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Wenn Die Wahrheit Stirbt

Titel: Wenn Die Wahrheit Stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie , Andreas Jäger
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ängstigte sie und weckte zugleich eifersüchtige Gefühle.
    Durch die offene Terrassentür wehten Geräusche herein: Duncans sonores Lachen, die hohen Stimmen der Kleinen und Kits immer noch unberechenbares Schwanken zwischen Tenor und Bariton, das Ganze untermalt von gelegentlichem Hundegejaule.
    Doch bis sie mit der Küche fertig war, war es draußen still geworden, und als sie ins Wohnzimmer trat, sah sie, dass sie sich alle ins Haus zurückgezogen hatten. Der Lichtkegel der Lampe fiel auf Kit, der sich quer über einen Sessel gefläzt hatte. Er hatte Stöpsel in den Ohren und war ganz in seine iPod-Welt versunken.
    Toby hockte im Schneidersitz am Boden, einen halben Meter
vor dem Fernseher, dessen Ton abgeschaltet war, und verfolgte gebannt, wie Cathy Rigby als Peter Pan über die Leinwand turnte und tanzte. Die Hunde hatten sich hechelnd neben ihm ausgestreckt, und Sid hatte sich auf das Bücherregal zurückgezogen, von wo er alles ungestört beobachten konnte.
    Und Duncan … Duncan saß auf dem Sofa und wiegte Charlotte in den Armen. Sie schlief fest, den Lockenkopf unter sein Kinn geschmiegt, und auf seinen Zügen lag ein Ausdruck von Verwunderung und staunender Zärtlichkeit.
     
    Nachdem Betty die immer noch schlafende Charlotte abgeholt hatte - wobei es für Gemma so ausgesehen hatte, als ob Duncan sie nur sehr widerstrebend in den Kindersitz setzte - und nachdem die Jungs im Bett waren, lagen Gemma und Duncan Seite an Seite, die Bettdecke zurückgeschlagen, und genossen die kühle Luft, die durch das offene Fenster hereinwehte.
    Schläfrig rückte sie näher an ihn heran, bis ihre Oberschenkel sich berührten, und sie hatte das Gefühl, als ob die warme, feuchte Luft ihre Beine zusammenkleben würde wie Leim. »Sag, was wirst du nun wegen Gail Gilles und ihren Söhnen unternehmen?«, fragte sie. Er hatte ihr erzählt, dass die Beamten in Zivil, die er auf Kevin und Terry Gilles angesetzt hatte, beobachtet hatten, wie die beiden einen Teil ihrer Habseligkeiten aus der Sozialwohnung ihrer Mutter in die nahegelegene Wohnung ihrer Schwester Donna geschafft hatten. »Hast du Janice Silverman Bescheid gesagt, dass gegen Kevin und Terry ermittelt wird?«
    »Ich darf sie nicht kontaktieren. Sie wollen unbedingt verhindern, dass etwas durchsickert. Aber …« Er fuhr mit dem Finger über ihren Oberschenkel, und sie bekam gleich eine Gänsehaut. »Ich dachte mir - da du ja schon bewiesen hast, dass du ein Interesse an Charlottes Wohlergehen hast - dachte ich, dass du vielleicht doch mal mit Gail Gilles reden könntest. Um ihr
zu kondolieren und um deine Sorge um Charlotte zum Ausdruck zu bringen.«
    »Inoffiziell?« Gemma lief ein Schauer über die Haut, und sie schmiegte sich noch enger an ihn. Obwohl sie sehr daran interessiert war, Gail Gilles kennenzulernen, war sie sich nicht sicher, wer bei dieser kleinen Abmachung eigentlich wen für seine Zwecke einspannte.
    Er legte ihr einen Finger auf die Lippen. »Von mir hast du das aber nicht gehört.«

17
    Aus Bethnal Green wurde Bangla Green.
    Geoff Dench, Kate Gavron, Michael Young: The New East End
     
     
    Als Gemma am Mittwochmorgen zur Arbeit ging, wusste sie, dass sie mit ihrem Chef, Mark Lamb, würde sprechen müssen. Sie konnte sich nicht noch mehr freinehmen, ohne es vorher mit ihm abzuklären. Und so ungern sie die Krankheit ihrer Mutter als Ausrede vorschob, sie sah einfach keine andere Möglichkeit. Es wäre taktisch unklug gewesen zu sagen, dass sie Kincaid half, zumal bei Nachforschungen, vor denen Kincaid ausdrücklich gewarnt worden war.
    Superintendent Lambs besorgte Miene verstärkte ihre Schuldgefühle noch, doch all das konnte ihre drängende Sorge um Charlotte nicht lindern. Nachdem sie Lambs Büro verlassen hatte, stürzte sie sich gleich in die Arbeit und versuchte, so viel wie möglich zu erledigen, ehe sie im Haus ihrer Eltern in Leyton anrief, um sich nach ihrer Mutter zu erkundigen. Am späten Vormittag war sie schließlich so weit, dass sie ihren Schreibtisch mit einigermaßen gutem Gewissen verlassen konnte.
    Diesmal fuhr sie mit dem Wagen ins East End. Obwohl die Adresse, die Kincaid ihr gegeben hatte, nicht weit vom U-Bahnhof Bethnal Green war, verspürte sie wenig Lust, ein unbekanntes - und vermutlich nicht allzu sicheres - Ostlondoner Wohnviertel zu Fuß zu erkunden. Und von ihrem gestrigen Ausflug hatte sie auch noch einen leichten Sonnenbrand.

    Sie fand die Wohnanlage, die unmittelbar südlich der Old Bethnal Green Road lag,

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