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Wenn Die Wahrheit Stirbt

Titel: Wenn Die Wahrheit Stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie , Andreas Jäger
Vom Netzwerk:
weißer Mann‹ aus der Perspektive eines Mädchens zu sehen, das in einem Dorf in Bangladesch aufgewachsen ist.«
    »Ah.« Kincaid verstand, worauf sie hinauswollte. »Das erweitert das Spektrum ein wenig, nicht wahr?«
    »Jeder Mann, der einigermaßen gut verdient, käme in Frage. Sagen wir, ein Akademiker. Ich denke, wir sollten uns mal diesen Tierarzt genauer ansehen, diesen John Truman. Pippa Nightingale sagt, er habe Sandra wahrscheinlich gekannt und könnte durchaus zu ihren Kunden gehört haben.«
    »Du denkst an das Ketamin?«
    »Ja.«
    »Mag sein.« Kincaid klang nicht vollends überzeugt. »Aber wenn sie die Mädchen untereinander weiterreichen, dann muss es eine Art Netzwerk dafür geben, eine Art Kontaktbörse für Männer, die auf kleine Mädchen stehen, ein Umfeld, in dem sie sich sicher fühlen. Und Ritchies Club bietet sich geradezu an als Berührungspunkt zwischen einem solchen Umfeld und Sandra Gilles’ Welt. Aber um ihn noch einmal vernehmen zu können, brauche ich konkretere Beweise.«

    Gemma wurde bewusst, dass sie schon die ganze Zeit Verkehrsgeräusche im Hintergrund hörte. »Wo bist du?«
    »City Road.« Kincaids Stimme klang leicht amüsiert.
    »Du bist schon auf dem Weg zu Truman, um ihn zu vernehmen.«
    »Volltreffer, Sherlock.«
    »Gib mir doch noch mal die Adresse durch«, sagte Gemma. »Wir treffen uns dort.«
     
    Die georgianische Eleganz der Häuser am Hoxton Square wurde empfindlich gestört durch den Laden im Endhaus, der für »Bier und Wein zum Schnäppchenpreis« warb. Gemma musste nicht lange nach der Adresse suchen, denn Kincaid und Cullen warteten schon in ihrem Wagen vor dem Haus.
    Als Gemma geparkt hatte, stiegen sie aus und kamen auf sie zu. »Das war gutes Timing«, sagte Kincaid, während er ihre Tür öffnete. Er strich ihr leicht mit den Fingern über den Arm, als er sich vorbeugte, um ihr herauszuhelfen - eine diskret-zärtliche Geste. »Noch eine Minute, und wir wären da drin gegrillt worden.«
    Cullen begrüßte sie mit einem Lächeln, das eher nach einem Zähnefletschen aussah, und ließ sie damit wissen, dass er ihre Anwesenheit nur tolerierte, weil er keine Wahl hatte. Zu dritt gingen sie auf den Eingang zu. Der einzige Hinweis darauf, dass sich in dem Haus eine Tierarztpraxis befand, war ein unauffälliges Messingschild neben der Klingel mit Trumans Namen und Berufsbezeichnung.
    Cullen klingelte und hielt ihnen die Tür auf, als der Summer ertönte. Sie traten in eine Vorhalle, die um einiges prächtiger war als der Eingangsbereich bei Naz und Sandra. Doch wie in dem Haus in der Fournier Street gab es auch hier ein zentrales Treppenhaus und zur Rechten einen Empfangsraum mit Fenster zur Straße.

    Die Frau hinter dem Empfangstisch - der aussah, als hätte er sein Leben als georgianischer Esstisch begonnen - blickte auf, als sie eintraten. Ihre Miene war eher verwirrt als einladend. »Es tut mir leid«, sagte sie, »aber Mr.Truman empfängt Klienten nur nach Vereinbarung.« Sie war mittleren Alters und gepflegt, wenngleich nicht gerade modisch gestylt, und ihr Akzent war vornehm genug, um den wohlhabenden Zuzüglern im East End das Gefühl zu geben, unter ihresgleichen zu sein. Gemma bezweifelte, dass Mr.Truman allzu viele Hunde und Katzen aus Sozialsiedlungen behandelte.
    Die Sessel und Sofas waren edel, und an den Wänden hingen düstere Ölgemälde von Hunden, mit der einen oder anderen schemenhaften Katze im Hintergrund. Gemma dachte sich, dass ihr die billigen bunten Poster und die etwas chaotische Atmosphäre in ihrer Tierarztpraxis in der All Saints Road allemal lieber waren. Eine Collage von Sandra Gilles war nirgends zu sehen, und Gemma fragte sich schon, ob Pippa sich vielleicht geirrt hatte.
    Kincaid hatte inzwischen der Empfangsdame seinen Dienstausweis gezeigt, worauf sie ihnen frostig beschied: »Ich fürchte, das geht ganz und gar nicht. Dr. Truman kann Sie nicht empfangen. Er speist gerade zu Mittag, und seine Verabredung für heute Nachmittag wird jeden Moment hier sein.«
    »Diese Verabredung wird sich vielleicht noch etwas gedulden müssen.« In Kincaids Lächeln lag mehr Drohung als Charme. »Ich fürchte, ich muss darauf bestehen.«
    Einen Moment lang starrten die beiden einander schweigend an, dann stand sie auf, die Mundwinkel missfällig verzogen, und sagte: »Ich sehe nur eben nach, ob er schon mit dem Essen fertig ist.«
    »Diese Gemälde sehen aus wie auf dem Flohmarkt zusammengekauft«, murmelte Kincaid Gemma ins Ohr, als die

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