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Wenn Die Wahrheit Stirbt

Titel: Wenn Die Wahrheit Stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie , Andreas Jäger
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hatte beim letzten Mal schon reden wollen, sie hatte sogar ihrem Vater die Stirn geboten und war ihnen nachgegangen, um ihnen von Sandras Brüdern zu erzählen. Hätte sie damals noch mehr gesagt, wenn ihre Eltern ihr nicht im Nacken gesessen hätten? Oder wenn Gemma allein gewesen wäre?
    »Da war etwas«, sagte Alia schließlich und sah erneut zur Tür. »Da war ein Mädchen, das zu uns kam … und hinterher war Sandra irgendwie anders - total still. Auch noch die nächsten Tage zu Hause, als ich auf Char aufgepasst habe.«
    Als Alia verstummte, sagte Gemma ganz leise: »Aber Sandra hat es Ihnen erzählt, nicht wahr? Was ihr Kummer machte? Sie brauchte jemanden, dem sie sich anvertrauen konnte.«
    »Mmh.« Alia hielt den Blick auf ihre Hände gesenkt. »Eines Tages, als Charlotte geschlafen hat. Sandra sagte, das Mädchen, das hier war - sie war eine Bangladeschi und noch ein richtiges Kind. Jünger als ich. Sie hat total geweint, und Sandra ist mit ihr in das kleine Besprechungszimmer gegangen.
    Dieses Mädchen hat Sandra … sie hat ihr gesagt, dass sie in Sylhet mit irgend so einem Typen verheiratet worden ist, der ihrem Vater einen Haufen Geld bezahlt hat. Er hat die Papiere besorgt und ist mit ihr hierhergekommen, aber dann hat er sie überhaupt nicht aus dem Haus gelassen. Er -« Alia zupfte an einem Nagelhäutchen herum, und eine tiefe Röte überzog ihr Gesicht. »Er hat -« Sie sah Gemma einen Moment lang in die Augen und senkte dann wieder den Blick. »Wenn mein Dad wüsste, dass ich solche Sachen weitererzähle …« Sie schluckte. »Dieser Mann - Das Mädchen sagte, er hätte - er hätte schlimme Sachen mit ihr gemacht. Und dann, als sie - als sie zum ersten Mal ihre Tage hatte und so, da wollte er nichts mehr von ihr wissen. Er hat sie zu einem anderen Mann geschickt, der auf ein bisschen ältere Mädchen stand und den diese … Frauensachen
nicht störten. Da durfte sie auch das Haus nicht verlassen, aber an dem Tag, da hat sie’s trotzdem gemacht. Sie hatte Angst davor, was mit ihr passieren würde, wenn sie erwischt würde.
    Sandra hat sie gefragt, warum sie keinem davon erzählt hätte, und sie sagte, weil der Mann schlimme Sachen mit ihr machen würde. Und das Schlimmste wäre, dass sie sie wieder nach Sylhet zurückschicken würden, und ihre Familie dort würde nichts mehr mit ihr zu tun haben wollen, und sie würde auf der Straße landen.« Alia blickte zu Gemma auf. »Das ist wirklich wahr. Das würde mein Vater auch so machen. Sie wäre unrein oder so, und es wäre egal, dass es alles gar nicht ihre Schuld war.«
    »Und was hat Sandra unternommen?«, fragte Gemma. Sie versuchte, sich ihr Entsetzen nicht an der Stimme anmerken zu lassen.
    »Sie hat dem Mädchen gesagt, dass sie noch mal vorbeikommen soll, und dann würde sie ihr helfen, eine Lösung zu finden. Aber das Mädchen ist nie mehr aufgetaucht.«
    Gemma atmete durch. »Dieser Mann, der das kleine Mädchen aus Bangladesch mitgebracht hat - war das Mr. Azad?«
    »O nein.« Alia wirkte schockiert. »Mr. Azad würde so was nie tun. Er und Sandra waren Freunde. Nein, den Namen von dem Kerl hat das Mädchen Sandra nicht gesagt. Nur dass er reich wäre und weiß.«
     
    »Und mehr hast du nicht aus ihr herausbekommen?«, fragte Kincaid, als Gemma ihn vom Auto aus anrief und von ihrem Gespräch berichtete.
    »Die Frau, die normalerweise an der Anmeldung sitzt, kam aus der Mittagspause zurück. Und ich glaube, Alia hat mir alles erzählt, was sie weiß. Ach ja, sie sagte noch, das sei alles zwei oder drei Wochen vor Sandras Verschwinden gewesen.«
    »Und sie war sich absolut sicher, dass es nicht Azad war?«
    »Sie hat vollkommen entsetzt auf diese Vermutung reagiert,
und sie hat darauf beharrt, dass Sandra gesagt habe, dem jungen Mädchen zufolge sei der Typ ein Weißer.«
    »Tja, entweder hat das Mädchen gelogen, weil sie Angst hatte, oder … wenn sie die Wahrheit gesagt hat, dann deutet alles auf Lucas Ritchie hin«, meinte Kincaid. »Allerdings haben wir bei unseren Recherchen keinen Hinweis darauf gefunden, dass er jemals in Sylhet war. Und wenn er Naz Malik ermordet hat, dann muss er einen fliegenden Teppich haben, denn alle Teilnehmer der Geburtstagsparty seiner Nichte schwören, dass er die ganze Zeit dort war.«
    »Nicht so hastig.« Gemma hatte unterdessen angestrengt nachgedacht. »Zugegeben, Ritchies Club scheint der ideale Umschlagplatz für eingeschleuste Mädchen zu sein. Aber versuch doch mal, die Beschreibung ›reicher

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