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Wenn Die Wahrheit Stirbt

Titel: Wenn Die Wahrheit Stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie , Andreas Jäger
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Wänden standen Schränke und eine große Anrichte, und vor einem riesigen offenen Kamin ein langer Esstisch.
    Der Duft von indischen Gewürzen hing in der Luft, und am Tisch saß eine junge Asiatin, die gerade ein kleines Kind dazu zu überreden versuchte, etwas zu essen. Die junge Frau war ein wenig mollig, mit glatten schwarzen Haaren, die sie lose zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte. Als sie zu ihnen aufblickte, sah Gemma, dass ihre Augen hinter den dunkel gerahmten Brillengläsern rot unterlaufen waren.
    Aber das Kind … Gemma starrte das kleine Mädchen fasziniert an. Ihr hellbraunes Haar war eine üppige Masse von Korkenzieherlöckchen, fast so dicht wie Dreadlocks. Ihre Haut hatte einen hellen Milchkaffee-Teint, und als sie aufblickte, stellte Gemma überrascht fest, dass ihre Augen blaugrün waren. Die Kleine trug Turnschuhe mit Klettverschluss und eine dreckverschmierte Latzhose über einem rosa T-Shirt. Die gewöhnlichen Kleider schienen ihre auffallende Schönheit noch mehr zu betonen.
    In diesem Moment jedoch drehte sie ihr Köpfchen von der Gabel weg, die ihr die junge Frau hinhielt. Das Kindermädchen sah hilfesuchend zu Tim auf. »Ich habe Samosas gemacht«, sagte sie. »Extra für Mr. Naz und Charlotte. Meine Mutter schärft
mir immer ein, dass ich kochen lernen muss, damit ich einen Mann abbekomme, aber das ist ja alles Quatsch.« Sie zuckte mit den Achseln. »Bangladeschis ticken nun mal so. Aber es macht mir nichts aus, für die zwei hier zu kochen.« Ihr Kopfnicken schloss offenbar den abwesenden Naz Malik ein. »Na komm schon, Char«, sagte sie mit einschmeichelnder Stimme und zog das Kind auf ihren Schoß. »Nur ein kleines Häppchen.«
    Charlotte schüttelte den Kopf, die Lippen fest zusammengepresst, ließ sich aber an die Brust der jungen Frau sinken.
    »Dein Papa wird bald heimkommen, und er ist bestimmt böse, wenn er hört, dass du dein Abendessen nicht gegessen hast.« Der Versuch der jungen Frau, streng zu wirken, endete mit einem unsicheren Zittern in der Stimme, und Tim schaltete sich ein.
    »Alia, das ist meine Fr-« Tim korrigierte sich mitten im Wort. »Das ist Dr. Cavendish.« Er deutete zuerst auf Hazel und dann auf Gemma. »Und das ist Gemma James. Gemma arbeitet bei der Polizei, und ich dachte, sie könnte -«
    »Polizei?« Alias Augen weiteten sich vor Schreck. »Ich will aber nicht - Ich wollte Mr. Naz auf keinen Fall irgendwelche Schwierigkeiten bereiten.«
    »Ich bin nur als Freundin der Familie hier, Alia«, sagte Gemma rasch. »Um zu sehen, ob ich irgendetwas tun kann.« Sie ließ sich auf den Stuhl neben Alia sinken. »Erzählen Sie mir doch mal, was Sie heute so gemacht haben.«
    »Was ich gemacht habe?« Nach Alias Gesichtsausdruck zu schließen, hätte Gemma sie ebenso gut nach der Quadratwurzel aus Pi fragen können.
    »Ja.« Gemma lächelte, um die junge Frau zu beruhigen. Sie warf Hazel und Tim einen Blick zu, den diese offenbar korrekt interpretierten, denn sie nahmen auf dem Sofa Platz, jeder in einer anderen Ecke. Gemma wandte sich wieder Alia zu und fragte sie: »Ist es normal, dass Sie samstags auf Charlotte aufpassen?«
»Nein. Mr. Naz verbringt am Wochenende immer möglichst viel Zeit mit ihr. Aber heute Morgen hat er angerufen und gefragt, ob ich für ein paar Stunden kommen könnte. Ich dachte, er hätte in der Kanzlei zu tun, aber als er gegen 14 Uhr ging, hatte er keine Papiere oder so dabei. Mr. Naz ist Anwalt. Aber das hat Dr. Cavendish Ihnen sicher schon gesagt«, fügte sie unsicher hinzu.
    »Und Mr. Naz hat Ihnen nicht gesagt, wo er hinwollte?«
    »Nein. Nur dass er rechtzeitig zurück sein würde, um Charlotte zu Dr. Cavendish mitzunehmen.« Ihr Blick ging von Tim zu Hazel - offenbar verwirrte sie der doppelte Dr. Cavendish, aber dies war nicht der passende Zeitpunkt, sie aufzuklären.
    »Ist Ihnen sonst noch etwas aufgefallen, was anders war - an dem, was er sagte, oder an seinem Verhalten?«
    Alia zog die breite Stirn in Falten und dachte konzentriert nach. »Er hat Charlotte nur einen Kuss gegeben. Normalerweise nimmt er sie hoch und wirbelt sie herum.« Als Charlotte ihren Namen hörte, steckte sie den Daumen in den Mund.
    Vielleicht war er abgelenkt gewesen, dachte Gemma, doch sie fuhr in neutralem Ton fort: »Was haben Sie und Charlotte anschließend gemacht? Waren Sie draußen?« Sie lächelte das kleine Mädchen an, konnte ihr jedoch keine Reaktion entlocken.
    »Wir waren nur im Garten.« Alia sah zur Verandatür. »Charlotte hat einen

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