Wenn du denkst, du hast mich schon
er gewesen war, als ihm klar wurde, dass er Megan O’Brien liebte. Aber er war sich ganz sicher, dass es schon lange her war. Er war früher ein richtiger Angebertyp gewesen und hatte versucht, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, indem er ihr die albernsten Streiche spielte.
Hatte sie denn nicht gewusst, dass Jungen bis zu einem gewissen Alter ihre Zuneigung so ausdrückten? Er seufzte. Sie hatte sich nicht für ihn interessiert, hatte ihn offen abgelehnt und ignoriert, so weit sie konnte. Sein Ego hatte sehr darunter gelitten, und er hatte es nicht gewagt, sich ihr später zu offenbaren, als er in die High School kam.
Stattdessen hatte er sich im Sport hervorgetan, in der Hoffnung, sie mit seinen Fähigkeiten zu beeindrucken. Selbst seine Rodeokünste waren ein Versuch, ihr zu beweisen, wozu er fähig war.
Als er jedoch von Maribeth erfahren hatte, mit welchen Problemen Megan sich herumschlug, wollte er nur noch eins - sie aus ihrer misslichen Lage retten. Er war so besorgt um sie, dass er sogar ihre letzte Abfuhr vergaß, die er erhalten hatte, als er sie vor ein paar Jahren im Rausch seines Erfolgs ins Kino eingeladen hatte. Brüsk hatte sie ihn zurückgewiesen.
Nun, jetzt hatte sie nach all den Jahren endlich zugesagt, mit ihm auszugehen. War das nicht ein Anfang?
Andererseits fiel es ihm jedoch schwer, sein großes Interesse an ihr nicht zu sehr zu zeigen.
Er durfte sich nicht zu auffällig verhalten, musste den Freund der Familie spielen. Mann o Mann, das würde ihn eine Menge Konzentration kosten.
Aber schließlich hatte er ein Jahr Zeit, sie von seinen Qualitäten zu überzeugen. Und um das zu erreichen, musste er sich zusammennehmen und jetzt noch auf Abstand bleiben.
Travis blickte zu dem Fenster hinauf, hinter dem sich der Vorhang bewegt hatte, und wollte nicht daran denken, dass Megan möglicherweise schon ihre Meinung geändert hatte.
Von ihrem Platz hinter dem durchsichtigen Vorhang des Schlafzimmers aus beobachtete Megan, wie Travis zum Hintereingang des Hauses schlenderte. Sie fröstelte ein wenig. Was hatte sie nur dazu veranlasst, ihre Ansichten über diesen Mann über Bord zu werfen und seinen ungewöhnlichen Antrag anzunehmen?
Mollies allzu offene Bemerkungen am Abend davor hatten sie mehr erschüttert, als sie sich hatte anmerken lassen. Eigentlich hatte ihre Schwester recht. Sie, Megan, hatte nie ein gutes Haar an Travis gelassen. Ihre Entscheidung, ihn zu heiraten, musste vollkommen unsinnig erscheinen.
Vergangene Nacht hatte sie kaum geschlafen und überlegt, ob sie ihm nicht absagen sollte.
Doch das brachte sie nicht fertig. Niemand zwang sie zu diesem Schritt. Sie konnte auch zur Bank gehen, offen sagen, dass sie die Hypothek nicht bezahlen konnte, und die Zwangsversteigerung einleiten lassen. Irgendwann, wenn das alles hinter ihr lag, würde sie sich daran erinnern, dass sie die Wahl gehabt hatte und eine andere Entscheidung hätte treffen können.
Nervös blickte Megan in den ovalen Spiegel und betrachtete sich. Sie musste zugeben, dass ihr das Kleid überraschend gut stand … wie auch die Sandaletten mit den winzigen Absätzen.
Doch sie selbst war sich fremd.
Erstaunlich, wie geschickt Mollie ihr das dichte Haar geschnitten und frisiert hatte. Ihre Augen kamen jetzt erst richtig zur Geltung. So groß oder so blau waren sie ihr noch nie erschienen. Auch war es vollkommen ungewohnt für sie, sich mit Make-up zu sehen. Mollie hatte ihre Wimpern und Brauen leicht nachgedunkelt, ein bisschen Farbe auf die Wangen gebracht und ihre Lippen mit einem hellen Lippenstift nachgezogen.
„Megan”, rief Mollie von unten. „Travis ist da.”
Bei dem kühlen Ton zuckte Megan zusammen. Am besten eilte sie jetzt nach unten, ehe Mollie ihre Abneigung Travis gegenüber allzu offen zeigte. Für einen zurückhaltenden Menschen war sie in den vergangenen zwei Tagen ziemlich deutlich geworden.
Travis hatte bereits gemerkt, dass Mollie sich kühl gab. Ohne ihn zu begrüßen, hatte sie ihm die Tür geöffnet, sich gleich abgewandt und Megan gerufen.
Freundlich versuchte er, sie in ein Gespräch zu ziehen. „Wie geht es dir, Mollie? Ich habe dich schon lange nicht mehr gesehen.”
Mollie kehrte an die Anrichte zurück, wo sie etwas in einer Schüssel rührte. So wie es aussah und duftete, war sie dabei, etwas Leckeres zu backen.
„Danke, gut”, erwiderte sie knapp und gönnte ihm nicht ma l einen Blick.
„Bist du schon fertig mit der Schule?” erkundigte er sich und ließ sich
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