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Wenn du lügst

Wenn du lügst

Titel: Wenn du lügst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Salter
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sagte ich.
    Er richtete den Blick zurück auf sein Boot und schnitzte weiter. »Sie hab’n nie einen wie den Käpt’n getroffen«, widersprach er. »Man kann keinen Mann besiegen, der die Angst nicht kennt. Ihre Schlange ist eine von der üblen Sorte, aber sie kennt die Angst.«
    »Darauf wäre ich nie gekommen«, meinte ich.
    Charlie sagte kein Wort, und so saßen wir einfach da, während er schnitzte und ich das Meer betrachtete.

kapitel 16
    Das Haus fühlte sich leer an, seit Breeze zum Strand gegangen war. Gott sei Dank gab es den Computer. Lily glaubte, dass sie durchgedreht wäre, ohne Fernseher allein hier mit Breeze, die normalerweise oben auf dem Balkon in ihrem Schaukelstuhl saß oder draußen unter einem Baum. Was tat sie dabei? Meistens hatte sie noch nicht mal ein Buch dabei. Breeze redete auch nicht viel mehr als ihre Mutter, aber ihr Schweigen war anders. Breeze hatte ein Leuchten in den Augen, das ihre Mutter nicht hatte, und sie lebte nicht mit einem kompletten Arschloch wie Jerry zusammen. Trotzdem verstand sie, warum Breeze und ihre Mutter Freundinnen gewesen sein konnten. Sie beide hatten etwas, das Lily an die jeweils andere erinnerte.
    Ein Gong verriet ihr, dass sie eine neue Nachricht bekommen hatte, und sie schloss die, die sie gerade las, um nachzusehen, von wem die neue stammte. Als sie die Adresse des Absenders sah, wurde ihr die Brust so eng, dass sie kaum noch atmen konnte. [email protected]. Hatte ihre Mutter wirklich eine E-Mail-Adresse? Darauf wäre sie nie gekommen. Sie hatte ihre Mutter zu Hause nicht ein einziges Mal am Computer gesehen. Aber vielleicht benutzte sie ja einen in der Arbeit.

    Lily konnte sich nicht überwinden, die Nachricht zu öffnen. Warum war das so schwer? Es war bescheuert, dass sie es nicht konnte. Sie öffnete stattdessen zwei Mails von ihren Freundinnen. Sie musste die erste dreimal lesen, bevor sie kapierte, was drinstand, und sobald sie sie zumachte, hatte sie es auch schon wieder vergessen. Irgendein Schwachsinn über einen Jungen an ihrer Schule.
    Warum konnte sie die E-Mail nicht öffnen? Was dachte sie, was ihre Mutter sagen würde? Es war vermutlich derselbe alte Mist wie immer. Vielleicht wollte sie auch nur Breeze’ E-Mail-Adresse. Wie war sie überhaupt an Lilys gekommen? Vermutlich über ihre Freunde. Sie griff nach der Maus.
    Die Zeilen schienen ihr beinahe ins Gesicht zu springen.
    Hallo, ich überlege gerade, wie es Dir wohl geht. Ich vermisse Dich. Gehst Du zur Schule? Ist alles in Ordnung? Ich hab Dich lieb, Mom.
    PS: Sag niemand, dass ich Dir schreibe. Ich will, dass das unter uns bleibt.
    Und dann las Lily sie noch einmal. Sie las die E-Mail so oft, dass sie sich blöd vorkam, obwohl niemand da war, der es mitbekam.
    Schließlich schloss sie die Nachricht und stand auf. Sie stellte fest, dass sie ohne nachzudenken in ihr Zimmer gegangen war. Sie legte sich auf das Bett, befürchtete plötzlich, die E-Mail nicht richtig gelesen zu haben, stand wieder auf und ging mit einem Gefühl von Panik
zurück zum Computer. Sie sollte sich das besser nicht nur eingebildet haben. Aber die Nachricht war unverändert.
    Durchströmt von einer wilden, rastlosen Energie kehrte sie in ihr Zimmer zurück. Sie schlug eine Zeitschrift auf, dann dachte sie: Was für ein absoluter Schwachsinn. Es stand nur dummes Zeug darin, und sie entdeckte nichts, das sie lesen wollte. Sie hielt sie noch eine Weile, dann legte sie sie weg, ohne es zu bemerken. Sie stand auf und ging zum Computer zurück. Plötzlich sah sie sich selbst, wie jemand anders sie sehen würde, und anstatt die E-Mail erneut zu öffnen, starrte sie einfach nur den Bildschirm an. Diese ganze Sache war total hirnrissig. Sie war zu einer Irren mutiert. Sie hatte das Ding schon ein Dutzend Mal gelesen. Sie benahm sich wie ein Kleinkind, wanderte im Haus herum wie eine Idiotin. Bloß weil ihre Mutter ihr so eine bescheuerte E-Mail geschrieben hatte. Sie versuchte, tief Luft zu holen, aber ihre Brust war wie zugeschnürt und tat weh wie bei einer Grippe. Als sie Breeze’ Auto in die Einfahrt biegen hörte, machte sie die E-Mail zu und hastete zurück in ihr Zimmer.
    Auf keinen Fall würde sie heute Abend mit Breeze reden. Breeze hatte zwar keinen Durchblick, aber sie war nicht dumm. Sie würde ihr an der Nasenspitze ansehen, dass etwas passiert war. Außerdem musste Lily sich eine Antwort auf die E-Mail einfallen lassen. Wieder fühlte sie Panik in sich hochsteigen. Was, wenn ihre Mutter erwartet hatte,

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