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Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter

Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter

Titel: Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tara Hudson
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noch einmal passieren. Ich kann es ändern. Diesmal muss ich nicht sterben, ich muss nicht!
    » Hilfe!«, schrie ich laut, doch ich hatte kaum mehr Energie, und der Schrei hallte lediglich in meinen Gedanken wider. Mein Kopf tauchte unter Wasser und blieb dort ein paar Sekunden. Als die Strömung mich wieder an die Oberfläche trieb, keuchte ich angstvoll auf.
    Das Keuchen währte nicht lang, denn die Strömung riss mich beinahe sofort wieder zurück nach unten. Unter der Oberfläche rang ich weiter nach Luft und schluckte dadurch noch mehr Wasser. Die Strömung wirbelte mich herum und riss mich schließlich auf die andere Seite der Brücke, bevor sie mich wieder an die Wasseroberfläche trieb.
    Heftig hustend, blickte ich zu der Brücke empor. Ich konnte die im Regen verschwommenen Gestalten Dougs und Serenas gerade so erkennen, wie sie auf diese Seite der Brücke herüberkamen. Ich versuchte, die Hände nach ihnen auszustrecken, doch ich schaffte es noch nicht einmal, einen Arm aus dem Fluss zu heben.
    Erst da fiel mir auf, dass Serena mir etwas entgegenstreckte. Es war ihre Hand, die wieder über die Leitplanke in meine Richtung ausgestreckt war. Sie winkte mir fröhlich zu, wobei sie freudig mit dem Arm im strömenden Regen herumfuchtelte.
    Ihr strahlendes Lächeln war das Letzte, was ich sah, bevor mein Kopf zum dritten und letzten Mal unterging. Danach sah ich gar nichts mehr.

24
    I mmer noch röchelnd und keuchend erwachte ich. Meine Finger zuckten wild, nach Halt tastend.
    Zuerst spürte ich nichts, was mein Entsetzen nur steigerte. Dann war da der dumpfe Druck von etwas unter mir – etwas Festem. Ich drehte den Kopf so weit wie möglich nach rechts und erblickte ein sandfarbenes Gelb, bloß Zentimeter von meinem Gesicht entfernt. Als ich blinzelte, wurde das Bild deutlicher. Ich erkannte dunkle braune Fäden, die mit dem Gelb verwoben waren. Es dauerte einen Moment, bis mir klar wurde, dass es sich bei dem Braun um meine Haare handelte, auf dem ausgetrockneten Gras unter meinem Kopf aufgefächert.
    Über mir sah ich nichts als Sterne. Ich stieß mich vom Boden ab und ließ den Blick über die Umgebung schweifen. Weit weg im Westen war der Himmel blassviolett geworden, wo soeben die Sonne hinter den Bergen untergegangen war. Überall sonst hatte sich der Abend bereits zu tiefen Lila- und Blautönen verdunkelt.
    Und dennoch, sogar im Dunkeln, erkannte ich die Rundungen und Kanten der vertrauten Grabsteine um mich her. Ich befand mich wieder auf meinem Friedhof.
    Ich hob die Hand und berührte leicht meinen Hinterkopf, an der Stelle, mit der ich auf meiner Grabplatte aufgeschlagen war. Nichts. Kein getrocknetes Blut, keine Wunde, obwohl ich unerklärlicherweise immer noch einen pochenden Schmerz im Kopf verspürte. Ich presste die Hand auf die Brust, gleich über dem Herzen. Kein Schlagen dort. Kein Puls.
    Ich war wieder tot. Zum ersten Mal stimmte mich dieser Umstand glücklich.
    Immer noch im Sitzen drehte ich mich zu meiner Grabplatte um. Selbst im Dämmerlicht war der gewaltige Sprung zu sehen, der jetzt durch deren Mitte verlief. Zwar hatte die Grabplatte mir nichts getan, doch ich hatte ihr ganz gewiss Schaden zugefügt.
    Tja, Dad hatte immer gesagt, ich sei ein Dickkopf.
    Bei dem Gedanken an meinen Vater warf ich rasch einen Blick auf seinen Grabstein. Er war immer noch unversehrt, und aus irgendeinem Grund seufzte ich erleichtert auf.
    Dann schoss mein Kopf wieder in die Höhe, und ich hielt Ausschau nach dem, der die größte Bedrohung in meinem Leben nach dem Tod darstellte. Als ich den Blick über den Friedhof schweifen ließ, sah ich jedoch, dass Eli Rowland verschwunden war.
    Ich blickte auf meinen Arm hinab. An der Stelle, an der Eli mich gepackt hatte, schien sich ein leichter Bluterguss gebildet zu haben. Behutsam berührte ich meine Unterlippe und ertastete dort einen dicken Schnitt. Keine von beiden Verletzungen tat weh. Doch obwohl sie eigentlich unmöglich waren, waren sie real.
    Ich seufzte erneut und lehnte mich zurück, zog die Beine an die Brust und schlang die Arme um sie. Ich musste von diesem Ort verschwinden, und zwar bald. Doch zuerst musste ich nachdenken.
    Das Wichtigste war, dass ich mich offensichtlich an meinen Tod erinnerte. An jeden einzelnen schrecklichen Augenblick. Jetzt wusste ich, wo meine Albträume immer einsetzten. Sie fingen in dem Moment an, als ich schon in den Fluss gefallen war; in dem Moment, in dem der Fluss mir meine Kräfte raubte, bevor ich gerade einmal

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