Wenn du denkst, du hast mich schon
hinunter und öffnete die Tür eines Zimmers, das sie als Abstellraum benutzten. In einer der Ecken fand sie eine alte Reisetasche. Damit hastete sie in ihr Zimmer zurück.
Maribeth holte bereits Wäsche aus dem Schrank und legte sie aufs Bett. „Meine Güte, Megan, hoffentlich geht alles gut. Es wäre ja furchtbar, wenn Travis etwas passieren würde.
Ihr seid erst so kurze Zeit zusammen. Das wäre überhaupt nicht gerecht.”
Megan begann sich anzuziehen und machte sich keine Gedanken über ihr Aussehen. Sie fand eine Jeans und eine passende Bluse. Dann fuhr sie sich mit der Bürste kurz durchs Haar.
„Wie willst du zum Flughafen kommen?”
„Ich wollte Butch fragen, ob er mich hinfährt.”
„Soll ich ihn schon wecken?”
„Danke, Maribeth, das wäre wirklich prima. Soweit habe ich noch gar nicht gedacht.”
Als sie fertig war und alles gepackt hatte, hörte sie Stimmen in der Küche und wusste, dass Butch schon bereit war, sie nach Austin zu bringen.
Dort würde sie in das erste Flugzeug steigen, das sie bekommen konnte. Hoffentlich war Travis bis dahin bei Bewusstsein und würde mit ihr schimpfen, weil sie an seine Seite geeilt war.
Doch das war nicht der Fall.
Nach ihrer Ankunft im Krankenhaus erklärte Megan den Schwestern am Empfang, wer sie war. Sofort berichteten sie ihr, dass Travis sein Bewusstsein noch nicht wiedererlangt hätte.
Die Ärzte hätten mehrere Röntgenaufnahmen gemacht, um das Ausmaß seiner Kopfverletzung erkennen zu können, aber über die Ergebnisse müsse sie sich mit ihnen selbst unterhalten.
„Kann ich zu ihm?”
Die Schwester nickte. „Der Arzt macht nachher seine Abendvisite. Sicher kann er Ihnen dann auch mehr zu dem Befund sagen.”
Megan war froh, dass sie allein war, als sie Travis’ Raum betrat. Die Spätnachmittagssonne schien ins Zimmer. Das zweite Bett war leer. Eine Reihe von Geräten umgab Travis.
Seine Haut wirkte wächsern bis auf die Stellen, wo er starke Prellungen abbekommen hatte. Im ersten Moment dachte Megan benommen, er sei tot. Unaufhaltsam strömten ihr die Tränen über die Wangen. Auf Zehenspitze n näherte sie sich seinem Bett.
Den einen Fuß hatte er in Gips. Riesige blaue Flecken bedeckten die eine geschwollene Gesichtshälfte. Vermutlich konnte er auf dieser Seite nicht mal das Auge öffnen, wenn er zu sich kam.
Sie sank auf den Stuhl neben dem Bett und fasste nach seiner Hand. Auf dem Flug hierher hatte sie viele Stunden Zeit gehabt, über Travis’ Unfall nachzudenken. Aber ebenso eingehend hatte sie sich mit ihren Gefühlen auseinandergesetzt.
Während der vergangenen fünf Monate, die sie jetzt verheiratet waren, hatte sie sich an den Gedanken gewöhnt, dass sie Travis’ Frau war. Seine langen Abwesenheiten hatte sie akzeptiert, sich auf seine kurzen Besuche gefreut und ihr Liebesspiel genossen, aber bisher hatte sie sich ihre wahren Gefühle nicht eingestanden.
Ohne es zu wollen, hatte sie sich in dieser Zeit in Travis Kane verliebt. Nicht über Nacht, aber ganz allmählich, so dass sie nicht wusste, wann aus der anfänglichen Anziehungskraft eine wesentlich tiefere Beziehung entstanden war.
Jetzt, als sie neben ihm saß, überlegte sie, wie sie ihre eigenen Gefühle so hatte übersehen können. War sie schon so abgestumpft, dass sie sich nur Sorgen um die Ranch und ihre Schwestern machte? Wie konnte sie Travis als Mittel zum Zweck betrachten, statt ihn zu lieben und sich über das zu freuen, was er für sie getan hatte?
Ja, sie liebte ihn, aber sie hatte es ihm nie gesagt. Der entsetzliche Gedanke, dass sie dazu vielleicht keine Gelegenheit mehr haben würde, erschütterte sie. Sehnlichst wünschte sie sich, er möge die Augen aufmachen.
Sie hatte einen weiten Weg zurückgelegt, nicht nur räumlich, sondern auch gefühlsmäßig, und wollte ihm endlich ihr Herz öffnen.
Stunden später verließ Megan das Zimmer, um sich etwas Kaffee aus dem Automaten neben dem Wartezimmer zu holen. Sie hatte bereits mit dem Arzt gesprochen. Seiner Ansicht nach heilten die Verletzungen zufriedenstellend. Bei Kopfverletzungen sei es jedoch immer schwierig vorherzusagen, bis zu welchem Grad sie abheilten. Das wichtigste jedoch wäre, dass Travis wieder zu Bewusstsein käme.
Da kein anderer Patient in dem Raum lag, erlaubte der Arzt Megan, über Nacht zu bleiben.
In dem großen Sessel, der in Travis’ Zimmer stand, konnte sie ein wenig dösen.
Sie blieb vor dem Kaffeeautomaten stehen, warf die notwendigen Münzen ein und drückte die
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