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Wenn du lügst

Wenn du lügst

Titel: Wenn du lügst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Salter
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trotzdem einen Teil von Leroys Strafakte vor die Jury, und ich glaube nicht, dass es sie kümmert, dass es nur Daryls Behauptung ist. Texanische Jurys sind in der Regel nicht sehr pingelig, welchen Verbrechens man angeklagt ist, wenn sie wissen, dass man ein kaltblütiger Mörder ist.«

    »Das ist zwar nicht der entscheidende Punkt, aber ich verstehe nicht, wie Sie vor Gericht Bezug auf seine Strafakte nehmen könnten. Andere Verbrechen würden als Beeinflussung und als irrelevant betrachtet werden, richtig? Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendein Richter auch nur die Erwähnung anderer Straftaten vor einer Jury zulassen würde.«
    »Oh«, sagte sie. »Wie ich sehe, kennen Sie sich in Gerichtssälen gut aus. Wir werden geltend machen, dass er gemeinsam mit dem Opfer Drogenhandel betrieben hat und sie unserer Theorie zufolge eine Auseinandersetzung wegen ihrer geschäftlichen Abmachungen hatten. Frühere kriminelle Aktivitäten wären also durchaus relevant, denn sie wären die Bausteine von Leroys Drogenimperiums, und ich werde argumentieren, dass er auf dem Weg dorthin buchstäblich über Leichen gegangen ist.«
    »Aber falls Daryl sie ermordet hat, und nicht Leroy, lassen Sie ihn ungeschoren mit dem Mord an einer Vierjährigen davonkommen?«
    »Haben Sie wegen der Vierjährigen im Moment irgendwas gegen Daryl in der Hand? Vielleicht haben Sie es nicht bemerkt, aber ich würde sagen, er ist bereits ungeschoren davongekommen.«
    Ich setzte zu einer Erwiderung an. Pat hob die Hand. »Nehmen wir - natürlich nur hypothetisch gesprochen - mal an, Leroy hätte diesen speziellen Mord tatsächlich nicht begangen, sondern Daryl oder jemand anders. Nehmen wir weiter an, dass die Jury ihn freilässt, dann wäre die mindeste Konsequenz, dass Daryl und Leroy sich nicht wieder zusammentun können. Das wäre doch schon ein Erfolg an sich.«

    »Nachdem Leroy offenbar weiterhin Zeugen ermordet, warum sollte er nicht versuchen, Daryl umbringen zu lassen, wenn er glauben müsste, dass er tatsächlich gegen ihn aussagt?«
    »Schwer zu bewerkstelligen, solange Daryl im Gefängnis ist.«
    »Aber nicht unmöglich.«
    Als sie nichts erwiderte, fügte ich hinzu: »Das klingt, als wären Sie nicht gerade traurig, wenn er es täte.«
    Sie zuckte die Schultern. »Nein. Offen gesagt, wäre ich das nicht. Denn jeder, der gegen Leroy Collins aussagt, begibt sich in Gefahr. Der Mann wird nicht aufhören, gewalttätig zu sein, und ich sehe einer Zukunft entgegen, in der ich möglicherweise eine ganze Reihe unschuldiger Menschen vor sein Zielfernrohr befördere. Falls Leroy jemand zur Strecke bringen muss, dann kann ich Ihnen absolut versichern, dass es mir lieber wäre, es trifft Daryl als irgendjemand sonst. Es würde mich nicht stören, endlich einmal einen Zeugen zu haben, wegen dem ich nicht nachts vor Sorge aus dem Schlaf hochschrecke. Der letzte Zeuge gegen Leroy war ein fünfundfünfzigjähriger Lebensmittelhändler, der eine körperbehinderte Frau hinterließ. Er war ein netter Mann, der ausgesagt hat, weil er glaubte, das Richtige zu tun.«
    »Okay«, sagte ich. »Auf gewisse Weise kann ich das nachvollziehen, trotzdem denke ich nicht, dass über eine Sicherungsverwahrung verhandelt werden kann. Ich weiß, dass Sie hier unten nicht dieselbe Art von Gesetz haben, deshalb hatten Sie noch nie damit zu tun. Ich sage schon seit Jahren in solchen Fällen aus,
aber von so einer Abmachung habe ich noch nie gehört.
    Und abgesehen davon bin ich der falsche Ansprechpartner. Sie sollten sich an das Büro des Generalbundesanwalts in Seattle wenden. Falls so etwas nicht legal ist, kann ich Ihnen versichern, dass sich der zuständige Staatsanwalt, Robert Giles, nicht darauf einlassen wird. Er hat in seinem ganzen Leben noch keinen krummen Pfeil abgeschossen.«
    »Sie sind nicht der falsche Ansprechpartner«, sagte sie. »Auch wenn wir hier nicht Ihre Art von Sicherungsverwahrungsgesetz haben - bei uns gibt es nur so eine kümmerliche Regelung, die Täter innerhalb der Gemeinschaft zu beaufsichtigen -, weiß ich so viel aber doch: Wenn der beurteilende Psychologe sagt, dass der Fall vom Tisch ist, geht es nicht weiter, und wir haben nichts, um einen Handel anzubieten. Wenn Sie die Sache vorantreiben und der Staatsanwalt einwilligt, Klage zu erheben, liegt die Entscheidung bei der Jury. Sie behaupten, ein solcher Handel sei nicht legal. Ich behaupte, dass, wenn man gewisse Übereinkünfte darüber trifft, welche Klagen eingereicht werden und

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