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Wenn Die Wahrheit Stirbt

Titel: Wenn Die Wahrheit Stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie , Andreas Jäger
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Sohnes nach Shropshire gefahren. Er meinte, wenn irgendjemand es wagen sollte, ihn anzurufen, würde er sein Handy ins Klo schmeißen.« Dann wurde sie wieder ernster. »Dieser Fall ist Monate alt.Wieso ist es plötzlich so dringend?«
    »Weil Sandra Gilles’ Mann offenbar seit heute Nachmittag spurlos verschwunden ist.« Gemma gab ihr die Details durch. »Ich weiß, es ist noch zu früh, um offiziell Alarm auszulösen, aber ich denke, unter den gegebenen Umständen könnten Sie eine Ausnahme machen.«
    »Ich werde es weiterleiten.« Alle Leichtfertigkeit war aus Singhs Ton verschwunden. »Was ist mit dem kleinen Mädchen? Müssen wir das Jugendamt einschalten?«
    »Ein Freund der Familie hat sie vorläufig zu sich genommen.« Gemma gab ihr Tims Adresse und Telefonnummer, dazu ihre eigenen Kontaktdaten, und fügte dann hinzu: »Hören Sie, könnten Sie nicht Ihrem Inspector Weller eine Nachricht hinterlassen, nur für den Fall, dass er zwischendurch seine Mailbox abhört? Bitten Sie ihn, mich so bald wie möglich anzurufen.«
    Als Gemma auflegte, wusste sie, dass sie alles Notwendige getan hatte, dennoch war sie ruhelos und unzufrieden. Sie nahm sich die Notizen vor, die sie sich bei ihrem Gespräch mit Tim gemacht hatte, und rief dann die Telefonauskunft an, um nach einer Privatnummer von Louise Phillips, Naz Maliks Partnerin,
zu fragen. Aber obwohl es ein recht häufiger Name war, war er nicht gelistet. Louise Phillips stand vielleicht nicht im Telefonbuch, oder sie hatte nur ein Handy, was ja heutzutage immer häufiger vorkam.
    Mit einer Computersuche ließe sich vielleicht mehr erreichen, und Gemma kannte niemanden, der so geschickt Spuren im Internet verfolgen konnte wie ihre Kollegin vom Revier Notting Hill, PC Melody Talbot.
    Doch als sie Melodys Handynummer wählte, meldete sich nur die Mailbox. Gemma hinterließ eine kurze Nachricht, wobei sie sich dafür entschuldigte, dass sie Melody am Samstagabend belästigte. Als sie die Verbindung trennte, machte sie sich schon Vorwürfe, weil sie automatisch davon ausgegangen war, dass Melody Zeit hätte. Sie war schließlich jung und attraktiv, und dass sie Gemma keinen Einblick in ihr Privatleben gewährte, hieß noch lange nicht, dass sie keines hatte.
    Trotzdem war Gemma neugierig. Die meisten ihrer Kollegen waren nur allzu gerne bereit, ihre Freizeitunternehmungen in aller Ausführlichkeit zu schildern. Nur Melody nicht - warum?
     
    »Sie nimmt die sautierte Foie gras.«
    »Nein, die nimmt sie nicht. « Melody Talbot sah ihren Vater an und lächelte verkrampft. »Du weißt, dass ich Foie gras nicht ausstehen kann.«
    »Die Foie gras ist eine der Spezialitäten des Ivy «, erklärte Ivan Talbot, wobei Melody sich nicht sicher war, ob die Bemerkung an den aufmerksam lauschenden Ober gerichtet war, von dem man ja wohl annehmen durfte, dass ihm das bekannt war, oder an ihren Gast. »Sagen wir doch gleich vier Mal«, fügte ihr Vater hinzu und überging damit wie üblich Melodys Protest. »Ich nehme doch an, dass Quentin für ein kleines Abenteuer zu haben ist.«

    Der besagte Quentin war das jüngste Opfer der fortgesetzten Bemühungen von Melodys Vater, einen passenden Ehemann für sie zu finden. Quentin Frobisher war ein jüngerer Angestellter ihres Vaters. Mit seinen rotblonden Haaren und Sommersprossen sah er gar nicht mal so übel aus, allerdings auf jene typisch englische Art, für die Melody nicht allzu viel übrig hatte. Aber abgesehen davon hätte sie nie im Leben zugegeben, dass sie ihn auch nur einigermaßen passabel fand.
    Sie hatte sich mit ihren Eltern und deren Gast direkt vor dem Ivy getroffen, und auf dem kurzen Weg durch das Foyer des Restaurants hatte sie ihrem Vater zugezischt: »Du hast gesagt, er wäre ein ›bodenständiger Typ‹! Wer Quentin heißt, kann niemals bodenständig sein!«
    Nun saß sie da, an die Rückenlehne der Polsterbank gedrückt, und wünschte sich inständig, sie wäre irgendwo anders, ganz egal wo. Warum nur hatte sie sich von ihrem Vater dazu drängen lassen? Und wenn nun jemand von ihren Kollegen sie sähe?
    Es war zwar nicht sehr wahrscheinlich, dass irgendwelche gewöhnlichen Polizisten sich an einem Samstagabend in eines der berühmtesten und exklusivsten Restaurants von London verirrten. Aber obwohl das Ivy gut zwei Drittel seiner Tische für »Stammgäste« reservierte, war es nicht übermäßig teuer, und theoretisch konnte jeder, der ein bisschen Zeit und Hartnäckigkeit mitbrachte, einen Tisch ergattern.
    Sie

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