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Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter

Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter

Titel: Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tara Hudson
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einem seltsamen, zu breiten Grinsen ließ sie meine Schultern los.
    Mehr als dieser Bewegung bedurfte es nicht.
    Die Leitplanke gab mir nun gar keinen Halt mehr. Ich kippte rückwärts, wie in Zeitlupe. Dann fiel ich und stürzte von der Brücke. Unter mir hörte ich das Wasser, wie es schäumte und brodelte, als der Fluss mir entgegenkam. Kurz bevor ich ins Wasser fiel, hörte ich allgemeines Geschrei über mir.
    In dem Augenblick endete die Rückblende.
    Eine Zeit lang hatte ich beinahe vergessen, dass ich eine Rückblende erlebte. Doch die Vergangenheit verschwamm und verblasste, und ich befand mich wieder in dem Fluss und starrte zu der Brücke empor.
    Mir dämmerte Schreckliches. Ich wusste nicht, warum oder wie, aber als diese letzte Rückblende endete, führte sie mich nicht zurück in die Gegenwart und die relative Sicherheit meines Friedhofs. Stattdessen ruderte ich nach der Rückblende immer noch mit den Armen im Fluss und erlebte immer noch, was ich anfangs lediglich für einen weiteren Albtraum meines Lebens nach dem Tod gehalten hatte.
    Also war diese umfassendere Rückblende noch nicht vorbei. Ganz und gar nicht. Und das hier war in gewissem Sinne nun die Gegenwart. Ich befand mich immer noch hier, im Fluss, in der Nacht meines achtzehnten Geburtstags. Und auf einmal starrten auch Doug und Serena immer noch mit wildem Blick auf mich herunter.
    » Doug, sie sieht uns!«, kreischte Serena. » Amelia sieht uns!«
    Doug reagierte nicht auf ihren Ausruf, und er brach auch nicht den Blickkontakt mit mir ab. Er grinste bloß wie ein Verrückter und winkte mir zu, wie Serena es vor der Zwischenrückblende getan hatte.
    Ich konnte immer noch die Schatten sehen, die dunkel um meine Freunde herumwirbelten. Jetzt wusste ich, was sie waren. Diese Schatten konnten nichts anderes als die gefangenen Seelen aus der Unterwelt sein. Elis Lakaien. Die willenlosen Koordinatoren dieses ganzen Abends.
    » Doug, Serena, bitte. Ich kann nicht …«
    Meine Stimme kam sogar noch matter hervor als vor der Zwischenrückblende. Ich spürte, wie ich allmählich den Kampf gegen die Strömung verlor. Ich war viel zu schwach, um jetzt durch das aufgewühlte Wasser an Land zu schwimmen, das wusste ich. Ich würde die Hilfe der anderen benötigen.
    Hilfe, die sie mir anscheinend nicht unbedingt gewähren wollten. Doug und Serena sahen wie Statuen aus, als sie so völlig reglos auf der Brücke standen.
    » Bitte!«, rief ich nochmals, so laut ich konnte.
    Beim Klang meiner Stimme drehte sich Serena zu der Menge der Partygäste hinter ihr um. Sie rief ihnen etwas zu, und ihre Stimme erhob sich hysterisch eine Oktave über deren Gelächter.
    » Hey, Leute! Lasst uns › Happy Birthday‹ singen!«
    Ich schüttelte matt den Kopf. Ich wollte die Menge anschreien, sie anflehen, nicht auf Serena zu hören. Ihnen sagen, dass sie alle von dunklen Geistern kontrolliert wurden, dass sie zur Raserei und um den Verstand gebracht wurden. Doch meine Stimme schien mir, wie meine Arme, den Dienst versagen zu wollen. Also starrte ich zu Serena empor und flehte schweigend mit den Augen.
    Serena blickte mich auf einmal entschlossen an. Ich stieß einen riesigen Seufzer der Erleichterung aus. Ihre Miene konnte nur eines bedeuten: Sie hatte sich entschieden, Hilfe zu rufen. Die Polizei, einen Krankenwagen, vielleicht sogar meine Eltern. Wer auch immer käme, es war mir gleich, solange mich nur jemand aus diesem Wasser zog.
    Doch als Serena endlich etwas sagte, tat sie es ruhig, freundlich. Ohne das geringste Anzeichen von Dringlichkeit.
    » Das hier ist für dich, Amelia, Baby.« Dann drehte sie sich zu der Menge um. » Sind alle bereit? Okay!«
    Einstimmig ertönte Gesang von der Brücke, wie ein Chor.
    »Happy birthday, liebe Amelia …«
    » Nein!«, schrie ich und kämpfte erneut gegen die Wellen an.
    Doch mein Schrei wurde natürlich nie mehr als ein heiseres Flüstern, und mein Kampf war nichts im Vergleich zu der Kontrolle, die die Strömung mittlerweile über meinen Körper hatte. Ich verlor rasch die Fähigkeit, mich über Wasser zu halten, ganz zu schweigen davon, dem Sog der Strömung zu entkommen.
    Mit entsetzlicher Klarheit erkannte ich, was vor sich ging. Die Leute über mir waren zu irre, zu verloren, um mir zu helfen. Ich würde nicht mehr zu Kräften kommen. Und ich würde bei meinem Kampf gegen den Fluss immer schwächer werden.
    Es gab nur eine Möglichkeit, wie diese Szene enden konnte.
    Nein!, schrie ich in meinem Kopf. Das hier muss nicht

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