Wenn die Sinne erwachen - (Teil 1), erotischer, historischer Roman (German Edition)
von ihr zu lassen. Und doch war da etwas, dass
ihm keine Ruhe ließ. Dieses Weib war wie ein lästiger Stachel unter
der Haut, der tief im Fleisch saß und ständig reizte. Es war
geradezu absurd, aber je mehr Zeit verging, umso stärker drängte
dieses verrückte Weib in sein Bewusstsein.
Selbst
das, was er im Leben am meisten liebte, das Pokerspiel, hatte
merklich an Reiz verloren! Solange er denken konnte, war das
Kartenspiel die einzig beruhigende Konstante in seinem kaputten Leben
gewesen, das ihm Halt und Struktur gab. Egal wie schlecht es ihm
ergangen war, das Kartenspiel hatte ihn immer abgelenkt, aus so manch
misslicher Situation gerettet und es hatte den Grundstock für seinen
Reichtum gelegt. Er brauchte diesen Nervenkitzel und die latente,
tödliche Bedrohung beim Pokern – nur so konnte er sich selbst noch
spüren. Für ein normales Leben hatte ihn das Schicksal einfach
schon zu sehr abgestumpft.
Doch
seit er in diese vermaledeiten Tigeraugen geschaut hatte, übte das
Pokerspiel nicht mehr den gleichen starken Reiz auf ihn aus, wie
sonst. Er spielte nachlässig und unkonzentriert und er wußte
verdammt genau, dass ihn das, das Leben kosten konnte!
Insgeheim
hatte er gehofft, dass ihn die drei Tage und Nächte auf der Natchez
ernüchtern und auf andere Gedanken bringen würden, aber weit
gefehlt. Mehr denn je kämpfte er gegen den Reiz an, sich Django
Riordan vorzuknöpfen und ihn über seine Schwester auszuquetschen. Dieser Gedanke war so verdammt verlockend!
Über sich selbst
fluchend zog er seinen schwarzen Stetson tiefer ins Gesicht und zwang
sich gemächlich den Schiffssteg hinunter zu schlendern. In der einen
Hand trug er seine Reisetasche, die andere lag lässig auf dem kühlen
Revolvergriff, der seitlich aus dem Holster an seinem Oberschenkel
herauslugte. Die rund fünftausend Dollar, die er in den vergangenen
drei Nächten gewonnen hatte, befanden sich fein säuberlich
gebündelt in der Innentasche seiner Jacke und brannten heiß auf
seiner Haut. Er würde sich erst wieder entspannen können, wenn das
Geld sicher auf seinem Konto bei der National Bank in der Decafur
Street lag. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen und suchten
aufmerksam die Umgebung ab.
Sein
Blick fiel auf schweißüberströmte Sklaven-Kolonnen. Zu hunderten
beluden die ausgemergelten Gestalten die Frachtsegler mit Tonnen von Tabak,
Reis und Baumwolle, immer unter
den wachsamen Augen ihrer Besitzer. Diese saßen im Schatten, einer
der für New Orleans typischen Lebenseichen, plauderten, tranken
Eistee und wedelten mit ihren neunschwänzigen Peitschen. „ Neger
schnitzen“ nannten sie es abfällig, wenn sie widerspenstigen
schwarzen Sklaven damit den Rücken blutig schlugen. Edan spürte,
wie die Narben auf seinem Rücken unangenehm zu jucken begannen.
Er
hasste es, die alltäglichen Ungerechtigkeiten zwischen Schwarzen und
Weißen mitansehen zu müssen. Er verabscheute jegliche Art von
Unfreiheit und das unsägliche Leid, das sie Menschen zufügte. Und
doch hielt es ihn ausgerechnet in dieser Stadt, die auf der einen
Seite der größte Sklavenumschlagplatz des Südens war und
gleichzeitig ehemaligen Sklaven mehr Wohlstand und Rechte
ermöglichte, als der freie Norden. Zu
verdanken war das der bisherigen kreolischen Oberschicht, den
Nachfahren ehemaliger französischer und spanischer Kolonialisten,
bei denen die Hautfarbe nur eine untergeordnete Rolle gespielt hatte.
Wer frei und tüchtig war, Wohlstand und Reichtum vorweisen konnte,
wurde von den Kreolen anerkannt – egal ob er schwarz oder weiß
war. Für die immer mehr den Ton angebenden Anglo-Amerikaner
hingegen, war jeder, der nicht rein weiß war, nicht mehr als ein
Sklave.
Viele
Farbige und noch mehr Kreolen, die oft gebildeter und kultivierter
waren, als die meisten weißen Amerikaner, sahen dieser Entwicklung
mit Sorge entgegen. Denn nur die wenigsten Kreolen waren tatsächlich
rein weiß. Die meisten von ihnen hatten sowohl Afrikaner, als auch
Indianer unter ihren Vorfahren.
Edan schüttelte die
trostlosen Gedanken ab und ließ stattdessen seinen Blick über die
Menschenmenge gleiten, die an diesem Samstagnachmittag im Hafen
unterwegs war. Weiße Ladies, die ihre empfindliche Haut mit
Sonnenschirmen vor der sengenden Sonne schützten, schwarze
Hausmädchen und Hausdiener, die auf dem Fischmarkt einkauften.
Seeleute suchten sich grölend ihren Weg ins French Quarter und
kreolische Händler versorgten wartende Schiffspassagiere mit Snacks,
Kurzgebratenem,
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