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Wenn Die Wahrheit Stirbt

Titel: Wenn Die Wahrheit Stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie , Andreas Jäger
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Sie, dass Naz Malik tot ist?«
    »Ich hab’s von ein paar Kumpels gehört, die es in der Zeitung gelesen haben, ja. Das tut mir leid. Aber was hat das mit mir zu tun? Oder mit Sandra? Hören Sie, ich habe der Polizei doch schon hundertmal alles gesagt, was ich über diesen Tag weiß.« Er machte Anstalten, die Tür zuzuschlagen.
    Gemma unternahm noch einen allerletzten Überredungsversuch. »Sie haben Sandra gut gekannt, nicht wahr, Mr. Blakely? Was würden Sie sagen, wenn ich Ihnen erzählte, dass Sandras Mutter das Sorgerecht für Charlotte beantragt hat?«
    »Gail?« Er hielt inne, die Hand noch auf der Türklinke, und starrte sie finster an. »Sie sagten, Sie wären ›nicht dienstlich‹ hier. Was zum Teufel soll das heißen?«
    »Das ist eine lange Geschichte, Mr. Blakely, und es ist ein heißer Tag. Wenn wir uns vielleicht irgendwo unterhalten könnten, wo es etwas kühler ist …« Sie schob sich die feuchten Haare aus dem Gesicht.
    »Sie kritisieren meine Cockney-Gastfreundschaft, junge Frau? Das ist eine schwere Beleidigung, wissen Sie das?«, sagte er, doch seine Miene war schon nicht mehr ganz so grimmig. »Na schön. Kommen Sie rein, und setzen Sie sich in den Garten, ich hole Ihnen etwas zu trinken.«

    Er stieß die Tür weit auf, und Gemma folgte ihm in ein Wohnzimmer, das durch die offene Terrassentür am anderen Ende in gedämpftes Licht getaucht war. Dahinter erblickte sie eine grüne Oase, gesprenkelt mit bunten Farbtupfern. Die Stimmen, die sie gehört hatte, wurden lauter, und sie stellte fest, dass es kein Fernseher war, sondern ein Radio, das irgendwo im Haus lief. Sie erkannte die Stimme eines Moderators von BBC 4 und schnappte einige Satzfetzen auf, in denen es um Gartenarbeit ging.
    Dann trat sie auf die mit Steinplatten belegte Terrasse, die im Schatten des Hauses lag, umgeben von Hochbeeten, die so dicht bepflanzt waren, dass kein Quadratzentimeter kahle Erde zu sehen war. Sie erkannte leuchtend orangefarbene und gelbe Rosen, die zu Bäumchen beschnitten waren, ein Beet mit üppigen, von Bienen umschwärmten Lavendelsträuchern, ein anderes mit einem Polster aus Bleiwurz, und einen Zitronenbaum.Von den meisten anderen Pflanzen kannte sie nicht einmal die Namen. Der würzige Duft des Lavendels kitzelte sie in der Nase.
    Auf einer Seite standen zwei geschnitzte Holzstühle, und ein langer Arbeitstisch an der Rückwand des Hauses war mit Blumentöpfen, Werkzeug und Setzkästen beladen.
    Roy Blakely rückte einen Stuhl für sie zurecht, ging ins Haus und kam kurz darauf mit einem Plastikbecher voll kühlschrankkaltem Wasser zurück.
    »Sehr nett von Ihnen.« Gemma nahm den Becher dankbar entgegen. »Ich bin von der Old Street zu Fuß gegangen. Ihr Garten ist wunderschön. Haben Sie den selbst entworfen?«
    Als Blakely sich auf die Kante des anderen Stuhls setzte, bemerkte Gemma die mit Erde verschmierten Knie seiner Jeans.
    »Wenn es ums Gärtnern geht, können die ganzen Typen aus dem Radio mir nichts vormachen«, sagte er. »Also, worum handelt es sich denn nun? Wollen Sie mir etwa erzählen, dass Charlotte jetzt bei Gail ist?«

    Gemma stellte ihr Glas auf den Steinplatten ab und beugte sich vor. »Noch nicht. Im Moment ist sie in einer Pflegefamilie. Aber Gail ist die nächste lebende Verwandte, und deshalb wird Charlotte zu ihr kommen, wenn das Gericht keine guten Gründe sieht, ihren Antrag abzulehnen.«
    Er verzog das Gesicht und sagte dann: »Und was habe ich mit alldem zu schaffen?«
    Sie erzählte ihm von Tim und Naz und wie es kam, dass sie in die Ermittlungen zu Naz’ Tod hineingezogen worden war. Dann erklärte sie noch, wie sie geholfen hatte, Charlottes vorläufige Unterbringung in einer Pflegefamilie zu organisieren.
    »Aber mein Bekannter hat mir erzählt, Naz und Sandra hätten nicht gewollt, dass Charlotte Kontakt mit ihrer Großmutter hatte«, fuhr sie fort, »und seither sind mir noch andere Dinge zu Ohren gekommen, die mir zu denken geben … Ich mache mir ernste Sorgen um Charlotte.«
    Blakely schüttelte den Kopf. »Ich hätte nie gedacht - Als Sandra verschwand … Ich wusste, dass es verdammt schwer war für Naz, ganz allein für ein Kind zu sorgen, aber ich dachte, er wäre der Typ, der mit so was fertig wird. Ich hätte mir nie vorstellen können - Was ist denn nun eigentlich mit ihm passiert? Es schwirren so viele Gerüchte herum, dass man ganz irre wird.«
    »Wir -« sie korrigierte sich rasch - » Man weiß noch nichts Genaues, aber es hat den Anschein, als

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