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Wenn du mich brauchst

Wenn du mich brauchst

Titel: Wenn du mich brauchst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Frey
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sehr erschrocken. Sie hat aufgelegt. Ich habe – es nur ihrem Anrufbeantworter erzählt«, sagte er.
    »Und das war dumm«, schloss er.
    Ich fror und schwitzte und zitterte und hatte Mühe, mich aufrecht zu halten.
    »Sie ist – was?«, wiederholte David plötzlich.
    »Was meinst du?«, fragte mein Vater. »Und ja, sie lebt in Los Angeles, wie wir.«
    »Sie ist Deutsche ? «, fragte David.
    Einen Moment war es ganz still im Raum. Nur die Grillen im Garten zirpten laut wie immer im Sommer. Es war jetzt vollkommen dunkel draußen. Aber Esther mochte die Dunkelheit. Sie saß oft im dunklen Garten und blieb dort, bis wir sie holen kamen.
    »Das … das ist doch egal«, sagte mein Vater schließlich.
    Wieder war es lange still.
    »Egal?«, sagte David dann. »Egal?«
    »Esther stammt auch aus Deutschland, David.«
    David winkte ab.
    »Das muss ich erst mal – verdauen«, sagte er schließlich kopfschüttelnd. »Ich meine, das kann doch alles nicht wahr sein. Hannah vertauscht. So was von irreal. Und jetzt das: diese deutsche Frau …«
    Er stand auf. »Wir reden morgen weiter, okay? Seid nicht böse auf mich, bitte. Ich muss nur – nachdenken, über das alles.«
    Keiner sagte ein Wort.
    Und dann ging David aus dem Zimmer. »Ist nicht gegen dich, Han«, sagte er leise, als er schon an der Tür war. »Du … du bist und bleibst meine Schwester. Immer. Ich muss nur über alles nachdenken, das ist alles.«
    Da stand ich ebenfalls auf. Meine Beine fühlten sich wackelig und schwach an.
    »Hannah?«, fragte meine Mutter leise.
    »Ja?«
    »Es wird alles gut. Das verspreche ich dir. Du bist und bleibst meine Tochter – egal, was kommt.«
    Ich nickte stumm und floh hinaus. Ich wollte endlich alleine sein. Ich musste nachdenken – wie David. Wahrscheinlich noch viel mehr als er. Mein Kopf schmerzte und ich biss die Zähne zusammen.
    Diese – diese deutsche Frau … War sie tatsächlich meine Mutter?
    Konnte das stimmen? Und wenn es stimmte, wie war sie? Wo war sie? Würde ich sie treffen? Wie lebte sie? Stammte sie wirklich aus Deutschland? Was machte sie in LA? Hatte sie – noch andere Kinder?
    Und – zu einer Verwechslung gehörten zwei.
    Ich.
    Ich – und ein anderes Mädchen. Ein anderes, fremdes Mädchen. Irgendwo in LA. Davids und Jonathans wirkliche Schwester. Moshe und Delia Greenbergs wirkliche Tochter. Sarah und Yitzchak Cohens wirkliche Enkelin.
    Und Esthers wirkliche Urenkelin.
    Ich war ein Niemand. Ich rollte mich in meinem Bett zusammen, lud meine Bettdecke und alle meine Kissen auf mich, weinte, rang um Luft und Fassung und Vergessen – und versank irgendwann – endlich – in der Stille der Nacht.
    Annegret? Annegret?
Beschütze sie für mich. Beschütze sie! Versprichst du mir das?
Ja. Ja, ich verspreche es.
Gott sei Dank!
Die Sonne ging auf.
Jakob, oh Jakob!

15. SKY
    »So ein Schwachsinn«, sagte Moon schließlich auf Englisch.
    »Wie bitte?«, fragte Dorothea ärgerlich und schaute uns der Reihe nach an.
    »Mom?«, fragte Moon und ging vor Rosie in die Hocke. »Rosie? Mom?«
    »Ja, Darling?«, antwortete Rosie schwach.
    »Das war Blödsinn, okay? Bullshit. Irgendein Verrückter, ein Hacker, der von seinem PC aus deine Daten geknackt hat und jetzt ein bisschen herumstresst, klar?«
    Meine Knie zitterten und Kendra legte ihren Arm um mich.
    »Ich glaube, Moon hat recht«, sagte sie.
    »Also meint ihr, ich muss Leek deshalb nicht anrufen?«, flüsterte Rosie. »Wenn er nur endlich aus Phoenix zurück wäre …«
    »Nein, das musst du nicht«, sagte Moon ungeduldig. »Mom, hörst du? Das ist nichts als totaler Scheiß. Irgendein Psycho war das. Das ist ein Fakt. Du hast doch seine Stimme gehört. Der war irre und sonst nichts!«
    »Sein Name war Greenberg, stimmt’s?«, hakte Rosie nach. »Jüdisch. Ein jüdischer Name.«
    »Auch Juden können Psychos sein, Mom«, sagte Moon achselzuckend.
    »Lass das nicht Jilliam hören, Moon. – Und was ist, wenn es doch – stimmt?«
    »Mom! Sky wurde geboren – sie haben sie Leek in den Arm gedrückt, während sie dir den Bauch zugenäht haben – und dann hast du sie bekommen. War es nicht so?«
    Meine Mutter nickte leicht.
    »Na also«, sagte Moon. »Und wie ging es weiter? Ich meine, hast du sie von da an immer bei dir gehabt?«
Meine Mutter nickte wieder.
    »Was ist hier eigentlich los, Rosie? Moon? Sky?«, sagte Hamburg/weiblich mit schneidender Stimme.
    »Es geht um Sky«, sagte Hamburg/männlich ärgerlich. »Sie sprechen über Skys Geburt.«
    »Was

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