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Wenn die Sterne verlöschen

Wenn die Sterne verlöschen

Titel: Wenn die Sterne verlöschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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Hindernis hatte gar nichts mit Hoffnung zu tun, sondern bestand in der trostlosen Erkenntnis seiner eigenen Unfähigkeit. Er war kein Physiker und kannte keinen Physiker, der ihm hätte helfen können. Die Abteilung Physik an der Universität setzte sich aus Männern zusammen, die bestens mit Zuschüssen versehen waren und sich bestens hinter ihren Spezialgebieten verschanzt hatten. Im günstigsten Fall würden sie ihm gar nicht zuhören. Im schlimmsten Fall würden sie ihn wegen intellektueller Anarchie anzeigen, und man konnte ihm sogar den Grundzuschuß für seine karthagischen Forschungen streichen.
    Das durfte er nicht riskieren. Und doch war Chronoskopie der einzige Weg, sein Werk fortzusetzen. Ohne sie war er genauso schlecht dran wie nach einem Verlust seines Zuschusses.
    Der erste Hinweis darauf, daß das zweite Hindernis zu überwinden sei, war ihm eine Woche vor der Unterredung mit Araman zugekommen, war zu dem Zeitpunkt aber nicht erkannt worden. Es war auf einer der Teeladungen für den Lehrkörper gewesen. Potterley erschien treu bei diesen Treffen, weil er das Erscheinen als Pflicht ansah, und mit seinen Pflichten nahm er es ernst. Aber war er einmal da, so sah er es nicht als seine Aufgabe an, leichte Konversation zu machen oder neue Freundschaften zu schließen. Enthaltsam nippend nahm er ein, zwei Gläser zu sich, wechselte ein freundliches Wort mit dem Fakultätsvorstand oder anderen Abteilungsleitern, die anwesend waren, bedachte die übrigen mit einem knappen Lächeln und ging.
    Normalerweise hätte er auf dem letzten Tee dem jungen Mann, der ruhig, ja sogar schüchtern in einer Ecke stand, keine Aufmerksamkeit geschenkt. Nicht einmal im Traum wäre ihm eingefallen, ihn anzusprechen. Doch dies eine Mal brachte ihn ein Wirrwarr von Umständen dazu, sich über seine Veranlagung hinwegzusetzen.
    An jenem Morgen hatte Mrs. Potterley beim Frühstück melancholisch verkündet, daß sie wieder einmal von Laurel geträumt hatte. Aber diesmal von einer erwachsenen Laurel, die dennoch ihr dreijähriges Gesicht behalten hatte, dem anzusehen war, daß sie ihr Kind war. Potterley hatte sie reden lassen. Es hatte eine Zeit gegeben, da er dagegen ankämpfte, daß sie sich zu häufig mit nichts als der Vergangenheit und dem Tod beschäftigte. Laurel würde nicht zu ihnen zurückkehren, durch Träume nicht und durch Gespräche nicht. Wenn es Caroline Potterley jedoch beruhigte, so mochte sie nur träumen und reden.
    Aber als Potterley an jenem Morgen zum Unterricht ging, spürte er, daß ihn diesmal ihr dummes Geschwätz angesteckt hatte. Laurel erwachsen! Vor beinahe zwanzig Jahren war sie gestorben, ihr einziges Kind. Er hatte in der ganzen Zeit seither an sie immer nur als Dreijährige gedacht.
    Jetzt dachte er: aber wenn sie jetzt noch lebte, wäre sie nicht drei, sondern fast schon dreiundzwanzig.
    Er konnte sich nicht helfen, er versuchte sich vorzustellen, wie sie langsam älter wurde und schließlich dreiundzwanzig war. Es gelang ihm überhaupt nicht.
    Und dennoch versuchte er es. Laurel benützt Make-up. Laurel geht mit Jungs aus. Laurel – heiratet!
    Als er den jungen Mann am Rand der aneinander vorbeitreibenden Leute des Lehrkörpers herumstehen sah, geschah es, daß ihm die Donquichotterie unterlief, zu denken, ein junger Mann wie dieser könnte gut und gern Laurel geheiratet haben. Vielleicht sogar dieser junge Mann selbst ...
    Laurel hätte ihn hier an der Universität oder eines Abends treffen können, wenn er bei den Potterleys zum Essen eingeladen gewesen wäre. Sie hätten sich für einander interessieren können. Laurel wäre sicherlich hübsch gewesen, und dieser junge Mann sah gut aus. Er war dunkel, hatte ein entschlossenes Gesicht und gab sich lässig.
    Der Wachtraum riß ab, und Potterley merkte, daß er den jungen Mann törichterweise nicht wie einen Fremden, sondern wie einen möglichen Schwiegersohn seiner Einbildung anblickte. Er merkte, wie er sich zu dem Mann hin durchschlängelte. Fast wie in einer Art Selbsthypnose.
    Er streckte die Hand aus. »Ich heiße Arnold Potterley und bin von der Abteilung Geschichte. Ich nehme an, Sie sind hier neu?«
    Der junge Mann wirkte leicht erstaunt und brachte ungeschickt sein Glas von der Rechten in die Linke, um ihm die Hand schütteln zu können. »Mein Name ist Jonas Foster, Sir. Ich bin ein neuer Dozent für Physik. Ich fange dieses Semester an.«
    Potterley nickte. »Ich wünsche Ihnen hier einen angenehmen Aufenthalt und viel Erfolg.«
    Das

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