Wenn du denkst, du hast mich schon
zu sehr an ihn gewöhnte? Das durfte nicht passieren. Sie wollte ihn nicht irgendwann vermissen, wenn er weg war, oder sich darauf freuen, wenn er nach Hause kam. Sonst würde sie sich am Ende auch noch Sorgen um sein Wohlergehen machen.
Das durfte wirklich nicht passieren.
Früh am nächsten Morgen hockte Megan am Küchentisch und nippte an ihrem Kaffee, als Travis nach unten kam. Obwohl es draußen bereits hell war, hatte sich die Sonne noch nicht gezeigt. Stirnrunzelnd blickte Megan zu ihm auf, ehe sie wieder missmutig in ihren Kaffee starrte.
Er amüsierte sich über den Anblick, den sie in ihrem ärmellosen Hemd und dem abgetragenen Overall bot. Obendrein war sie barfuß und hatte ihr Haar nicht mal gekämmt.
„Man erfährt eine Menge interessanter Dinge über einen Menschen, wenn man mit ihm zusammenlebt.”
Offenbar widerstrebend hob sie ihren Blick. „Was soll denn das heißen?”
Er schenkte sich Kaffee ein, angelte nach seinem Stuhl und rückte ihn zurecht, ehe er sich neben sie setzte. „Dass du früher aufstehst als ich und morgens muffelig bist.”
Sie fuhr sich mit der Hand durchs Haar und griff nach ihrer Tasse. „Du ziehst einen voreiligen Schluss, ohne einen richtigen Beweis dafür zu haben.”
Er nippte an seinem Kaffee und lächelte. Kaffee kochen konnte sie, und für dieses Talent konnte er eine Menge verzeihen. „Möglich”, gab er zu. „In welcher Hinsicht irre ich mich denn?”
Sie verschränkte die Arme und legte sie auf den Tisch. „Ich bin schon seit einiger Zeit auf, weil ich nicht schlafen konnte.” Verärgert schüttelte sie den Kopf. „Ich habe die Mädchen nach Hause kommen hören, jedes Geräusch im Hof habe ich mitbekommen und …” Sie zuckte mit den Achseln. „Verstehst du, und jetzt sitze ich hier und überlege, ob ich arbeiten soll oder lieber wieder ins Bett gehen und versuchen soll, doch noch zu schlafen.”
„Aha! Und ich habe natürlich ausgezeichnet geschlafen”, entgegnete er, was nicht wenig übertrieben war. In der Hochzeitsnacht allein schlafen zu müssen, das hatte auch bei ihm eine gewisse Unruhe erzeugt, zumal sich seine junge Braut nicht weit von ihm entfernt auf demselben Flur befand. Dennoch konnte er es sich nicht verkneifen, seine mürrische Braut heute morgen zu necken. „Das Bett ist recht bequem, danke, dass du danach fragst. Übrigens habe ich gehofft, dass du schon auf bist, weil ich eine Idee habe. Wie wäre es mit einem kleinen Ausflug? Wir könnten ausreiten und ein Picknick machen.” Er trank einen Schluck Kaffee und wartete ihre Reaktion ab, ohne ihr zu zeigen, wie gespannt er war.
Megan rieb sich die Stirn und wünschte sich, ihre Kopfschmerzen würden weggehen. Es war nicht richtig, dass er so ausgeruht und vergnügt dasaß und wie ein Murmeltier geschlafen hatte, während sie sich die ganze Nacht im Bett herumgewälzt hatte.
„Es wird dir guttun, für ein paar Stunden rauszukommen”, redete er ihr zu. „Außerdem muss ich morgen schon wieder weg. Ich würde vorher gern noch etwas mit dir unternehmen.”
Sie straffte sich. „Du bist doch gerade erst gekommen.”
„Ich weiß. Aber wenn ich mich nicht an den Terminkalender halte, erreiche ich nicht genug Punkte, um mich wieder zum World Champion zu qualifizieren. Ich muss an möglichst vielen Veranstaltungen teilnehmen.” Er lehnte sich auf dem Stuhl zurück. „Ich musste schon auf ein paar verzichten, um dieses Wochenende nach Hause zu kommen.”
Sie warf ihm einen erschrockenen Blick zu. „Tut mir leid, dass du durch mich einen Nachteil hast.”
„Bist du ganz sicher, dass du nicht jeden Morgen so bist?” erkundigte er sich ironisch. Er musste sie foppen, sonst hätte er sie einfach an sich gerissen und geküsst, bis ihr die Sinne schwanden. Verflixt noch mal, in dieser Stimmung war sie zu verlockend. Kein Wunder, dass er früher nicht der Versuchung hatte widerstehen können, sie aufzuziehen und zu ärgern.
Sie barg ihr Gesicht in beiden Händen und stöhnte. Zwischen ihren Fingern hindurch spähte sie zu ihm hinüber. „Keine Ahnung. Ich kenne mich selbst nicht mal mehr. Gestern abend im Bett habe ich die ganze Zeit darüber nachgegrübelt, was ich da gemacht habe. Wie konnte ich nur glauben, dass sich durch die Heirat meine Probleme lösen lassen?”
Hoppla. Und da hatte er schon gehofft, diesen weniger erfreulichen Teil ihrer Beziehung hätten sie hinter sich gebracht. „Na ja, zumindest deine unmittelbaren Probleme sind gelöst.
Die Hypothek ist für
Weitere Kostenlose Bücher