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Wenn Die Wahrheit Stirbt

Titel: Wenn Die Wahrheit Stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie , Andreas Jäger
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sei er ermordet worden.«
    »Ermordet?« Blakely starrte sie an. »Wieso sollte irgendjemand Naz ermorden wollen? So ein netter Kerl. Guter Vater, guter Ehemann. Hat immer geholfen, wenn Not am Mann war.« Er hob die mächtigen Schultern. »Obwohl, seit Sandras Verschwinden war er so was wie ein wandelndes Gespenst. Irgendwie nicht ganz da. Ehrlich gesagt, ich hab mich allmählich schon gefragt, ob er es auf Dauer ohne sie aushalten würde.« Er zögerte einen Moment und sagte dann: »Sind Sie sicher, dass er sich nicht -«

    »Der Rechtsmediziner und die örtliche Polizei glauben, dass es Mord war. Sie haben Scotland Yard eingeschaltet.«
    Blakelys Hände zuckten und wanden sich, als ob er sich unbehaglich fühlte, solange sie nicht mit irgendetwas beschäftigt waren. Gemma fand, dass er unter seiner Sonnenbräune ein wenig blass geworden war. »Und Sandra?«, fragte er. »Haben sie etwas über Sandra herausgefunden?«
    »Nein, aber es drängt sich natürlich die Frage auf, ob es irgendeinen Zusammenhang zwischen dem Mord an Naz und Sandras Verschwinden gibt. Sind Sie sicher, dass Ihnen nichts -«
    »Glauben Sie, ich hätte mir nicht jedes einzelne Wort, das an dem Tag gesprochen wurde, tausendmal durch den Kopf gehen lassen und versucht, irgendetwas zu finden, irgendeinen Sinn darin zu entdecken?« Er wandte sich zu ihr um, und die Knöchel seiner Hände, mit denen er die Armlehnen des Stuhls umfasst hielt, waren weiß. »Ich habe mir jedes Wort eingeprägt, das sie gesagt hat. Ich träume sogar schon davon. Und da ist nichts, absolut gar nichts, was erklären würde, wo sie abgeblieben ist.«
    »Ich würde es gerne hören, falls Sie es über sich bringen können, es noch einmal zu wiederholen«, sagte Gemma leise.
    Er lehnte sich wieder zurück und schloss die Augen. Als er antwortete, war seine Aussprache überdeutlich, als käme es auf jedes Wort an. »Sie kam spät - wir hatten gerade angefangen, den Stand abzubauen. Ich schaute auf, und da stand sie mit Charlotte auf dem Arm und sah mich an. Ich sagte so was wie: ›Na, sind wir mal wieder gekommen, um Schnäppchen abzustauben? ‹, weil wir immer Witze darüber gemacht haben, dass ich die runtergesetzte Ware am Ende des Tages für sie aufgehoben habe. Dann hat Charlotte dazwischengeplappert, dass sie einen Muffin wollte, aber Sandra vertröstete sie auf später. Und dann sagte sie: ›Roy, kann ich dich um einen Gefallen bitten? Ich muss noch etwas erledigen, aber es wird nicht lange dauern. Wir treffen uns um zwei mit Naz.‹

    Charlotte wollte mir mit den Blumen helfen, und Sandra setzte sie ab. Dann hat sie auf ihre Uhr gesehen. Und wenn ich jetzt an die Situation zurückdenke, meine ich, dass sie eine Minute gezögert hat, oder vielleicht nur einige Sekunden. Aber dann hat sie Charlotte geküsst, hat mir zugewinkt und ist davongegangen. Als ich das nächste Mal aufgeschaut habe, war sie verschwunden. Das ist alles«, endete er abrupt.
    »Hatte sie irgendetwas dabei?«, fragte Gemma, während sie versuchte, sich die Szene vor Augen zu führen.
    »Bloß ihre Handtasche. Aber ich hab immer zu ihr gesagt, in dem Ding könnte sie das komplette London Eye verstauen.«
    »Sah sie irgendwie verändert aus, oder hat sie sich anders angehört -«
    »Nein!« Blakely fuhr sich mit der Hand über den Mund, als hätte er Mühe, die Geduld zu wahren. »Nein. Sie hatte Jeans und ein T-Shirt an. An die Farbe des T-Shirts kann ich mich nicht erinnern. Ich hab’s versucht. An manchen Tagen hatte sie ihr Haar hinten zusammengebunden, aber an dem Tag trug sie es offen. Make-up trug sie, glaube ich, keins. Da war nur - Da war nur dieses kurze Zögern, als hätte sie es sich beinahe noch anders überlegt, was immer sie vorhatte. Oder vielleicht bilde ich mir das nur ein.« Er schüttelte den Kopf. »Aber es sah Sandra nicht ähnlich zu zögern. Wenn sie einmal beschlossen hatte, etwas durchzuziehen, dann wehe dem, der sich ihr in den Weg stellte.«
    »Hat sie lange für Sie gearbeitet?«, fragte Gemma.
    »Von der Oberstufe bis zum Ende ihres Kunststudiums. Und auch nachdem sie und Naz geheiratet hatten, ist sie mir noch gerne zur Hand gegangen. Aber ich habe Sandra schon gekannt, als sie noch so klein war. Und übrigens kenne ich Gail auch schon, seit ich ein kleiner Knirps war. Wir sind in derselben Wohnanlage aufgewachsen.«
    »Und wieso haben Sandra und Gail sich nicht verstanden?«
    Roy zuckte mit den Achseln. »Meine Frau hat immer gesagt, Sandra muss eins von diesen

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