Wenn du denkst, du hast mich schon
nicht entmutigen.
„Es ist mein letztes Jahr.”
„Auf welches College willst du gehen?”
Ein verächtlicher Seitenblick traf ihn. „Wir haben kein Geld fürs College.”
„Hast du dich für ein Stipendium beworben?”
„Nein. Megan braucht mich hier.”
In dem Moment war ein entsetztes Luftholen von der Tür zum Flur zu hören, und Travis drehte sich um. Verwundert hielt er den Atem an, als er Megan dort stehen sah. Nur zögerlich kam sie herein, was sonst gar nicht ihre Art war.
Sie trug ein zitronengelbes Sommerkleid, dessen Oberteil sich eng um ihre Brüste schmiegte und ihre schmale Taille betonte. Der weite Rock reichte ihr bis zu den Knien.
Travis ertappte sich dabei, wie er auf ihre wo hlgeformten Waden und schlanken Fesseln starrte, ehe sein Blick auf ihre rosa lackierten Fußnägel und die schicken Sandaletten fiel.
Er schluckte schwer. Sein Blick glitt hinauf zu ihren bloßen Schultern. Das Kleid wurde nur von zwei Spaghettiträgern gehalten.
Als er schließlich ihrem Blick begegnete, musste Travis sich dazu zwingen, wenigstens zu nicken. Sagen konnte er nichts. Sein Mund war wie ausgetrocknet. So sehr hatte sie sich im Vergleich zu der Frau im Overall verändert. Sogar ihr Gesicht sah anders aus. Weicher. Auch fielen ihre Augen mehr auf. Und ihr Haar schien glatter, seidiger.
Travis spürte, wie sein Herz zu rasen begann. Mühsam rang er um Beherrschung. Sie sollte nicht merken, wie erstaunt er über ihr verändertes Aussehen war.
„Hallo, Megan”, sagte er. Selbst für seine Ohren klang seine Stimme rau und heiser. Er räusperte sich. „Du siehst aber hübsch aus.”
Sie kam auf ihn zu. Nur ihr Blick verriet ihre Unsicherheit. „Danke.” Megan schaute an ihm vorbei, und er wandte sich um. Mollie beobachtete sie missmutig. „Ich weiß noch nicht, wann ich zurück bin”, erklärte Megan ihr. „Mach dir keine Sorgen, wenn es spät werden sollte.”
Mollie nickte kurz und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Teig. „Pass auf dich auf!” war alles, was sie erwiderte.
Megan hastete an ihm vorbei und wartete auf der Veranda, bis er bei ihr war. Man musste kein Psychologe sein, um zu erkennen, dass zwischen den beiden Schwestern etwas nicht stimmte, fand Travis, als er Megan folgte.
„Na, Donnerwetter!” rief Butch von weitem und beeilte sich, den Hof zwischen Scheune und Haus zu überqueren. „Fast hätte ich dich nicht erkannt, Kleines.”
Travis glaubte zu hören, wie Megan leise aufstöhnte.
„Ich sähe wohl etwas albern aus, würde ich in dem Aufzug arbeiten, oder nicht?” erwiderte sie ein wenig schnippisch.
Butch lachte. „Bestimmt. Ich bin so daran gewöhnt, dich in diesem formlosen Overall zu sehen, dass ich fast schon vergessen habe, wie gut du eigentlich aussiehst”, behauptete er, und Bewunderung schwang in seiner Stimme mit. „Was für Beine sich da unter der Hose verstecken.”
„Butch!” Eine zarte Röte überzog ihre Wangen. „Jetzt hör aber auf!”
Travis lachte. Das Wortspiel der beiden war zu köstlich. Amüsiert öffnete er Megan die Beifahrertür und half ihr beim Einsteigen. Während sie in das Führerhaus hinaufkletterte, erhaschte er einen Blick auf ihre nackten Beine. Er schloss die Tür hinter ihr und zwinkerte dem älteren Mann zu. „Die O’Brien-Frauen sind nicht zu unterschätzen, Butch”, warnte er.
„Immer voller Überraschungen.”
„Pass mir ja gut auf sie auf, hörst du?” sagte Butch und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. „Nur weil sie keinen Daddy mehr hat, der sie beschützen kann, heißt das nicht…”
„Keine Sorge, Butch. Ich verspreche, sehr gut auf sie aufzupassen.”
Megan lehnte sich aus dem offenen Fenster. „Vermutlich wird es etwas später werden, da wir nach Austin fahren, Butch. Ich möchte nicht, dass du mit dem Gewehr im Anschlag auf uns wartest, hörst du?” verlangte sie von ihm.
Butch machte ein dümmliches Gesicht, nickte aber.
„Ich bin erwachsen und kann auf mich selbst aufpassen”, fügte sie nachdrücklich hinzu.
„Du bist noch kein bisschen erwachsen. Das weißt du genau”, brummte er vor sich hin.
Travis klopfte ihm auf die Schulter und raunte ihm zu: „Ich passe auf sie auf, keine Sorge.”
Sie fuhren den Feldweg hinunter. Megan beugte sich vor und schaute in den Seitenspiegel.
„Ich kann mir nicht erklären, was heute mit Butch los ist. Er benimmt sich, als wolltest du mich entführen und als Sklavin verkaufen.”
„Das kann ich ihm kaum verübeln”,
Weitere Kostenlose Bücher