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Wenn Die Wahrheit Stirbt

Titel: Wenn Die Wahrheit Stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie , Andreas Jäger
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Tränensäcken unter den Augen; der andere war schmächtiger, ein nervöser Typ mit Aknenarben im Gesicht.
    Und Gemma kannte sie.

21
    Die Straßen des East End wurden mit Heroin oder »Smack« überflutet, das längst nicht mehr ausschließlich der Stoff von ausgemergelten Hausbesetzern mit völlig zerstochenen Armen war. Das neue, verbesserte Heroin machte zwar genauso süchtig wie zuvor, wurde aber zu enorm reduzierten Preisen als braunes Harz angeboten, das sich leicht rauchen ließ … Im East End war Smack inzwischen leichter zu bekommen als Marihuana.
    Tarquin Hall, Salaam Brick Lane
     
     
    Sandras Brüder, Kevin und Terry.
    »Lassen Sie ja die Finger von mir!«, fauchte Gemma, aber sie waren zu nahe, drängten sie rückwärts gegen den Wagen. Sie packte ihren Schlüsselbund fester - vielleicht könnte sie einen der beiden damit schlagen, aber dann bliebe ihr keine Zeit, auf den anderen zu reagieren.
    »Wir ham Sie geseh’n«, sagte der Größere. »Stimmt’s, Ter?«
    Aknegesicht nickte.
    »Bei unserer Mum ham Se rumgeschnüffelt«, fuhr der Größere fort - Kevin. »Und jetzt im Haus von unsrer Schwester. Sind wohl so’ne Art Spion von diesen Sozialfuzzis?« Er bohrte ihr den Finger in die Schulter, und Gemma schlug seine Hand weg, eine automatische Reaktion.
    »Rühren Sie mich nicht an! Verschwinden Sie!«, stieß sie voll eiskalter Wut hervor. »Wer sind Sie überhaupt?«

    »Hab ich doch grade gesagt«, erwiderte Kevin, aber immerhin wich er ein paar Zentimeter zurück. »Das Haus da« - diesmal deutete er mit seinem Wurstfinger auf das Haus auf der anderen Straßenseite - »gehört unserer Schwester« - der Finger bohrte erneut ein Loch in die Luft - »und unserer Nichte« - und noch einmal - » Sie ham da gar nix verloren.«
    »Und Sie« - Gemma stieß ihm ihrerseits den Finger in die Brust - »auch nicht. Und jetzt machen Sie, dass Sie verschwinden, bevor ich die Polizei rufe.« Es war eine leere Drohung - ihr Handy steckte in der Handtasche, die sie gerade auf dem Rücksitz verstaut hatte.
    Kevin ignorierte sie. »Wer hat Ihnen die Adresse von unserer Mum gegeben?« Gemmas Blick ging zu Terry - sie fragte sich, ob er eigentlich sprechen konnte. Doch Kevin zog ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich. »Sind wohl scharf auf das Geld von unserer Schwester oder was?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.« Sie funkelte ihn an. »Und jetzt werde ich mich ins Auto setzen und fahren. Also los, verschwinden Sie.« Sie spannte sich an und überlegte krampfhaft, was sie als Nächstes tun sollte.
    Da hörte sie hinter sich eine männliche Stimme, die ihr irgendwie bekannt vorkam. »Ihr habt gehört, was sie gesagt hat. Abflug!« Gemma drehte den Kopf ein paar Zentimeter zur Seite und sah einen Mann in T-Shirt und Jeans. Dunkle Stachelfrisur, olivbraune Haut, grüne Augen. Rashid Kaleem, der Rechtsmediziner. Er hatte sein Mobiltelefon in der Hand. »Ich habe die Polizei angerufen«, sagte er. »Sie wird jeden Moment hier sein.«
    Kevins Augen zuckten nach links, dann nach rechts. Ein Paar bog gerade aus der Brick Lane in die Fournier Street ein und kam auf sie zu. Irgendwo in der Ferne heulte eine Sirene. Kevin trat zurück und packte Terry an der Schulter. »Komm«, sagte er zu seinem Bruder. Dann starrte er Gemma durchdringend an.
»Vergessen Sie nicht, was wir gesagt haben.« Er streifte Rashid mit einem Blick und spuckte auf den Boden. »Scheiß-Paki.«
    Mit seinem Bruder im Schlepptau machte er kehrt und ging rasch davon. Die beiden Männer tauchten in den Schatten der Christ Church ein und verschwanden im hektischen Getümmel der Commercial Street.
    Gemma drehte sich zu Rashid um. Sie merkte, dass ihre Beine zitterten. »Haben Sie wirklich die Polizei gerufen? Wo kommen Sie eigentlich her?«
    »Ich kam gerade aus der Moschee, und da sah ich Sie. Ich wohne hier in der Nähe. Was machen Sie hier? Was waren das für Typen?«
    »Die Polizei?«, wiederholte sie ungeduldig. »Haben Sie die Polizei angerufen?«
    »Nein. Nein, das hätte zu lange gedauert. Ich hatte Angst, dass sie Ihnen etwas antun würden.« Er hielt das Handy hoch. »Ich werde jetzt anrufen. Wir haben eine gute Beschreibung -«
    »Nein, warten Sie.« Gemma lehnte sich an das Auto und strich sich die Haare aus dem Gesicht. Ihr wurde plötzlich bewusst, dass sie nassgeschwitzt war, und ihr Kopf dröhnte.
    Mit besorgter Miene streckte Rashid Kaleem die Hand nach ihr aus und schob ganz behutsam die Haare zur Seite, um die Beule an ihrem Haaransatz

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