Wenn du denkst, du hast mich schon
ein weiteres Jahr bezahlt, die dringendsten Reparaturen sind erledigt…”
Er breitete seine Arme aus. ,,… und obendrein hast du noch mich bekommen. Ist das denn gar nichts wert?”
Der Blick, den sie ihm zuwarf, war nicht viel anders als die Blicke, mit denen sie ihn damals im Schulbus bedacht hatte. „Das stört mich ja am meisten, wenn du die Wahrheit wissen willst. Unser Vorhaben klang so nüchtern und vernünftig, als wir zuerst darüber sprachen. Immerhin kenne ich dich so gut wie jeden anderen hier. Ich vertraue dir. Aber jetzt, wo wir wirklich verheiratet sind, kommt es mir plötzlich so unwirklich vor.”
Er atmete erleichtert auf. Da sie sich mit solchen Zweifeln herumschlug, musste er froh sein, dass sie ihr erst nach der Hochzeit und nicht vorher in den Sinn gekommen waren. Denn jetzt hatte er eine bessere Chance, sich damit auseinanderzusetzen.
„Darüber müssen wir uns doch im Moment keine Sorgen machen. Ich bin zwar kein Experte in der Hinsicht, aber sicher dauert es, bis man sich daran gewöhnt hat, dass man verheiratet ist. Warum versuchen wir nicht einfach, miteinander auszukommen, und warten ab, wie es läuft? Nichts muss sofort entschieden werden, oder?”
Sie beobachtete ihn aufmerksam, während er das sagte, so als versuche sie, in irgendeiner Hinsicht Klarheit zu gewinnen. Schließlich erkundigte sie sich: „Bist du frühmorgens immer so fröhlich?”
„Nur jedes zweite Wochenende”, erwiderte er sofort. „Die übrige Zeit höre und sehe ich niemanden. Folglich kann ich kaum mit jemandem reden.”
Er bemerkte ihr amüsiertes Lächeln. „Gut zu wissen. Mir ist vorher nie aufgefallen, dass unaufhörliche Fröhlichkeit so früh am Morgen ziemlich nervenaufreibend sein kann.”
„Ich werde in Zukunft daran denken.” Er stand auf und schenkte ihnen Kaffee nach. „Wie sieht es aus? Willst du in die Berge? Immerhin sind das unsere Flitterwochen.”
Sie dachte über seinen Vorschlag nach und hatte eigentlich nichts daran auszusetzen.
Gearbeitet hätte sie heute sowieso nicht, was ihr eigentlich Probleme bereitete. Denn sie wusste nicht, was sie tun sollte. Ihr Leben hatte sich sehr verändert, ehe sie es recht gemerkt hatte. Sie war sich nicht sicher, was sie als nächstes machen sollte. „Hast du einen bestimmten Ort im Sinn?” fragte sie schließlich.
„Ja, das schon. Ich dachte, wir nehmen Daisy in dem Anhänger zu meinen Eltern rüber, holen mein Pferd und sehen uns in einem Gebiet um, das mein Vater nicht so oft überprüft.
Einerseits kann ich ihm hinterher sagen, wie es dort aussieht, und zum anderen können wir eine Gegend erkunden, in der du noch nicht warst.”
Megan stand auf und reckte sich. Entweder lag es am Kaffee oder an der Unterhaltung, dass ihre Stimmung sich gebessert hatte. „Das würde ich gern machen”, entschied sie plötzlich, trat an den Kühlschrank und öffnete ihn. „Die Mädchen haben so viele Reste vom Empfang mitgebracht, dass wir eine Woche lang nicht zu kochen brauchen. Ein Picknick habe ich sicher schnell zusammengestellt.”
Er war mächtig erleichtert, dass sie seinem Vorschlag so ohne weiteres zustimmte. Am liebsten hätte er glücklich aufgelacht, doch statt dessen nickte er beherrscht und erwiderte:
„Prima, in der Zeit mache ich uns etwas zum Frühstück.”
Sie sah ihn verwundert an. „Du kannst kochen?”
„Ja.”
„Toll. Ich habe wohl einen besseren Handel gemacht, als ich dachte. Manchmal habe ich mich nämlich schon gefragt, was ich mal tue, wenn Mollie aufs College geht. In der Küche habe ich nämlich zwei linke Hände.”
Er stellte die Zutaten für Pfannkuchen zusammen. „Du hast sie also überzeugt, dass sie geht?”
„Ja. Sie ist an der UT in Austin angenommen worden. Ich werde Mollie vermissen, aber ich bin froh, dass sie mit Leuten in ihrem Alter zusammenkommt und sich vergnügen kann.
Sie hat viel zu früh große Verantwortung übernehmen müssen.”
„Aus deinem Mund klingt das recht seltsam.”
„Nicht direkt. Deshalb weiß ich ja, wie wichtig ein Freundeskreis ist. Es soll ihr nicht so ergehen wie mir - dass sie sich im Umgang mit anderen Menschen gehemmt fühlt.”
Er hielt in seinen Vorbereitungen inne. „Siehst du dich etwa so? Ich finde, dass du selbstsicher und selbstbewusst bist. Du weißt doch, was du willst, und strebst danach, es zu erreichen.”
Seine Worte erinnerten sie an die Gedanken, die sie während der vergangenen Wochen oft abends wach gehalten hatten. Als sie auf der High
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