Wenn du denkst, du hast mich schon
Mitternachtsrodeo?”
10. KAPITEL
Heftige Windböen rissen an den Fensterläden, und Megan schaute nach draußen. Mit dunklen, niedrighängenden Wolken näherte sich der Herbststurm der Ranch. Die Natur wollte sie offenbar nachdrücklich daran erinnern, dass der Sommer vorbei war.
Am Morgen hatte Megan zusammen mit Butch und den beiden Helfern ein paar der Tiere auf die Weiden geholt, die in der Nähe der Ranch lagen. Bis auf den Wind hatte es keinen Hinweis auf ein Unwetter gegeben.
Jedenfalls ging es mit der Circle-B-Ranch prima aufwärts. Die Fleischpreise waren zum Teil schon gestiegen, und mit etwas Glück würde der Sturm den langersehnten Regen mitbringen.
Seit ihrer Hochzeit mit Travis hatte sich für sie eine Menge verändert. Was sie ohne ihn gemacht hätte, konnte sie nicht sagen. Seine Großzügigkeit hatte ihr geholfen, sämtlichen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen, notwendige Reparaturen ausführen zu lassen und zusätzliche Hilfskräfte zu beschäftigen, so dass Butch und sie spürbar entlastet wurden.
Gegen ein Uhr hatten sie aufgehört zu arbeiten, da heute Samstag war und die drei Männer am Wochenende etwas unternehmen wollten. Butch hatte ihr zwar angeboten, über Nacht zu bleiben, damit sie nicht allein war. Doch sie hatte darauf bestanden, dass er sein Wochenende bei Freunden verbrachte, wie er es vorgehabt hatte. Die Erholung hatte er nach den harten Jahren verdient.
Mollie hatte inzwischen ihr Studium aufgenommen, und wie aus ihren Briefen hervorging, litt sie inzwischen nicht mehr so unter Heimweh wie in den ersten Wochen.
Maribeth war vollauf mit den Aktivitäten an ihrer Schule beschäftigt und verbrachte dieses Wochenende in der Stadt.
Das einzige, was Megan sich jetzt noch wünschen konnte, war, dass Travis zu Hause wäre.
Um nicht ständig an ihn denken zu müssen, arbeitete sie viel. Er rief häufig an und ließ sie wissen, welche Reiseroute er nahm, so konnte sie verfolgen, wo er sich aufhielt. Trotzdem gab es Zeiten, da vermisste sie ihn einfach so sehr, dass es fast schon weh tat.
Seit ihrer Hochzeit hatte er insgesamt einige Wochen mit ihr verbracht, aber nie mehr als zwei oder drei Tage hintereinander. Das letzte Mal, als er zu Hause gewesen war, hatte er ihr erzählt, er hoffe, eines Tages, wenn er zu alt war für die gefährlichen Wettkämpfe, an denen er zur Zeit teilnahm, seine eigene Pferdezucht aufbauen zu können. Er überlegte schon, wie der neue Stall, den er dafür errichten wollte, aussehen sollte.
Heute wurde Megan einmal mehr klar, dass sie es nicht gewohnt war, allein zu sein. Sie wusste nichts mit ihrer Freizeit anzufangen. Offenbar musste sie sich allmählich um ein Hobby bemühen.
So kam es, dass sie später am Abend mit einem Buch auf dem Sofa lag, als sie draußen zwischen den plötzlichen Sturmböen einen Motor zu hören glaubte. Vielleicht kam einer der Nachbarn auf Besuch vorbei. Sie hastete in die Küche und öffnete die Hintertür. Der Wind riss sie ihr fast aus der Hand. Sie jauchzte laut auf, als sie sah, wer ihr Besucher war, und stürmte die Treppe hinunter.
Travis war gekommen.
Er hatte den Wagen samt dem Anhänger in die Scheune gesetzt, und als sie zu ihm gelangte, führte er sein Pferd gerade in eine der Boxen.
,,Hallo!” rief sie und blieb in der Tür stehen.
Er schaute über seine Schulter und lachte. „Hallo, fremde Frau. Ich dachte schon, das Haus wäre verwaist. Wo sind denn die anderen?”
Travis schüttete Futter in den Trog, tätschelte das Pferd und kam zu ihr. Sie trat zur Seite, so dass er das Tor zumachen konnte. Nachdem er das getan hatte, nahm er sie in die Arme und drehte sich mit ihr im Kreis. „Ist das wunderbar, wieder zu Hause zu sein! Ich bin fast die ganze Nacht durchgefahren.”
Als er sie absetzte, lachte sie atemlos. „Ich hatte gar nicht mit dir gerechnet. Wie kommt es, dass du hier bist?”
„Ich konnte mich nicht auf das konzentrieren, was ich tat, und habe ein paar dämliche Fehler gemacht. So etwas kann tödlich ausgehen. Deshalb habe ich mich entschieden, nach Hause zu fahren. Ich musste dich unbedingt wiedersehen.” Er drückte sie an sich und küsste sie so besitzergreifend, bis ihr schwindelte. Als er sich schließlich von ihr löste, fragte er:
„Wo sind die anderen?”
„Die Männer sind übers Wochenende weggefahren. Maribeth ist in der Stadt.”
„Also sind wir beide allein?”
„Hm.”
Mit einem lauten Jubelschrei fasste er nach ihrer Hand und wirbelte Megan
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