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Wenn du mich brauchst

Wenn du mich brauchst

Titel: Wenn du mich brauchst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Frey
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irgendwie war dieser Moment nie gekommen.
    »Wir müssen los, Sky«, sagte Kendra mitten in diesen Wust aus unangenehmen Gedanken hinein.
    Kendra wollte mich heute in die Stadt fahren. Wir planten, Ramirez’ Angestelltenrabatt bei Folks in the Garden einmal richtig auszunutzen und während meiner Arbeitszeit nach den restlichen Accessoires für unser Abschlussball-Outfit stöbern.
    Kendra war wie ausgewechselt im Bezug auf ihre Ansichten über Abschlussbälle, seit Moon sich bereit erklärt hatte, als ihr Partner zu fungieren.
    »Wenn sich sonst keiner erbarmt«, hatte er, ohne mit einer Wimper zu zucken, Kendra ins Gesicht gesagt.
    »So ist das nicht!«, hatte ich Kendras Marktwert verteidigt, aber Moon war mir ins Wort gefallen.
    »Doch, doch, Sky, sie ist ja nicht ohne, aber sie hat diese warnend blinkenden Stoppschilder in den Augen, die normalen Jungs Angst machen. Aber ich bin anders. Ich bin abgebrüht und kalt wie Godots Hundeschnauze.«
    Er hatte gelacht. Das war ein paar Tage vor unserem Wohnzimmerpicknick und Leeks Auftritt gewesen. Hinterher, als Kendra und ich die Straßen nach Moon abgefahren und ihn nicht gefunden hatten, war Kendra doppelt besorgt gewesen. Einmal wegen Moons desolater Verfassung im Allgemeinen, aber im Besonderen beim Gedanken daran, dass Moons Verfassung sich negativ auf seine Einstellung zum nahenden Abschlussball auswirken würde.
    »Was, wenn er jetzt alles hinschmeißt und mich sitzen lässt?«, hatte Kendra mich in dieser Nacht im Auto immer wieder nervös gefragt.
    »Das wird er nicht«, beruhigte ich sie. »Ich kenne meinen Bruder, Kendra!« Und ich hatte recht behalten. Nachdem Moon das Atelier in Venice zu zwei Dritteln aus den Angeln gehoben hatte, war er irgendwann im Morgengrauen erschöpft und still nach Hause gekommen und unter seinem Olivenbaum eingeschlafen. Dort fand ihn Rosie, als sie in aller Herrgottsfrühe mit rot geweinten Augen frische Luft schnappen und mit Dem tanzenden Shiva den Morgen begrüßen wollte.
    Zärtlich deckte sie ihn mit ihrer weichsten Decke zu und setzte sich, statt Yoga zu machen, still neben ihn. So hatte ich die beiden gefunden, als ich eine Weile später Godot zum Pinkeln nach draußen bringen wollte.
    »Sieht er nicht zart aus? Und verletzlich?«, sagte sie leise zu mir und schnäuzte sich. »Mein Baby. Meine beiden Babys. Was wäre ich ohne euch? Eine frustrierte Frau in Deutschland bei meinen frustrierenden Eltern. Sie hätten mich gezwungen, einen frustrierenden Beruf zu lernen, und ich hätte das alles …«
    Sie machte eine weit ausholende Geste, die unser marodes Haus, den verwilderten Garten, die halbseidene Nachbarschaft, den verlotterten Distrikt, LA im Allgemeinen und schließlich ganz Amerika einzuschließen schien. »… hier nicht! Himmel, was für ein schrecklicher Gedanke!«, schloss sie dramatisch. Aber dann fing sie, beim Gedanken an Leeks Stewardessengeständnis vom Vorabend, wieder an zu weinen und weckte damit Moon auf.
    »Wo warst du nur die ganze Nacht?«, schluchzte sie und umarmte ihn. »Ich war außer mir vor Sorge, als Sky und Kendra ohne dich zurückkamen.«
    »Nur unterwegs, Mom, es ist nichts passiert«, murmelte Moon vage.
    Kendra und ich waren daraufhin in die Schule gefahren. Und kurze Zeit später hatte Leek unserem Anrufbeantworter erzählt, wie sein Apartment aussah.
    Aber was auch passiert war, Moon schien sein Wort zu halten, was den Abschlussball anging. »Versprochen ist versprochen«, hatte er gestern Abend noch achselzuckend zu Kendra gesagt.
    »Du weißt, dass sie in dich verliebt ist, Moon«, hatte ich ihn später vorsorglich erinnert, als Kendra gegangen war.
    »Ja«, sagte Moon nur und schrieb weiter an seinem Gedicht.
    »Los jetzt, Sky Lovell«, riss mich Kendra aus den Gedanken. Sie stand auf und wischte sich ein paar Grashalme von den Jeans. »Dein Ramirez wird sauer, wenn du schon wieder zu spät kommst. Und dann überlegt er sich das mit den Prozenten vielleicht noch mal, Busenglotzen hin oder her.«
    »Er ist alles andere als mein Ramirez«, sagte ich empört, aber ich erhob mich nun ebenfalls. »Und meine Reize verblassen sowieso jedes Mal, wenn du mit mir in den Shop kommst«, fügte ich hinzu und stieß Kendra in die Seite.
    Ich meinte damit ihren Busen. Ich habe Körbchengröße B und bin froh darüber, aber Kendra hat Größe C und ihre Brüste haben sogar Namen, die sie ihnen mal, nur so aus Lust und Laune, gegeben hat. Sie mag zwar den Jungs gegenüber Stoppschilder in den Augen

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