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Wenn du mich brauchst

Wenn du mich brauchst

Titel: Wenn du mich brauchst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Frey
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haben, aber tief in sich drin ist Kendra sehr verrückt und aufgeschlossen und neben Moon der beste Mensch überhaupt.
    Ihre Brüste heißen übrigens Cordelia, wie König Lears jüngste Tochter, und Fred, wie Fred Feuerstein.
    Wir kamen nicht sehr zu spät und Ramirez war entzückt, mich in Gesellschaft von Kendra, Cordelia und Fred zu sehen, Letztere allerdings sorgsam verhüllt in Blümchen-BH, schwarzem Top und grüner Batikbluse. Zu Folks in the Garden gehen wir vorsorglich immer gut verhüllt. Viele blickdichte Stoffschichten, das ist das erste Gebot, wenn man hier arbeiten will.
    »Prozente für den Abschlussball?«, fragte Ramirez mit seinem gutturalen mexikanischen Akzent und strahlte uns an. »Kein Problem, Mädchen, kein Problem.« Er zwinkerte mir zu. »Du arbeitest, Püppchen, und sie …«, er deutete auf Kendra, »… sie sucht aus. Ist das ein Deal?«
    »Danke, Ramirez«, sagten wir und waren froh, dass er kurz darauf einen Termin außerhalb der Stadt hatte und gehen musste. Wir suchten uns, während ich ab und zu ein paar Räucherstäbchen, eine Bob-Marley-CD, ein Paar Zimtsandalen gegen Schweißfüße und eine Rose of Jericho verkaufte, einige folkloristische Verrücktheiten aus. Zwei bunte Riesenschleifen, knapp unterhalb der Taille zu befestigen, die wippten, wenn man sich bewegte, und vor allem, wenn man tanzte. Sie gaben einem etwas sehr Dynamisches und wir hatten schon jetzt viel Spaß damit. Außerdem suchten wir uns aus Ramirez’ Beständen zwei schwarze Spitzentäschchen aus, dazu schwarze Spitzenhandschuhe mit abgeschnittenen Fingern und dunkellila Seidenstrümpfe.
    »Marypoppinsartig«, sagte Kendra und wir lachten. »Wenn wir damit nicht Ballköniginnen werden, dann weiß ich auch nicht weiter!«
    Am nächsten Tag in der Schule traf ich endlich Gershon wieder. In der letzten Zeit hatten wir uns dauernd verpasst. Diesmal war er allerdings in Eile. »Mathearbeit. Analytische Geometrie«, sagte er und lächelte mich an. »Es ist übrigens fantastisch!«
    »Was?«, fragte ich verwirrt.
    »Dein Lieblingsbuch. Wer die Nachtigall stört . – Wie ist deine Buchvorstellung gelaufen?«
    »Gut«, sagte ich. »Mrs Baxendale hat mir ein A gegeben.«
    »Wow! Bist du immer so gut?«
    »In Literatur schon, aber nicht in den Naturwissenschaften und schon gar nicht in Mathe …«
    Gershon lachte. Wir standen draußen zwischen zwei Pavillons, die Morgensonne schien, ein paar Vögel zwitscherten und die Schatten der Blätter sprenkelten den Weg, auf dem wir standen.
    »Ich hole dich am Samstag dann gleich nach Sonnenuntergang ab. Ich beeile mich. Sorry wegen der Umstände. Aber mein Vater wäre sauer, wenn ich den Sabbat entheiligen würde. Da ist er irgendwie eigen. Ich meine, bei einem Notfall wäre es natürlich was anderes, aber ein echter Notfall ist ein Highschoolball ja nun doch nicht …«
    Gershon wirkte fast eine Spur verlegen.
    »Das geht klar. Mach dir keine Gedanken«, antwortete ich rasch.
    Gershon lächelte mir zu. »Ach, Sky?«, sagte er dann, obwohl es bereits läutete.
    »Was?«
    Er zupfte einen kleinen Zweig von dem Busch neben uns am Wegrand und reichte ihn mir. »Ich habe mich in der Zwischenzeit nach den Gepflogenheiten erkundigt. Und jetzt fehlt mir noch die Farbe deines Kleides.«
    Natürlich, das hatte ich ganz vergessen! Gershon musste mir ein Sträußchen Blumen für mein Kleid mitbringen und Ms Morgan-Stull, die Organisatorin des Highschoolballs, hatte uns in den letzten Wochen so oft und ausdauernd damit gequält, die Farben nur ja aufeinander abzustimmen, dass es zu einem Running Gag geworden war. Und trotzdem hatte ich es vergessen.
    »Schwarz und Lila«, sagte ich und war auf seltsame Weise verlegen. Es kam mir fast so vor, als sprächen wir über so etwas Intimes wie Unterwäsche und nicht nur über ein schlichtes Kleid.
    »Klingt gut«, sagte Gershon und dann musste er wirklich los.
    Wir lächelten uns zu.
    »Ach ja, Sky!«, rief er mir hinterher, als wir schon ein paar Schritte auseinander waren.
    Ich drehte mich um.
    »Ja?«
    »Fahrenheit 451! Mein Lieblingsbuch. Von Ray Bradbury. Kennst du es?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Aber ich weiß, es steht bei Rosie im Regal. Ich werde es lesen!«
    »Rosie? Ist das deine Schwester?«
    »Nein – meine Mutter.«
    »Ah, okay«, lachte Gershon.
    »Viel Glück bei deiner Arbeit.«
    »Danke. Ich halte es in Mathematik wie du in Literatur. Ich werde aller Voraussicht nach ein A abstauben!«
    Ich hatte immer noch den kleinen grünen

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