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Wenn die Sinne erwachen - (Teil 1), erotischer, historischer Roman (German Edition)

Wenn die Sinne erwachen - (Teil 1), erotischer, historischer Roman (German Edition)

Titel: Wenn die Sinne erwachen - (Teil 1), erotischer, historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Winter
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Zeitungen oder eisgekühlten Erfrischungen.
    Unter baufälligen
Holzständen, die nur notdürftig Schatten spendeten, lungerten
etliche, männliche Sklaven. Angekettet wie Tiere, wurden sie von
ihren Mastern lautstark für Arbeiten aller Art angepriesen. Auf
einem Holzschild über ihnen war der Preis in abblätternder Farbe zu
lesen: Ein Sklave kostete einen Dollar pro Stunde. Gleich neben den
Sklavenhändlern boten freie Farbige die gleichen Dienste an. Ihr
Preis war zwar nicht höher, als der der Sklavenhalter – dafür
arbeiteten sie auf eigene Rechnung. Zumindest waren sie freie
Menschen, ein unschätzbares Privileg, hier im tiefen Süden.
    In
keiner anderen Stadt der Südstaaten gab es so viele freigelassene,
freigeborene und gebildete Farbige wie in New Orleans. Nirgendwo
sonst hatten sie so viele Rechte und Möglichkeiten, wie in diesem
tropisch-schwülen Schmelzkessel. Hier konnten ehemalige Sklaven und
Freigeborene jede Art von Unternehmen gründen. Sie durften Geld
investieren, leihen und verleihen, sogar eigene Sklaven kaufen und
verkaufen. Sie konnten Schulen, Theater, Kirchen und die Oper
besuchen. Ausgeschlossen waren sie nur von politischen Ämtern. Diese
waren der kreolischen und weißen Minderheit vorbehalten.

    Edans
Blick fiel auf einen großen, wartenden Pferdekarren, aus dem ihm
zwei bekannte Gesichter grinsend zuwinkten. Ein feines Lächeln glitt
über Edans Gesicht, als er Bewembe erkannte, der eigentlich Miguel
Delgado hieß, sich aber entschlossen hatte, den Namen seines
afrikanischen Großvaters anzunehmen, nachdem ihn Edan Chandler vor
langer Zeit aus der Sklaverei freigekauft hatte. Hinter ihm saß
seine Ehefrau Pilar.
    Bewembe
war der einzige Mensch in New Orleans, dem Edan Chandler
bedingungslos vertraute. Er verdankte dem massigen Farbigen sein
Leben – und umgekehrt. Dieser große Neger steht mir näher als
mein eigener Bruder , dachte Edan verbittert und verscheuchte den
Gedanken ebenso schnell wieder, wie er gekommen war.
    „Du
scheinst erfolgreich gewesen zu sein !“,
empfing Bewembe seinen weißen, hochgewachsenen Freund gutgelaunt.
Edan kannte keinen Menschen, der auch nur annähernd so strahlen und
soviel Optimismus verbreiten konnte, wie der breitschultrige Schwarze
neben ihm.
    „ Wie
kommst du darauf?“, brummte Edan zurückhaltend, während er seine
Reisetasche achtlos auf die Pritsche des Pferdekarrens warf und neben
Bewembe Platz nahm. Stumm nickte er Pilar zu, die auf der Rückbank
saß und fröhlich über ihr rundes, mexikanisches Gesicht strahlte.
    „ Du
bist nicht durchlöchert und trägst keine schicken Handschellen.
Dafür hast du den typischen Blick eines Wolfes, der reichlich Beute
gemacht hat!“ Edan konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Bewembe und seine blumige Sprache. Vielleicht
hätte er doch besser Schriftsteller werden sollen, anstatt
Geschäftsführer im Crystal Palace ,
dachte er lächelnd.
    Bewembe
kümmerte sich im Crystal Palace mittlerweile um alles, was Edan
Chandler lästig war. Behördenkram, Steuern, Einkauf, Personal.
Dafür gehörten ihm und Pilar die Hälfte aller Einnahmen aus dem
Spielcasino. Edan beschränkte sich größtenteils auf die Rolle des
stillen Teilhabers. Ihm gehörte nicht nur das Crystal Palace im
French Quarter, sondern noch eine ganze Reihe anderer Immobilien. Das
Geld, das er sich über Jahre an Pokertischen erspielt hatte, hatte
er geschickt in Grundstücke und Immobilien investiert, lange bevor
New Orleans aus allen Nähten zu platzen drohte. Jetzt, wo die Mieten
im „Vieux Carré“ explodierten, rissen ihm die Kaufleute und
Händler die Grundstücke aus den Händen - vor allem in der Chartres
Street, der Canal Street und am Jackson Square. Die Chartres
Street war das neue kommerzielle Zentrum von New Orleans. Hier hatten
sich die reichsten und feinsten Kaufhäuser der Stadt angesiedelt:
Das Schuh-Imperium von Parish & Gasquet, Kleidung von Whiting &
Stark, Schmuck von Paul Tulane oder englische Stoffe und Möbel von
Armstead, Woodlief & Otto. Dank
des internationalen Seehandels gab es in New Orleans alles zu kaufen,
was das Herz begehrte: Woll- und Kurzwaren aus England, die letzten
Modekreationen aus Paris, italienisches Olivenöl, Kaffee aus
Brasilien, Felle aus Kanada oder Pianinos aus Österreich.
    Die
Bevölkerung wuchs immer schneller und brauchte in naher Zukunft noch
mehr nutzbares und bewohnbares Land. Edan Chandler reinvestierte sein
Geld vor allem in Entwässerungsprojekte entlang des Pont

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