Wenn die Sterne verlöschen
Wirtschaft und Geschäft angeht. Dort gab es die wagemutigsten Seeleute und Entdecker. Sie waren viel besser als die weit überschätzten Griechen. Karthago zu kennen, brächte großen Gewinn, aber das einzige Wissen, über das wir verfügen, beziehen wir aus den Werken seiner Todfeinde, der Griechen und Römer. Karthago hat sich nie schriftlich verteidigt, und wenn es das tat, so sind die Bücher nicht auf uns gekommen. Daher kommt es, daß die Karthager in der Geschichte mit die beliebtesten Bösewichter abgeben, und das vielleicht ungerechterweise. Eine Zeitschau kann die Überlieferung vielleicht berichtigen.«
Er sagte noch sehr viel mehr.
Araman sagte und blätterte dabei noch immer in den reproduzierten Seiten vor ihm: »Dr. Potterley, Sie müssen wissen, daß Chronoskopie oder Zeitschau, wenn Sie wollen, eine schwierige Angelegenheit ist.«
Dr. Potterley runzelte die Stirn und sagte: »Ich bitte nur um eine Schau auf gewisse ausgewählte Zeitabschnitte und Orte, die ich angeben würde.«
Araman seufzte. »Selbst ein paar Blicke, ein einziger ... das ist eine unglaublich heikle Kunst. Da ist die Frage der Scharfeinstellung, wie die richtige Szene einfangen und sie halten. Dann die Synchronisation des Tons, was völlig unabhängige Schaltkreise verlangt.«
»Mein Problem ist doch sicher wichtig genug, um beträchtlichen Aufwand zu rechtfertigen.«
»Ja, Sir, zweifellos«, sagte Araman sofort. »Jemand die Bedeutung seines Forschungsvorhabens abzusprechen, wäre ein unverzeihlich schlechtes Benehmen gewesen. Aber Sie müssen verstehen, wie lang sich selbst die einfachste Schau hinzieht. Und es gibt eine lange Warteliste für das Chronoskop, und die Warteliste für den Multivac ist noch länger, der uns beim Gebrauch unserer Regler leitet.«
Potterley fuhr unglücklich auf: »Kann gar nichts getan werden? Zwei Jahre ...«
»Eine Frage der Dringlichkeit, Sir. Es tut mir leid ... Zigarette?«
Der Historiker fuhr bei dem Angebot mit plötzlich aufgerissenen Augen zurück und starrte auf die Schachtel, die ihm entgegengehalten wurde. Araman blickte ihn überrascht an, machte dann eine Bewegung, als wollte er sich selbst eine Zigarette nehmen, überlegte es sich dann jedoch.
Potterley stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, als die Schachtel außer Sichtweite gebracht wurde. Er sagte: »Gibt es irgendeine Möglichkeit, die Sache noch einmal zu überprüfen und mich so weit wie möglich zum Anfang der Liste hin zu versetzen. Ich weiß nicht, wie ich erklären kann ...«
Araman lächelte. Manche hatten in ähnlicher Lage Geld angeboten, das sie selbstverständlich auch nicht weitergebracht hatte. Er sagte: »Die Festlegung der Dringlichkeit geschieht über Computer. Darauf kann ich von mir aus überhaupt keinen Einfluß nehmen.«
Dr. Potterley erhob sich steifbeinig. Er war etwas über einen Meter siebzig groß. »Dann guten Tag, Sir.«
»Guten Tag, Dr. Potterley. Und mein aufrichtiges Bedauern.«
Er streckte die Hand aus, und Dr. Potterley berührte sie kurz.
Der Historiker ging, und ein Druck auf den Klingelknopf brachte Aramans Sekretärin ins Zimmer. Er gab ihr die Akte.
»Das hier«, sagte er, »kann beiseite geschafft werden.«
Als er wieder allein war, lächelte er bitter. Ein weiterer Punkt in seinem fünfundzwanzigjährigen Dienst an der Menschheit erledigt. Dienst durch Ablehnung.
Dieser Bursche war wenigstens leicht abzufertigen gewesen. Manchmal mußte Druck über die Universitäten ausgeübt oder sogar mit Streichung der Forschungszuschüsse gedroht werden.
Fünf Minuten später hatte er Dr. Potterley vergessen. Und wenn er sich später zurückerinnerte, war es ihm auch nicht, als habe es irgendein Vorgefühl von Gefahr gegeben.
Während des ersten Jahres seines Festsitzens war Arnold Potterley eben nur festgesessen, auf seiner Enttäuschung nämlich. Während des zweiten Jahres entsprang seiner Enttäuschung jedoch ein Einfall, der ihn zunächst entsetzte, dann aber in Bann schlug. Zwei Dinge hielten ihn davon ab, seinen Einfall in die Tat umzusetzen, doch war keins der beiden Hindernisse mit der eindeutigen Tatsache verknüpft, daß es sich bei seinem Gedanken um einen höchst unmoralischen handelte.
Das erste war bloß die fortgesetzte Hoffnung, daß die Regierung schließlich die Genehmigung erteilen würde und er es nicht nötig hätte, etwas zu unternehmen. Diese Hoffnung war schließlich in der Unterredung zerstoben, die er eben mit Araman geführt hatte.
Das zweite
Weitere Kostenlose Bücher