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Wenn Die Wahrheit Stirbt

Titel: Wenn Die Wahrheit Stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie , Andreas Jäger
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handelten, nicht besonders erfolgreich sein konnten, als ihr Blick auf einen großen Flachbildfernseher fiel, der halb von einem Stapel Umzugskartons verdeckt war. Am Boden unter dem Fernseher standen ein Satellitenreceiver und ein DVD-Spieler, und daneben eine Bose-Stereoanlage. In einer Ecke lagen gitarrenförmige Controller für das Videospiel Guitar Hero neben turmhohen Stapeln von DVD-Hüllen.
    Zusammen mit der hässlichen, aber wahrscheinlich teuren Sitzgarnitur und der schicken Espressomaschine in der Küche
waren das alles Dinge, wie man sie kaufen würde, wenn man zu viel Bargeld hatte, dessen Herkunft man verschleiern wollte.
    »Ist ‘n gutes Mädchen, meine Donna. Und das sind Donnas Kinder«, fuhr Gail fort und setzte sich mit ihrem eigenen Becher in den aufgedunsenen Sessel. »Sie hat sie alle für dieses Porträtstudio rausputzen lassen - Sie wissen schon, wo man Abzüge in allen Größen kriegt, auch die kleinen, die man in die Brieftasche stecken kann.«
    Gemma fiel auf, dass sie von Donnas Kindern und nicht von ihren Enkeln gesprochen hatte. »Sie sind wirklich hübsch. Genau wie Charlotte.«
    Gails Miene verdüsterte sich, als sie entgegnete: »Diese Charlotte. Sie sagen, Sie haben sie gesehen, also wissen Sie’s ja. Sie ist’n Paki-Bastard. Aber was hilft’s?« Gail seufzte schwer und setzte eine Duldermiene auf. »Sie ist mein Fleisch und Blut, und es ist meine Pflicht, sie aufzunehmen.«
    »Haben Sie denn vor umzuziehen?«, fragte Gemma und deutete auf die Kartons.
    »O nein, ich nicht. Die sind von meinen Jungs. Die Sozialarbeiterin hat gesagt, sie müssen ausziehen, bevor ich meine eigene Enkelin zu mir holen kann. Meine Jungs werden einfach aus ihrer eigenen Wohnung rausgeschmissen, ist das denn zu fassen? Ich weiß ja gar nicht, was ich anfangen soll ohne meine Jungs. Grad letzten Samstag, da haben sie sich’nen Transporter von ihren Kumpels geliehen und mich mitgenommen, damit ich mir die Möbel hier aussuchen sollte. Und noch am selben Abend haben sie sie mir gebracht.« Gail schüttelte den Kopf, dass ihre blondierte Hochfrisur ins Wanken geriet. »Die kümmern sich eben um mich.« Plötzlich funkelte sie Gemma grimmig an. »Das war doch nich’ etwa Ihr Freund, der dieser Frau vom Jugendamt diese schlimmen Sachen über meinen Kev und meinen Terry erzählt hat?«
    »O nein. Das kann er nicht gewesen sein«, entgegnete Gemma.
Es war auch nicht direkt gelogen, dachte sie, da sie es ja gewesen war, die Janice Silverman die Drogengerüchte zugetragen hatte. »Wohin ziehen sie denn, Ihre Söhne?«
    »Na ja, sie können vorerst bei ihrer Schwester unterkommen, bis das hier geklärt ist. Nicht, dass Sie denken, die hätte so viel Platz, aber sie würde sie nie abweisen. Ist’ne gute Schwester, unsere Donna - da gibt’s ganz andere - solche, die meinen, sie wären zu gut für ihre eigenen Leute.« Gail streifte unter dem Beistelltisch ihre Goldsandalen ab und wackelte mit den Zehen. Gemmas Blick fiel auf das Etikett eines der Schuhe: Jimmy Choo , las sie.
    Sie musste sich beherrschen, um nicht durch die Zähne zu pfeifen, und setzte stattdessen eine verwirrte Miene auf. »Entschuldigung - ich verstehe nicht ganz … Wen -«
    »Sandra.« Gails Stimme war voller Gift. »Hat immer schon geglaubt, sie wär’ was Besseres, schon als sie noch so klein war wie diese Tochter von ihr. Und dann hat sie diesen Paki geheiratet, und der hat sie endgültig verdorben. Schlimm genug, dass wir die hier im Land haben. Der Himmel weiß, was er mit dem kleinen Mädchen gemacht hat, aber das werden wir ja bald sehen. Ich werd ihr die Flausen schnell austreiben.«
    Der labbrige Instant-Kaffee, von dem Gemma aus Höflichkeit einen Schluck hatte trinken müssen, kam ihr fast wieder hoch. Sie war sich sicher, dass man ihr den Zorn und die Empörung, die in ihr tobten, am Gesicht ansehen musste. Sie schluckte krampfhaft und sagte: »Ms. Gilles …wegen Ihrer Tochter - Ich habe das gar nicht mitbekommen - Was ist eigentlich mit Ihrer Tochter passiert?«
    »Durchgebrannt ist sie.« Es war Verärgerung, nicht Trauer, die in Gails Stimme schwang. »Einfach so durchgebrannt. Wahrscheinlich, um diesen Paki loszuwerden, den sie sich angelacht hatte. Fragen Sie mich nicht, wie sie das Kind einfach hat zurücklassen können. Das ist doch nicht normal, oder?«

    »Oh, ich -« Gemma stand so hastig auf, dass der Kaffee aus dem Becher schwappte, den sie auf dem Tisch abgestellt hatte. Sie kochte innerlich vor Wut und

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