöne Frau zu finden, Alonzo“, protestierte Gui empört.
„Das mag sein, aber normalerweise bist du nicht in der Lage, sie auch längerfristig an dich zu binden.“
„Du bist ja nur eifersüchtig, weil du ein alter, seit Ewigkeiten verheirateter Mann bist.“
„Alonzo, Gui.“ Die beiden Brüder standen auf, als sie die Stimme ihres Vaters hörten.
„Danke, dass ihr früher gekommen seid“, sagte er und holte tief Luft.
Gui stellte, genau wie Alonzo, seinen Drink ab. „Ist alles in Ordnung?“
„Ja“, erwiderte sein Vater zögernd, doch seine Miene verriet etwas anderes.
„Was ist los?“, fragte Gui und ging auf seinen Vater zu.
„Ihr sollt euch keine Sorgen machen, aber eure Mutter hat gesundheitliche Probleme.“
„Welcher Art?“, fragte Alonzo besorgt.
„Wir sind nicht sicher. Sie wird morgen früh zu Dr. Gonzales gehen und sich einigen Tests unterziehen. Danach werden wir mehr wissen.“
„Was hat
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