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Wenn Die Wahrheit Stirbt

Titel: Wenn Die Wahrheit Stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie , Andreas Jäger
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Wohnung. Er hatte eine blondierte Stachelfrisur und Ohrstecker und trug ein schwarzes T-Shirt mit der rätselhaften Aufschrift Got Slide? Er tätschelte den Hunden im Vorbeigehen die Köpfe, stieß das Tor auf und trabte polternd die Stufen hinunter. Als er an Gemma vorbeikam, sagte er »Hi!« und grinste frech.
    War er aus Louise Phillips’Wohnung gekommen? Aber nein, laut der Nummer musste ihre Wohnung die rechte sein. Nun, die Hunde schienen ja ganz freundlich zu sein.
    Doch als Gemma die Treppe hinaufzusteigen begann, standen beide Hunde auf, und der größere schlug kräftig an. Gemma blieb verunsichert stehen. Die Balkontüren der beiden Wohnungen waren offen, und sie wollte gerade rufen, als ein Mann in Shorts und Hawaiihemd aus der linken Wohnung kam. Seine braunen Haare waren zu einem Pferdeschwanz gebunden, er hatte imponierend muskulöse Beine, und seine Miene war freundlich. In der Hand trug er eine altmodische Gießkanne.
    »Wollen Sie zu Lou?«, rief er zu ihr herunter. »Kümmern Sie sich nicht um die Hunde. Sie sind eine praktische Kombination aus Türklingel und Alarmanlage, aber sie tun Ihnen nichts.«
    Beim Klang seiner Stimme begannen die Hunde mit den Schwänzen zu wedeln, und sie sahen irgendwie selbstzufrieden drein, als ob sie wüssten, dass über sie geredet wurde. Gemma stieg weiter hinauf, immer noch ein wenig beklommen, doch als sie den oberen Treppenabsatz erreichte, rief der Mann die Hunde zu sich. »Jagger, Ginger - sitz!«, befahl er. Die Hunde folgten, wedelten aber weiter wild mit den Schwänzen. Ihr schwarzbraunes Fell glänzte, und der Ausdruck ihrer aufmerksamen, intelligenten Gesichter war beinahe menschlich.
    »Jagger und Ginger?«, fragte Gemma und blieb am Tor stehen.
    »Ja, wie Mick Jagger und Ginger Baker. Mein Freund managt Rockbands. Die Namen sind seine kleine Hommage an die Großen - aber ich bezweifle, dass von seinen derzeitigen Schützlingen irgendeiner mal so groß rauskommen wird. Außer vielleicht Andy«, fügte er hinzu und deutete mit dem Kopf in die Richtung, in die der junge Mann verschwunden war. »Ich bin übrigens Michael.« Er kam auf das Tor zu und öffnete es.
    Gemma betrat den Balkon, und als er das Tor hinter ihr schloss, schien das für die Hunde das Signal zu sein. Gemma blieb ruhig stehen, als sie auf sie zugestürmt kamen, und ließ zu, dass sie sie mit ihren langen, feuchten Schnauzen gründlich beschnupperten. Wenigstens konnte sie froh sein, dass sie eine Hose und keinen Rock trug.
    »Warten Sie, ich rufe die Hunde -«, begann Michael, doch Gemma winkte ab.
    »Nein, lassen Sie. Es sind prächtige Tiere. Sie machen sich gerade mit meinen Hunden bekannt.«
    »Ah, kein Wunder, dass sie Sie mögen. Sie wollen zu Lou, nicht wahr?« Als Gemma mit dem Kopf nickte, warf er einen Blick durch die offene Tür der rechten Wohnung und rief: »Lou, du hast Besuch!«
    »Ja, ich komme schon«, antwortete die leicht gereizte Stimme, die Gemma schon vom Telefon kannte.

    Einen Augenblick später erschien eine Frau in der Tür. »’tschuldigung«, sagte sie. »Ich musste erst mal raus aus dem Businesskostüm und der blöden Strumpfhose - ich wäre fast gestorben. Es sollte verboten sein, so was bei diesem Wetter zu tragen. Sie sind Gemma James?«
    Die Kombination aus Shorts und schulterfreiem Top, die Louise Phillips jetzt trug, hätte eigentlich ihre dunkle Hautfarbe zur Geltung bringen sollen, doch Gemma fand, dass ihr Teint einen ungesunden Stich ins Graue hatte, und ihre bloßen Schultern waren fast zu knochig. Ihr dunkles Haar war zu einem Pferdeschwanz zusammengerafft, der aber im Vergleich zu dem ihres Nachbarn Michael kraftlos und strähnig wirkte.
    »Ich habe die Schlüssel«, fuhr Phillips fort, ohne eine Antwort abzuwarten. »Wenn Sie mir einfach nur eine Liste von den Sachen machen und sie mir zusammen mit den -«
    »Also, eigentlich«, unterbrach Gemma sie, »hatte ich gehofft, dass wir uns kurz unterhalten könnten.«
    Louise Phillips starrte sie ein paar Sekunden lang an und seufzte dann. »Na schön. Von mir aus können wir reden. Aber nur, wenn Sie Gin Tonic mögen. Und wir müssen uns auf den Balkon setzen. In der Wohnung kann ich nicht rauchen, sonst lassen Michael und Tam die Hunde nicht rein. Sie wollen nicht, dass sie zum Passivrauchen gezwungen werden.« Sie verdrehte die Augen, während sie das sagte, aber Gemma sah, dass auf ihrer Seite des Balkons zwei Stühle standen, mit einem Aschenbecher dazwischen. »Und sie verlangen, dass ich

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