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Wenn Die Wahrheit Stirbt

Titel: Wenn Die Wahrheit Stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie , Andreas Jäger
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gedrechselten Stühlen mit Lederpolstern. Das Design der orangerot gemusterten Sets und der dazu passenden Tischwäsche war leicht indisch angehaucht. Die Preise auf der Speisekarte im Fenster waren ein bisschen gesalzen, aber nicht astronomisch, und schon zu dieser frühen Stunde waren einige Tische besetzt.
    Sergeant Singh hatte ihm gesagt, dass am späteren Abend die Gäste hier Schlange stünden, sogar an Wochentagen, und dass das Essen »gar nicht so übel« sei. Er schätzte, dass das aus ihrem Mund durchaus ein Kompliment war. »Natürlich ist die Küche anglo-indisch«, hatte sie hinzugefügt, »aber das machen sie wirklich gut, und sie bringen auch das eine oder andere authentische Gericht auf der Speisekarte unter.«
    Kincaid stellte fest, dass die meisten Gäste westlich gekleidet waren, doch es waren kaum Frauen darunter. Als er eintrat, schlug ihm ein Schwall kalter Luft entgegen - und dann eine Wolke aromatischer Düfte, bei denen ihm das Wasser im Mund zusammenlief.
    Die Ober sahen ebenso elegant aus wie die Einrichtung - alles junge Männer in schwarzen Hemden und Hosen. Kincaid fragte sich, ob Azads Großneffe irgendetwas an sich gehabt hatte, was ihn von der Masse abhob.
    Doch es war nicht einer der Kellner, der auf ihn zutrat, um ihn zu begrüßen, sondern Azad persönlich. Auch heute trug er einen teuer aussehenden Anzug, der auf seine rundliche Figur zugeschnitten war.
    »Mr. Kincaid«, sagte Azad, während er ihm die Hand schüttelte. »Was verschafft uns das Vergnügen? Sind Sie gekommen, um unsere Küche auszuprobieren?« So freundlich sein Ton, so wachsam und argwöhnisch waren seine dunklen Augen.
    »Ich habe gehört, sie sei sehr gut, Mr. Azad, aber ich wollte mich nur kurz mit Ihnen unterhalten, wenn Sie ein paar Minuten
Zeit haben.« Kincaids Magen signalisierte ihm, dass das Mittagessen schon eine ganze Weile her war. Doch sosehr die Düfte ihn auch lockten, er wollte seine Position Azad gegenüber nicht schwächen, indem er sein Gast wurde.
    »Ich gehe doch davon aus, dass für diese Unterhaltung die Anwesenheit meiner Anwältin nicht erforderlich sein wird?« Es schien eine rhetorische Frage zu sein, denn Azad lächelte nur und bedeutete ihm, näher zu treten. »Kommen Sie mit in mein Büro. Vielleicht möchten Sie einen Chai kosten?« Ohne Kincaids Antwort abzuwarten, gab er einem der Kellner ein Zeichen und ratterte auf Bengalisch eine Anweisung herunter.
    Dann führte er Kincaid durch das Restaurant in einen kleinen Raum neben der teilweise offenen Küche. Das Büro war sauber und zweckmäßig eingerichtet, doch die Wände waren mit erlesenen Fotografien üppiger grüner Landschaften geschmückt - Kincaid nahm an, dass sie Bangladesch zeigten.
    Kaum hatte Kincaid auf dem Stuhl Platz genommen, den Azad ihm anbot, als auch schon einer der schwarz gekleideten Kellner mit einem Glas voll würzig duftendem Tee mit Milch erschien.
    »Servieren Sie auch Alkohol?«, fragte Kincaid, der bemerkt hatte, dass auf manchen Tischen Weingläser standen.
    »Ich selbst trinke keinen, Mr. Kincaid, aber Geschäft ist Geschäft.« Azad hob die wattierten Schultern. »Wenn Sie Erfolg haben wollen, müssen Sie Ihre Kunden zufriedenstellen.«
    »Offenbar haben Sie viele Gäste aus der City hier.« Kincaid nippte an seinem Tee und stellte einigermaßen überrascht fest, dass er nicht so süß war, wie er befürchtet hatte, und dass er ihm sogar schmeckte.
    »Sie haben Geld, und sie haben einen etwas feineren Geschmack als der Durchschnittstourist, der nur sein Chicken Tikka Masala will. Aber wieso interessieren Sie sich dafür, Mr. Kincaid?«
    »Weil ich gerne wüsste, was Sie mir über Lucas Ritchie und seinen Club erzählen können.«

    Louise Phillips’ Wohnung befand sich in einer relativ neu aussehenden Häuserreihe nahe dem unteren Ende der Columbia Road. Die Architektur war ungewöhnlich: Während die Erdgeschosswohnungen über kleine offene Veranden verfügten, schienen je zwei Wohnungen im ersten Stock sich einen Balkon zu teilen, den man über eine Außentreppe erreichte.
    Gemma überprüfte noch einmal die Adresse - ja, Louise Phillips’ Wohnung war eine der zwei im ersten Stock am Ende des Blocks; die mit dem Dschungel von Pflanzen und Blumen, der fast den ganzen Balkon ausfüllte.
    Die mit den Schäferhunden. Zwischen Treppe und Balkon war eine kleine Gittertür, und die zwei großen Hunde saßen direkt dahinter. Sie beobachteten Gemma interessiert.
    Ein junger Mann kam aus der linken

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