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Wenn Die Wahrheit Stirbt

Titel: Wenn Die Wahrheit Stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie , Andreas Jäger
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jeden Tag den Aschenbecher ausspüle«, schimpfte Louise, während sie Gemma zunächst in die Wohnung führte. Mit gedämpfter Stimme fügte sie hinzu: »Wenn es kalt ist, schummle ich manchmal. Dann mache ich nur das Hoffenster auf.«
    »Du kannst niemanden hinters Licht führen, Lou«, rief Michael vom Balkon, doch sein Ton war herzlich. »Wir riechen es im Fell der Hunde.«

    »Gesundheitsfanatiker!«, rief Louise zurück, lächelte jedoch dabei. »Wie Tam das überlebt, wenn er die Bands zu Rockclubs begleiten muss, ist mir ein Rätsel. Aber die sind ja inzwischen auch von der Nichtraucherbrigade vereinnahmt worden.«
    Die Wohnung war unordentlich, die Möbel sahen aus wie vom Sperrmüll zusammengetragen, und fast alle horizontalen Flächen waren mit Büchern und Papieren bedeckt. Die kleine Küche hinter dem Wohnzimmer war dagegen relativ sauber und aufgeräumt, was Gemma darauf zurückführte, dass Lou Phillips vermutlich nicht kochte.
    Auf dem Schneidbrett lag eine Limette, und daneben standen ein Longdrinkglas, eine Flasche Bombay Gin und eine Flasche Tonic Water. »Ganz wenig Gin für mich«, sagte Gemma. »Und dafür ordentlich Tonic Water. Ich muss noch fahren.« Sie sah zu, wie Louise ein zweites Glas holte und beide mit Eis, Gin und Tonic Water füllte, wobei sie in Gemmas Glas nur einen Spritzer Gin gab.
    »Wohnen Sie schon lange hier?«, fragte Gemma. »Das ist eine interessante Wohnung.« Sie nahm den Drink, den Louise ihr reichte, und trank einen Schluck. Er schmeckte köstlich - der bittere Geschmack des Tonic Water und die Säure der Limette waren die ideale Kombination bei der Hitze.
    »Zehn - nein, elf Jahre.« Louise zog schon die Zigarettenschachtel aus der Hosentasche, als sie durch die Wohnung zurück zum Balkon gingen. »Ich habe sie gefunden, kurz nachdem Naz und ich die Kanzlei gekauft hatten.«
    Draußen ließ Louise sich auf einen Stuhl sinken, nachdem sie die Zigarette angezündet hatte, und Gemma nahm auf dem anderen Platz. Sie sah, dass der Aschenbecher in der Tat sauber war.
    Michael war wieder in seine Wohnung gegangen, doch die Hunde waren noch da. Sie hatten sich auf dem kühlen Beton ausgestreckt und hechelten leise.
    »Sind Sie diejenige mit dem grünen Daumen?«, fragte Gemma,
während sie die Blütenpracht bewunderte. Sie kannte die wenigsten der Pflanzen.
    »Ach Gott, nein. Das ist alles Michaels Werk. Er ist Florist, und für ihn ist es das Paradies, so nahe an der Columbia Road zu leben.Was ich anfasse, geht sofort ein, und Tam ist auch nicht viel besser.«
    »Kannte Michael denn Sandra aus der Zeit, als sie für Roy Blakely auf dem Markt arbeitete?«
    »O ja, Michael kannte Sandra. Aber anscheinend gab es kaum jemanden, der Sandra nicht kannte.« Louise blies eine lange Rauchfahne aus und drückte ihre halb aufgerauchte Zigarette aus. »Sandra hatte ein Talent, sich in das Leben anderer Leute hineinzuschmuggeln.«
    »Hineinzuschmuggeln?«, echote Gemma, ein wenig erstaunt über Louises Wortwahl.
    »Ich meine das gar nicht negativ. Es war einfach so, dass Sandra sich für alles und jeden interessierte, und sie stellte Verbindungen her, und diese Verbindungen führten zu weiteren Verbindungen …«
    Gemma dachte an das ungewöhnliche Beziehungsgeflecht zwischen Sandra und Azad und Lucas Ritchie und Pippa … und sie malte sich aus, wie diese Verbindungslinien sich exponentiell vermehrten. »Wie konnte jemand, der so viel über so viele Menschen wusste, so wenig über sich selbst preisgeben?«, fragte sie sich selbst ebenso sehr wie Louise. »Niemand, mit dem ich gesprochen habe, scheint irgendetwas Genaues über Sandras Vergangenheit oder ihre Beziehung zu ihrer Familie zu wissen - außer vielleicht Roy Blakely, und das auch nur, weil er ihre Familie schon seit Jahren kennt.«
    »Naz wusste genug«, sagte Louise trocken. Sie zündete sich noch eine Zigarette an und ließ das billige Plastikfeuerzeug fallen. Es rollte vom Tisch und landete auf dem Betonboden, doch Louise bückte sich nicht danach.

    »Wie meinen Sie das?« Gemma gab sich Mühe, nicht allzu interessiert zu klingen.
    »Und wieso ist Ihnen das eigentlich so wichtig?« Der Blick, mit dem Louise Phillips Gemma fixierte, war streng, und er erinnerte sie daran, dass Phillips schließlich eine Anwältin war, der anscheinend nicht viel entging, auch wenn sie schon einen Gin Tonic intus hatte.
    »Weil es mir wichtig ist, was aus Charlotte wird«, sagte Gemma schlicht. »Und ich glaube nicht, dass sie bei Sandras Mutter

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