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Wenn du lügst

Wenn du lügst

Titel: Wenn du lügst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Salter
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gedroht, dass er das tun würde, falls ich gegen ihn aussage, aber ich habe es trotzdem getan. Ich weiß, dass Gefangene jede Menge leerer Drohungen ausstoßen, aber Collins ist anders. Wenn er jemand bedroht, meint er es ernst.«
    Der Einsatz war gerade erhöht worden. Ich hatte angenommen, dass das Trauma sie paranoid gemacht hatte und sie deshalb im Verborgenen lebte. Wenn er ihr jedoch Karten schickte, hatte sie vermutlich recht damit, dass er nach ihr suchen würde, falls er freikam.
    »Wenn Sie schon früher gegen ihn ausgesagt haben, warum dann jetzt nicht?«
    »Ich kann nicht«, erwiderte sie. »Ich stand damals unter Schock und habe einfach getan, was man mir sagte. Wenn ich jetzt daran denke, ihm noch mal zu begegnen - es würde mich wieder genau dorthin zurückbringen, zurück in dieses Zimmer. Ob Sie es glauben oder nicht, mir geht es allmählich besser. Ich kann nicht zurück.«
    »Ich werde tun, was ich kann«, versprach ich. »Rufen Sie mich an, wenn Ihnen noch etwas einfällt oder Sie in irgendeiner Weise von ihm hören.«

    »Bitte, Sie müssen sich etwas einfallen lassen, damit er drinnen bleibt. Ich will nicht melodramatisch klingen, aber wenn Sie das nicht tun, bin ich tot.« Und ohne ein weiteres Wort legte sie auf.
    Gott schütze sie, dachte ich. Es war für sie noch nicht vorbei. »Das Vergangene ist nicht tot«, hatte Faulkner gesagt, »es ist noch nicht einmal vergangen.« Ganz sicher war es das nicht für traumatisierte Opfer. Sarah Reasons baumelte noch immer in der Luft und wartete auf den Aufprall. Selbst wenn er nicht käme, würde sie für immer auf ihn warten. Es war eine besonders grausame Art der Rache. Sie hatte nichts weiter getan, als ihm so weit zu vertrauen, dass sie allein mit ihm in einem Zimmer blieb.
    Ich glaubte nicht, dass ich je versucht sein würde, ihm zu vertrauen, gleichzeitig ermahnte ich mich, seine Intelligenz niemals zu unterschätzen. Er hatte das unschöne Talent, seine Rache speziell auf den jeweiligen Menschen zuzuschneiden.
    Ich dachte noch einige Zeit darüber nach und kam zu dem Schluss, dass, so bösartig er auch war, ich nichts am Resultat seiner Tests ändern konnte, deshalb griff ich zum Telefon und rief Robert an.
    Robert Giles war der stellvertretende Staatsanwalt in King County, Washington, der Collins anklagen würde, falls es dazu kommen sollte. Er überprüfte seine Anrufe immer zuerst, deshalb war ich nicht überrascht, als sich der Anrufbeantworter einschaltete. Ich nannte meinen Namen, und wie üblich stellte sich trotz der Ansage, die mir verkündet hatte, dass er nicht da sei, heraus, dass er es doch war.

    »Hallo, Inselmädchen«, sagte er. »Du und Tom Hanks. Redest du auch schon mit einem Volleyball? Ich habe nie verstanden, wie man ohne die Errungenschaften der modernen Zivilisation leben kann - Starbucks meine ich damit. Brauchst du ein Carepaket?«
    »Hallo, Stadtjunge. Schick mir ein Video vom Berufsverkehr. Erinnere mich, was ich versäume.« Robert war wirklich ein Stadtjunge. Er würde sich eher in die gefährlichsten Gegenden Seattles vorwagen als irgendeinem Baum entgegenzutreten, der nicht von Mulch umgeben war. Die wahren Piraten waren jetzt in den Städten, auch wenn Robert das nicht so sah. »Weißt du, man denkt darüber nach, Verkehrssucht als Krankheit zu diagnostizieren«, fügte ich hinzu. »Hilfe ist im Anmarsch.«
    Robert lachte. »Gib mir Bescheid, wenn das Selbsthilfevideo rauskommt. Also, was gibt’s?« Ich war nicht erstaunt über den Themenwechsel. Robert schaffte es immer, gesellig zu wirken, doch binnen einer Minute, nachdem man ihn an der Strippe hatte, sprach man bereits über die Arbeit.
    »Nun, es geht um einen Häftling namens Daryl Collins, über dessen Entlassung in ein paar Monaten entschieden wird und der - wie man mir sagte - dein Fall wäre, falls über eine Sicherungsverwahrung verhandelt werden sollte. Die letzte und einzige Verurteilung aufgrund einer Sexualstraftat bekam er, nachdem er eine Therapeutin allein in einen Raum gelockt, die Tür verbarrikadiert und die Frau stundenlang vergewaltigt hatte. Stand der Dinge davor war ein bewaffneter Raubüberfall. Er ist der geborene Kriminelle. Lange Vorgeschichte
mit einer Vielzahl von Anklagen wegen unerlaubten Waffenbesitzes, Drogenhandels, Einbruchs und Körperverletzung. Der Gefängnisdirektor sagt, dass er sich mit der Vergewaltigung von Zwölfjährigen gebrüstet habe. Bezeichnete es als Schlampenjagd, aber sie haben ihn dafür nie

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