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Wenn Die Wahrheit Stirbt

Titel: Wenn Die Wahrheit Stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie , Andreas Jäger
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gewirkt, und sie hatte nur wenig über die Gründe für ihre überraschende Rückkehr nach London gesagt. Gemma hatte schon befürchtet, dass ihr enges Verhältnis sich verändert haben könnte; und dann hatte Hazel Gemma gebeten, sie ohne die Kinder zu besuchen, was höchst ungewöhnlich war.
    Toby hatte lautstark verlangt, Holly zu sehen, und einen Wutanfall bekommen, weil er nicht mitkommen durfte; Kit hatte sich in Schweigen gehüllt - ein untrügliches Zeichen, dass er sich Sorgen machte oder unglücklich war.
    Als Gemma soeben noch einmal klingeln wollte, ging die kleine Tür auf, und da stand Hazel vor ihr und strahlte übers ganze Gesicht. Sie umarmte Gemma und drückte sie fest an sich.
    »Ich freue mich so, dich zu sehen.« Hazel trat zurück, um Gemma genauer anzusehen, ehe sie sie über die Schwelle zog und die Tür hinter ihnen zumachte. »Und du siehst fantastisch aus«, sagte sie. »Die Verlobung bekommt dir offenbar gut.«
    »Du auch. Ich meine, du siehst richtig gut aus«, erwiderte Gemma, krampfhaft bemüht, ihren Schock zu überspielen. Hazel sah alles andere als gut aus. Zwar war sie nie mollig gewesen, aber sie hatte sonst etwas Weiches in ihren Zügen gehabt, das sie ganz besonders attraktiv machte. Jetzt waren ihre Wangen eingefallen, und über dem Ausschnitt ihrer ärmellosen Baumwollbluse zeichneten sich deutlich ihre Schlüsselbeine ab. Die
hellbraunen Trekkingshorts hingen ihr lose um die Hüften, als ob sie ihr mehrere Nummern zu groß wären, und mit ihren nackten Füßen wirkte sie merkwürdig schutzlos.
    »Ich weiß, ich bin blass«, sagte Hazel, als hätte sie Gemmas Reaktion gespürt. »Das liegt an Schottland. Wir hatten dieses Jahr keinen Sommer. Ich sehe bestimmt aus, als hätte ich in einer Höhle gehaust. Aber lassen wir das - komm, ich zeig dir das Haus.«
    Gemma sah sich um. Die Tür in der Mauer war tatsächlich ein Gartentor, und sie standen nun auf der mit Ziegeln gepflasterten und von Bäumen beschatteten Terrasse, die Hazel beschrieben hatte. Dahinter stand ein weiß verputzter Bungalow mit rotem Ziegeldach. Gelbe Rosen rankten sich an Spalieren an der Hauswand empor, und zu beiden Seiten der Haustür standen Zitronenbäume in Kübeln.
    »Es ist tatsächlich ein Bungalow«, rief Gemma entzückt. »Ein bisschen exotisch für London, oder?«
    »Mein verwunschenes Gartenhaus, so nenne ich es.« Hazel nahm Gemmas Arm. »Ich war sofort hin und weg, als ich das Foto im Internet gesehen habe. Ich weiß, es ist nicht Islington, aber mit der Zeit wird man mit der Gegend warm. Und ich konnte mir das Haus gerade so leisten.«
    »Diese Jungs -«
    »Tariq, Jamil und Ali«, präzisierte Hazel. »Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, ein bisschen auf mich aufzupassen. Tariq meinte, er würde nicht wollen, dass seine alte Mutter ganz allein lebt. Dazu ist mir fast nichts mehr eingefallen, ich sag’s dir. Dabei ist seine alte Mutter wahrscheinlich keinen Tag älter als fünfunddreißig.«
    Hazels Munterkeit wirkte ein wenig erzwungen, und Gemma fragte sich, ob es ihrer Freundin wirklich so gut ging, wie sie vorgab. Aber sie spürte, dass es nicht der richtige Zeitpunkt war nachzuhaken, und so folgte sie Hazel gehorsam in das kleine Haus.

    Durch die Haustür gelangte man direkt in ein Wohnzimmer, das die ganze Breite des Hauses einnahm. Die Wände waren weiß, der Boden gefliest, sodass das Zimmer fast wie eine Fortsetzung der Terrasse wirkte. Der gemauerte Kamin an der einen Seitenwand war von tiefen Bücherregalen flankiert, während das andere Ende von einem Essbereich mit einer kleinen, in eine Nische eingepassten Küchenzeile eingenommen wurde.
    »Es ist noch ein bisschen spartanisch, aber ich habe mich bei IKEA eingedeckt, und ich habe Bücher in den Regalen - das ist ja immerhin ein Anfang«, sagte Hazel. »Und ich habe Tee da, und im Kühlschrank ist Wein. Für das Allernotwendigste ist also gesorgt.«
    Gemma erinnerte sich, das Sofa mit dem pink-roten Blumenmuster und den rot karierten Sessel in einem der letzten IKEA-Kataloge gesehen zu haben. Hazel hatte die Einrichtung mit einem Polsterhocker, einem Beistelltisch mit Lampe und einem Flickenteppich vervollständigt. Als Gemma die vertrauten Körbe mit Zeitschriften und Strickzeug sah, fühlte sie sich gleich ein wenig zu Hause. Die Esszimmermöbel waren aus hellem Holz und angenehm schlicht. Auf dem Tisch stand eine Vase mit roten Tulpen, auch dies ein vertrautes Detail. Hazel hatte immer Blumen im Haus gehabt.
    Es lag Gemma

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