Wenn Die Wahrheit Stirbt
klammerte sich fester an Gemma.
»O je.« Gemma setzte Charlotte etwas bequemer auf ihre Hüfte. »Vielleicht sollten wir die Hunde erst mal nach oben bringen, wenigstens so lange, bis sie sich an uns gewöhnt hat. Und ich weiß auch nicht, was wir zum Abendessen machen sollen - zum Einkaufen bin ich nicht mehr gekommen. Ich hatte eigentlich vor, Großmutter im Krankenhaus zu besuchen, aber sie haben sie heute Nachmittag nach Hause geschickt.«
»Dann geht’s ihr wieder besser?«, fragte Kit.
»Ja, sie fühlt sich wesentlich besser.« Gemma erwähnte nicht, dass Vi sich angehört hatte, als sei es eine Strapaze für sie, wieder nach Hause zu kommen. »Wir gehen sie am Wochenende besuchen.«
»Pizza, Pizza zum Abendessen«, johlte Toby, und Duncan stöhnte. »Ich werd’ bald selber zur Pizza.«
»Gar nicht«, sagte Toby.
»O doch.« Duncan tätschelte sich den Bauch. »Oder jedenfalls so rund wie eine Pizza.«
»Ich kann uns Omeletts machen«, erbot sich Kit. »Wir haben Eier und Käse und ein paar Champignons. Und eine Tomate ist, glaube ich, auch noch da. Als ich das letzte Mal bei Otto war, hat Wes mir beigebracht, wie man Omeletts in der Pfanne wendet. Ich habe mit getrockneten Bohnen geübt.«
»Klingt ziemlich schwierig«, meinte Gemma lachend, »aber lecker. Dürfen wir zuschauen?«
Kit grinste. »Nur wenn ihr sagt: ›Jawohl, Herr Küchenchef‹.«
»Champignons sind eklig. « Toby zog eine Grimasse und streckte die Zunge raus.
»Piraten essen Champignons«, erklärte Duncan ihm ganz ernsthaft.
»Stimmt gar nicht.«
»Stimmt doch. Davon sind ihre Zähne so schwarz.«
Toby machte große Augen. »Echt? Werden meine davon auch schwarz?«
»Nur wenn du ganz viele davon isst.« Duncan zerwuschelte ihm die Haare. »Gib den Hunden ein paar Leckerlis, und sperr sie für eine Weile ins Arbeitszimmer, Sportsfreund.Wollen doch mal sehen, ob unsere kleine Charlotte Katzen mag.«
Gemma saß mit Charlotte auf dem Schoß am Küchentisch, während Kit - assistiert von Duncan - die Zutaten für Omeletts mit Salat zusammenstellte. Toby hatte unterdessen die Hunde nach oben gebracht und lief nun durchs Haus auf der Suche nach Sid, der sich mit typisch katzenhafter Behändigkeit aus dem Staub gemacht hatte, ausgerechnet jetzt, wo er einmal gebraucht wurde.
Nach ein paar Minuten spürte Gemma, dass Charlotte sich zu entspannen begann, und schließlich drehte das kleine Mädchen sich so, dass sie Kit besser sehen konnte.
»Du bist der absolute Spitzenkoch, Kit«, sagte Gemma bewundernd, während Kit geschickt Pilze hackte und die Tomate schnitt. »Pass nur auf, sonst könnten wir uns noch daran gewöhnen. Du kochst viel besser als ich.«
Kit sah sie grinsend an und errötete ein wenig, dabei glühten seine Wangen ohnehin schon von der Hitze. »Ich schaue mir alles bei Wes ab.«
»Du könntest deinem Vater Unterricht geben«, neckte sie Duncan.
»He«, protestierte Duncan und schlug mit dem Geschirrtuch nach ihr. »Ich hab auch schon Omeletts gemacht. Ich kann Rühreier machen, ich kann grillen, und wenn’s sein muss, auch Pizza bestellen.«
»Schwach, sehr schwach«, spöttelte Kit.
Doch als das erste Omelett in der Pfanne blubberte, schien
ihn der Mut zu verlassen. »Die Eier reichen gerade so«, meinte er mit sorgenvoller Miene. »Vielleicht wende ich sie einfach nur mit dem Pfannenwender.«
»Das ist wahrscheinlich eine gute Idee«, pflichtete Gemma ihm bei. Sie wollte sein Selbstbewusstsein nicht verletzen, hätte aber auch gerne verhindert, dass jemand von ihnen sein Omelett den Hunden spendieren musste. »Das nächste Mal kaufen wir ein paar Eier mehr, damit du üben kannst.«
Während Kit die Eier schlug und in der Omelettpfanne schwenkte, deckte Duncan den Tisch, machte den Salat an und fing dann Toby ein, um ihn zum Händewaschen zu verdonnern. Als sie sich alle zu Tisch setzten, hielt Gemma Charlotte weiter auf den Knien, aber nur ganz locker. Das kleine Mädchen saß kerzengerade da und blickte zwischen den Jungs hin und her, als wären sie die faszinierendsten Wesen, die sie je gesehen hatte. Aber immer noch hatte sie kein Wort gesprochen.
Doch dann, als Gemma das erste Stück von ihrem goldgelben, vor Käse triefenden Omelett abschnitt, streckte Charlotte die Hand aus und sagte laut und deutlich: »Ich will auch Champis.«
Gemma schob Charlotte kleine Happen von ihrem Omelett in den Mund und redete leise auf sie ein, während die Jungs schwatzten. Als sie fertig waren - und auch
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