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Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter

Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter

Titel: Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tara Hudson
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Ich spähte in die Menge und suchte vergeblich nach meinen Freunden.
    Lautes Donnern lenkte mich von meiner Suche ab, und ich blickte auf. Über mir schien der Nachthimmel dunkel und leer zu sein, doch ich wusste es besser: Dicke graue Wolken hatten den Himmel den ganzen Tag über bedeckt und Gewitter angekündigt. Jetzt zuckte ein Blitz über das Schwarz und funkelte grell an den Metallträgern der High Bridge.
    Ich hasste diesen Ort, wirklich. Die Brücke war zu wacklig und zu alt, und es hatte hier für meinen Geschmack viel zu viele Autounfälle und Selbstmorde gegeben. Doch ich konnte mir gut vorstellen, warum Serena diese Brücke für meine Party ausgewählt hatte: Ihr schlechter Ruf hatte dazu geführt, dass sie ziemlich verlassen dalag, sodass sie den idealen Ort für wilde Partys abgab. Ja, ich war vielleicht der einzige Mensch in ganz Wilburton, der keine Lust hatte, sich auf der High Bridge zu betrinken. Der heutige Abend bildete da keine Ausnahme.
    Diese Gedanken verbesserten allerdings kaum meine Laune und so ließ ich den Blick über die Gesichter um mich her schweifen und versuchte, jemanden zu finden, mit dem ich mich unterhalten konnte.
    Doch alle ignorierten mich vollständig. Na ja, alle außer einer Person ignorierten mich. Ein Junge, weit hinten in der Menge und nur teilweise sichtbar, sah mich an. Eine Sekunde wirkte er verblüfft, als überrasche ihn etwas an mir, doch dann lächelte er und nickte mir leicht zu. Die Geste hätte mich beglücken sollen, doch tatsächlich machte sie mich nervös. Ich bin mir nicht wirklich sicher, warum, denn der Junge sah gut aus: merkwürdig leuchtende Haut, lange blonde Haare, strahlend blaue Augen und ein schwarzes Hemd, das über seiner Brust aufreizend offen war, sodass zahlreiche Ketten zu sehen waren. Doch etwas an seinem Lächeln wirkte mehr wie ein affektiertes Grinsen.
    Ich lehnte mich zu einem Mädchen, das mir vage bekannt vorkam, und rief über den Lärm hinweg: » Hey, siehst du Mr. Rockstar dort drüben? Was ist denn das für einer?«
    » Wer denn?«, schrie sie.
    Als ich mich zurückdrehte, um auf ihn zu deuten, sah ich ihn nicht mehr in dem Meer aus Gesichtern. Vielleicht war er weggegangen?
    Ich runzelte die Stirn und schob mich durch die Menge, auf einmal unerklärlicherweise erpicht darauf, ihn zu finden. Die Menge wogte um mich her, versperrte mir manchmal den Weg und stieß mich manchmal weiter. Ich musterte jeden Partygast, hatte aber etwa genauso viel Glück bei meiner Suche nach Mr. Rockstar wie zuvor bei meiner Suche nach Doug und Serena. Während ich mir mit den Ellbogen einen Weg über die Brücke bahnte, fielen Regentropfen, erst langsam und dann immer schneller.
    » Perfekt«, murmelte ich und wischte mir einen dicken Tropfen aus meinem rechten Augenwinkel. Doch so fest ich auch wischte, der Tropfen verschwand nicht. Verärgert warf ich den Kopf heftig nach rechts.
    Da sah ich sie. Sie mussten sich am Rand meines Blickfelds befunden haben, fast, aber nicht ganz außer Sicht: Schwarze Gestalten, die durch die Menge wehten und die Köpfe der Leute umkreisten. Die tintenartigen, unwirklichen Gebilde bewegten sich wie eine Flüssigkeit, wogten und wirbelten herum. Dennoch sahen sie dicht aus, beinahe wie Wolken oder …
    » Rauch!«, schrie ich und drückte mich gegen einen besonders außer Kontrolle geratenen Jungen.
    Ich schrie das Wort immer wieder und stieß Leute an, doch die Menge reagierte lediglich mit gellendem Gelächter und leeren Blicken auf mein Rufen, als könnten sie mich nicht sehen, von den merkwürdigen Gestalten, die sich über ihren Köpfen bewegten, ganz zu schweigen.
    Ich verfiel in Panik. Mein Adrenalinspiegel stieg an, und ich versuchte mir mit den Ellbogen einen Weg durch die dichte Masse teilnahmsloser Körper zu bahnen.
    Auf einmal brachen meine Arme durch die Menge. Ich fuchtelte einen Moment mit den Händen in der Luft herum, bis sie etwas Festes ergriffen: kaltes, nasses, glattes Metall. Ich hielt es fest gepackt und benutzte es, um mich aus der Masse der Körper zu ziehen.
    Ich sah nach unten und erblickte meine Hände, die den Rand der metallenen Leitplanke der Straße umklammerten, einer dürftigen Planke, die Autos davon abhalten sollte, von der Brücke und in den Fluss darunter zu stürzen.
    Die Menge hinter mir wand sich, und ich umschlang die Planke, als wollte ich den Leuten entkommen. Doch wohin? Ich warf einen flüchtigen Blick nach unten, auf den Fluss.
    Das Wasser wogte zu mir empor,

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