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Wenn die Wahrheit nicht ruht

Wenn die Wahrheit nicht ruht

Titel: Wenn die Wahrheit nicht ruht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
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dem Hotel?“
    „Ich habe auf eine Nachricht gewartet.“
    „Nachricht wovon?“ Doch im selben Augenblick stand Alina die Antwort so klar vor Augen, dass sie sie gleich selbst gab. „Du hast die Seile manipuliert und um deine Rache perfekt zu machen, wolltest du die Nachricht über den Absturz der Gondeln hören. Du wollest noch einige Unschuldige mitnehmen, bevor du gehst.“
    „Vor allem wollte ich deinem Vater und allen, die mein Leben zerstörten , ihren ach so hervorragenden Plan, Grächen mit dem Tourismus in einen Goldesel zu verwandeln , ruinieren . Aber sie haben es zu früh bemerkt. Du hasst mich jetzt bestimmt. Das ist verständlich. Aber eines muss ich noch wissen.“ Ambros zögerte. „Hast du sie zu mir geführt? Und wenn ja, warum hast du dann so einen Aufstand gemacht, als ich aus dem Hotel kam?“
    Alina versuchte das Geständnis zu verarbeiten. Mit Schrecken musst e sie feststellen, dass es sie k alt liess, ihren ehemaligen Liebhaber als blutigen Rächer zu sehen. Es erschreckte sie nicht, dass er viele unschuldige Opfer in Kauf nahm, um ihrem Vater eins auszuwischen. Im Gegenteil, sie empfand ein wenig Reue, war der Plan nicht aufgegangen. Von einem derartigen Tiefschlag hätte sich das Dorf nicht so schnell erholt. Das wäre nur verdient gewesen, nach allem, was ihr Vater ihr und Ambros angetan hatte.
    „Ich wollte sie nach St. Niklaus lotsen. Aber das Timing war denkbar schlecht. Und als ich dich aus dem Hotel kommen sah, wollte ich sie ablenken, damit sie dich nicht au ch se hen.“
    Erstaunt ho b Ambros eine Augenbraue. „Aber warum? Du müsstest mich hassen, für alles, was ich dir und dem Dorf angetan habe!“ Ein Kampf zwischen Verzweiflung, Ungläubigkeit und überwältigender Zuneigung spiegelte sich auf Ambros Gesicht wider.
    Ohne nachzudenken trat er noch einen Schritt weiter auf das Fenster zu. Auf einmal hatte er das starke Bedürfnis Alina noch einmal fest in die Arme zu schliessen. Nur einmal noch wollte er ihr Haar riechen und ihre Haut schmecken. Für einen kurzen Moment senkte er den Kopf und schloss die Augen. Als er wieder aufsah, war das Fenster leer. Es schmerzte ihn, aber er verstand. Die leere Öffnung sehnsüchtig anschauend, flüsterte er „Es tut mir leid.“ Dann wandte er sich ab, als er plötzlich einen Lichtstrahl wahrnahm , der heller schien als der sanfte Schimmer aus der Küche. Noch einmal drehte er sich um und sah, dass die Tür einen Spalt geöffnet worden war. Unsicher, ob dies eine Einladung für ihn sein sollte, blieb er stehen. Bis er erstaunt feststell t e, dass Alina sich durch den Spalt schob und die Tür hinter sich zuzog . Dann gab es kein Halten mehr. Ambros stürzte auf Alina zu. Kurz vor ihr blieb er stehen und sah sie einen langen Moment einfach nur an. Er strich ihr sanft eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht. „Es tut mir alles so leid. Ich…“
    „Nein, bitte nicht.“ Alina legte Ambros den Zeigefinger auf die Lippen. Dann nahm sie ihn an der Hand und zog ihn in Richtung des Schuppens. Hinter dem Schuppen befand sich ein kleiner Unterstand, der einen ansehnlichen Stapel Feuerholz beherbergte. Daneben wuchs ein grosser Busch mit ausladenden Ästen. Alina führte Ambros entlang des Holzstapels zwischen den Ästen hindurch, bis sie im Schatten des Unterstandes auf einem kleine n Fleckchen Erde zu stehen kam.
    Dort stellte sich Alina Ambros gegenüber und versenkte ihren Blick in seine rehbraunen Augen. S ie liess seine Hand los und strich sich mit den Finger n über den Kragen ihrer Jacke. Dann liess sie die Jacke über ihre Schultern gleiten. Achtlos fiel sie auf die feuchte Erde.
    Mit ihrer Jacke fiel auch Ambros’ unsicheres Zögern von ihm ab. Ohne Alina aus den Augen zu lassen, trat er an sie heran. Er legte seine schwieligen Hände an ihre Wange n . Alina durchfuhr eine Woge der Zärtlichkeit, wie sie sie schon lange nicht mehr gespürt hatte. Vertrauensvoll legte sie ihren Kopf in seine Hände. Die Haut war so rau wie seine Stimme, aber das störte si e nicht. Im Gegenteil, auf einmal konnte sie es kaum erwarten, dass ihr ganzer Körper durch die Berührung dies er kratzigen Finger wund wurde.
    Als hätte er ihr heimliches Begehren erraten, hob er ihren Kopf leicht an und senkte seinen eigenen über sie. Hauchzart legte er seine Lippen auf die I hren. P lötzlich mit der Erfüllung seines innigsten Wunsches konfrontiert, wurde ein Feuer in ihm entzündet, das die winterliche Kälte vergessen liess. Er musste sich

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